Aufgaben geklaut

Abitur-Irrsinn: Prüfung für 8000 Schüler abgebrochen – schuld ist ein Einbrecher!

Einige Abiturienten bekamen den Prüfungszettel unter der Nase weggezogen. DAS war der Grund.  

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Abiturprüfungen mit Hindernissen in Niedersachsen.
Abiturprüfungen mit Hindernissen in Niedersachsen.Sina Schuldt/dpa

Prüfungs-Irrsinn in Niedersachsen! Pünktlich um 8 Uhr am Morgen saßen im ganzen Bundesland die Abiturienten hoch konzentriert vor ihren Aufgabenzetteln im Fach Politik/Wirtschaft. Einige durften beginnen. Andere warteten lange vergeblich auf den Startschuss für die Klausuren. Nach spätestens 45 Minuten wurde die Prüfung dann überall abgebrochen. Wer schon geschrieben hatte, bekam den Zettel unter der Nase weggezogen. Was war passiert?   

Die Schulen erfuhren erst sehr spät, dass es in Goslar zu einem „Vorfall“ gekommen war. Am dortigen Gymnasium hatte ein Mitarbeiter Unterlagen entdeckt, die auf dem ganzen Schulhof herumlagen: Es waren die Abitur-Aufgaben für Politik/Wirtschaft! Die Papiere waren offenbar nach einem Einbruch aus dem Schul-Tresor geklaut worden.

In Niedersachsen gilt das Einheitsabitur. Das heißt: Die Aufgaben sind überall gleich, werden vom Kultusministerium digital an die Schulen übermittelt. Die Lehrer können sie am Vortag herunterladen und kopieren. So geschah es auch in Goslar. Die Aufgaben landeten in einem versiegelten Umschlag im verschlossenen Tresor. 

Prüfung abgebrochen: 8000 Abiturienten betroffen

Dann kamen die Langfinger … Die Polizei bestätigte später den Einbruch. Ob es die Täter überhaupt auf die Aufgaben abgesehen hatten, ist noch völlig unklar.  

Kaputte Scheibe in einem Gymnasium in Goslar: Wegen eines Einbruchs an einer Schule sind die schriftlichen Abiturprüfungen im Fach Politik-Wirtschaft in ganz Niedersachsen unterbrochen worden.
Kaputte Scheibe in einem Gymnasium in Goslar: Wegen eines Einbruchs an einer Schule sind die schriftlichen Abiturprüfungen im Fach Politik-Wirtschaft in ganz Niedersachsen unterbrochen worden.Heine/Goslarsche Zeitung/dpa

In den Prüfungsräumen warteten nun also 8000 Abiturienten darauf, zu erfahren, wie es weitergeht. „Eineinhalb Stunden saßen wir herum und wussten nicht, was passiert“, berichtet ein Abiturient aus Sarstedt im Kreis Hildesheim. Dann fiel hinter den Kulissen die Entscheidung. Da die Aufgaben vor Prüfungsbeginn öffentlich geworden waren, sind sie damit ungültig geworden.  

Gegen 9 Uhr lud das Ministerium neue Aufgaben hoch

Gegen 9 Uhr lud das Ministerium neue Aufgaben hoch, die ursprünglich für einen Nachholtermin vorgesehen waren. „Wir haben um halb zehn mit der zweiten Klausur begonnen“, sagt der Prüfling aus Sarstedt. Viele seiner Mitschüler seien mit den Umständen und dem neuen Thema nicht gut klargekommen, berichtet er. Das Ministerium hatte den Schulen angeboten, alternativ einen Nachschreibetermin im Mai zu nutzen. An den meisten Gymnasien wurde die Prüfung aber einfach fortgesetzt. 

Am Christian-von-Dohm-Gymnasium in Goslar wurde eingebrochen.
Am Christian-von-Dohm-Gymnasium in Goslar wurde eingebrochen.CvD

Sechs Schulstunden später hatte dieser irre Prüfungstag in Niedersachsen dann ein spätes Ende. Experten halten das Vorgehen des Ministeriums zumindest für fragwürdig. Nicht auszuschließen, dass diese Abitur-Prüfungen noch ein Nachspiel haben werden.