Dass es im Osten von Berlin eine entlastende Schnellstraße brauche, das war den Verantwortlichen schon vor 55 Jahren bewusst. Jetzt, Anfang 2024, kommt endlich neuer Schwung in das Projekt „Tangentiale Verbindung Ost“ (TVO). Wo sie entstehen soll, was sie kostet und wann Autofahrer in Marzahn und Köpenick aufatmen können – KURIER fasst den Planungsstand zusammen.
Fakt ist: Der Osten Berlins ist verkehrstechnisch am Limit. Vor allem, wer im Berufsverkehr von A nach B muss, braucht regelmäßig starke Nerven. Ein Kernproblem: die notorisch überlasteten Straßen rund um die Altstadt Köpenick und den S-Bahnhof Köpenick, der derzeit zum Regionalbahnhof um- und ausgebaut wird.
Schnellstraße nach Köpenick soll Wohngebiete entlasten
Dass ein sogenannter Straßen-Lückenschluss zwischen Marzahn und Köpenick die Situation also entlasten würde, wissen Politiker schon seit Jahrzehnten. Schon im 1969 verabschiedeten Generalverkehrsplan von Berlin wollte man die Wohngebiete entlasten. Der Plan war gefasst – und lag die nächsten Jahrzehnte brach.
Erst 2013 – immerhin vor elf Jahren – wurde er wiederbelebt. Die „Tangentiale Verbindung Ost“, so der Arbeitstitel, bezeichnet seitdem eine neu zu planende Straßenverbindung im Osten Berlins. Der nördliche und südliche Abschnitt dieses Verkehrsweges ist als Märkische Allee und Spindlersfelder Straße nunmehr seit vielen Jahren in Betrieb.
Die vorhandene Lücke zwischen der B1/B5 (bzw. der Märkischen Allee) im Bezirk Marzahn-Hellersdorf im Norden und der Straße An der Wuhlheide (bzw. Spindlersfelder Straße) im Bezirk Treptow-Köpenick im Süden gilt es nun zu schließen, heißt es seitens der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt.
Wo soll die Schnellstraße nach Köpenick gebaut werden?
Über die genaue Streckenführung ist noch nicht endgültig entschieden, jedoch bevorzugt man derzeit eine Route, die sich eng an der bestehenden Bahntrasse zwischen den Bahnhöfen Biesdorf und Wuhlheide entlangbewegt.
Was für die Anwohner massive Entlastung bedeuten würde, ruft als Kritiker natürlich Umweltschützer auf den Plan. Nach ihren Einschätzungen müssten bis zu 15 Hektar Wald für die Schnellstraße weichen. Vergangenes Jahr protestierten Baumbesetzer tagelang unter dem Motto „Wuhli bleibt“.

Tilmann Heuser, Geschäftsführer des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland e. V. (BUND Berlin), stellt klar: „Wir lehnen den Bau der TVO ab.“ Er plädiere für den Ausbau des Straßenbahn-Netzes – der übrigens parallel läuft (KURIER berichtete). Die Polizei räumte schließlich das Protestcamp.
So richtig Schwung kam dann Ende 2023 ins Projekt TVO. Am 8. November hatte die Verkehrs- und Umweltverwaltung 21 Aktenordner mit Antragsunterlagen bei der zuständigen Senatsverwaltung für Stadtentwicklung eingereicht. Das Planfeststellungsverfahren für die Schnellstraße begann.
Wann wird die Schnellstraße nach Köpenick fertig?
Und wie geht es jetzt weiter? Wann entlastet die neue Straße Köpenick und den Berliner Osten denn nun endlich? Bis dahin werden noch einige Jahre ins Land ziehen. „Erfahrungsgemäß schätzen wir etwa mindestens 1,5 Jahre für das planrechtliche Verfahren“, äußerte sich ein Sprecher der Senatsverwaltung gegenüber dem RBB.
Danach müssen rund 100 Teil-Projekte des Neubaus vergeben werden. Frühestens 2026 ist der Baustart erwartet – vorausgesetzt zu erwartende Klagen führen zu keiner größeren Verzögerung.
Da scheint die geplante Bauzeit von sieben Jahren für die TVO ja fast schon ein Klacks zu sein. 2032 ist der früheste denkbare Eröffnungstermin. Mindestens 400 Millionen Euro wird das Projekt dann gekostet haben – Tendenz steigend.
Verkehrssenatorin Manja Schreiner betont: „Dieses Projekt ist schon viel zu lange in der Planung. Ich möchte das jetzt endlich voranbringen. Die Effekte sind die gleichen wie bei der A100. Wir bündeln Verkehr, entlasten Wohngebiete von Verkehr und Lärm.“ ■