Die unverschämten Preise auf Berlins Weihnachtsmärkten fordern erste Opfer. Ein Standbetreiber schert aus, weil ihm die Miete zu teuer geworden ist. Die Miete wurde nämlich verdoppelt, der gute Mann kann sich das einfach nicht mehr leisten. Bei 40.000 Euro stieg er aus.
Mieten verdoppelt, Glühweinpreise um bis zu 60 Prozent rauf: Mehr als 25 Jahre lang hatte Axel Kaiser seine Bude am Weihnachtsmarkt an der Gedächtniskirche. Jetzt kann er sich die Bude am Berliner Breitscheidplatz nicht mehr leisten. Der Unternehmer kapituliert, schreibt die Berliner Zeitung.
Nach der Pandemie sei die Miete verdoppelt worden, sagt Kaiser der Zeitung. „Das war der Punkt, an dem ich nicht mehr mitmachen konnte.“ Inzwischen verkauft er seinen Glühwein in Bückeburg in Niedersachen– für fünf Euro. In Berlin kostet der ein Drittel mehr, eben weil die Standmieten so unverschämt hoch sind.
Kaiser sagt: „Natürlich gibt es Inflation und steigende Kosten, aber das war einfach unverhältnismäßig. Wer profitiert davon? Bekommen die Mitarbeiter mehr Lohn? Hat die Stadt etwas davon? Ich bezweifle das.“
Fixkosten für Berliner Weihnachtsmarkt-Stand schon bei 100.000 Euro
Dabei lagen die Fixkosten für seinen Stand am Breitscheidplatz sowieso schon bei rund 100.000 Euro, wenn man Miete, Personal, Strom, Wasser und Gas veranschlagt. Aber die neuen Standmieten hauen vielen jetzt den Boden unter den Füßen weg. Das Leben als Berliner Weihnachtsmarktunternehmer ist wahrlich kein Zuckerschlecken mehr.
„Vor der Pandemie habe ich für meinen selbstgemachten Eierpunsch fünf Euro verlangt“, erinnert sich Kaiser. „Jetzt sehe ich Preise von acht bis neun Euro.“ Die Frage drängt sich auf: Wer kann sich das eigentlich noch leisten? Denn neben den Unternehmern sind auch Kunden wenig erfreut über die Preis-Rallye. Wer sich früher drei Glühweine einschenken ließ, nimmt heute eben nur noch zwei. Auch darum wird das Leben für die Budenbetreiber immer schwerer. Aber die Mieten sind eben doch die größte Last.

„Die Verdopplung der Miete ist für mich nicht nachvollziehbar“, sagt Kaiser in der Berliner Zeitung. Besonders skeptisch sei er, wenn er sehe, dass die Stadt Berlin davon nichts habe. „Während der Pandemie wurden die Sondernutzungsgebühren für öffentliche Flächen zeitweise ausgesetzt. Warum also diese extreme Erhöhung? Und wenn die Preise so stark steigen, warum profitieren nicht die, die es wirklich brauchen – die Stadt, die Mitarbeiter oder sogar die Besucher? Stattdessen scheinen die zusätzlichen Einnahmen einfach irgendwo zu versickern. Das hat für mich keinen Sinn ergeben, und deshalb habe ich entschieden, in Berlin aufzuhören.“
Standmiete auf Weihnachtsmarkt in Berlin verdoppelt
Traurig dürften sicher auch die vielen Promis sein, die Axel Kaiser regelmäßig in Berlin bewirtete. Zu seinen wichtigsten Gästen an der Gedächtniskirche gehörte einst Angela Merkel. „Sie kam unauffällig, fast schon heimlich. Ihre Leute riefen vorher an, damit wir Bescheid wussten, und es war strengstens verboten, irgendetwas zu verraten. Sie schlängelte sich durch die Reihen, fiel nicht auf.“
Politik war nicht das Gesprächsthema – dafür aber die Weihnachtsgans. Merkel sagte zu Kaiser: „Du musst die Gans mit Bier einpinseln, dann wird sie schön knusprig!“ Im Gegenzug für ihren Tipp fragte sie ihn nach seinem Glühweinrezept.
Mittlerweile ist Kaiser auf einem Weihnachtsmarkt in Niedersachsen am Start. Dort steht er für elf Tage im Jahr. Und offenbar ist der Preiskampf dort deutlich bequemer. „Bückeburg ist kleiner, familiärer – und vor allem günstiger“, sagt Kaiser. „Die Standmiete dort ist nicht mit Berlin zu vergleichen, und ich kann meinen Glühwein weiterhin für fünf Euro anbieten.“ Schade für Berlin, aber gut für Axel Kaiser. ■