Der herzliche Ur-Berliner Renato versorgte die Hauptstädter und Pendler fast 30 Jahre lang mit ehrlicher Currywurst am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost. Viele aus der Gegend wissen, von wem hier die Rede ist. Denn Renato war ein bekanntes Gesicht, stets mit einem Lächeln auf den Lippen und einem fröhlichen „Ahoj“-Gruß. Er servierte mit Hingabe eine der wohl besten Currywürste der Stadt – dafür würden viele einstehen. Seine Imbissbude diente nicht nur dem schnellen Hunger, sondern war gleichermaßen ein Treffpunkt. Nun trauern seine Fans und Freunde um den kultigen Curry-König von Friedrichsfelde-Ost.
Unerwartetes Ende für Berliner Imbissbesitzer am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost
Der Curry-König, so wurde er von manchen genannt, wuchs in Kreuzberg auf, am Paul-Lincke-Ufer. „Eine Currywurstbude zu besitzen, war immer mein Traum“, erzählte er dem KURIER noch kürzlich. „Den S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost über drei Jahrzehnte aus einer Imbissbude zu beobachten, war wie eine Bühne des Lebens“, erzählte er weiter. „Und die Leute waren die Stars, und so habe ich sie auch behandelt. Ich kannte alle bei Namen.“
Doch dann die traurige Nachricht: Renato musste seinen Stand aufgeben, da er an Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) erkrankte – eine schwere Krankheit, die ihm nach und nach die Kontrolle über seine Muskeln raubte. Der Abschied seines Imbisses in Friedrichsfelde wurde groß gefeiert. „Die Krankheit ist für mich ein Schock, aber es ist kein Ende, sondern ein Neustart in ein anderes Leben“, sagte Renato dem KURIER noch im September.

Viel zu schnell siegte ALS über den fröhlichen Ur-Berliner, und schnell sprach sich sein Schicksal herum. Renatos jüngerer Bruder Mike erzählt, wie Renato die letzte Zeit seines Lebens in der schönen Märkischen Schweiz gestaltete. Er zog vor acht Jahren nach Buckow und wurde dort herzlich in die Gemeinschaft aufgenommen.
„Er veranstaltete ein Konzert auf der Palliativstation – er dimmte das Licht, eigentlich konnte er sich kaum noch bewegen oder reden, aber das war so toll!“, erzählt Mike Dunz. Er war vier Jahre jünger als Renato, die Brüder teilten sich sogar den gleichen Geburtstag.
Johanna, eine enge Freundin der Familie, erzählt:. „Er hat uns eine andere Art von Sterben vorgelebt, so selbstbestimmt.“ Sie erzählt, dass er sich trotz seiner Krankheit nicht zurückzog. „Je nach Kräften hat er noch so viel organisiert … der hatte jeden Tag die Hütte voll“, erzählt Mike lachend. „Ja, er hatte wirklich die ganze Zeit Besuch! Und er wollte Besuch haben“, ergänzt Johanna. „Er sagte zum Ende, dass er lange jung gelebt hat, und jetzt sehr schnell alt wurde“, erzählt Mike.

Bis bald, Curry-König von Marzahn: „Er hat uns eine andere Art von sterben vorgelebt“
Mit seinen immer bunten Fingernägeln gestaltete Renato sich sein Leben auch in den letzten Lebensstunden feierlich. In den Armen seines jüngeren Bruders schloss der Berliner Curry-König Renato seine Augen. Er starb im Alter von 56 Jahren am 26. November, umgeben von seinen Liebsten.

Wie Renato es sich gewünscht hatte, wurde sein Leben am „Scherie“ (so nannte er den Schermützelsee) gefeiert. Buckower, Freunde, Verwandte – um die 7o Menschen versammelten sich an diesem Abend, Renato zur Ehre. So auch seine Stammgäste, wie die Polizeibeamten vom Nöldnerplatz.
Sein Imbiss wurde am 12. Dezember neu eröffnet, mit neuen Eigentümern, an Renatos altem Platz – dem S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost. Dank vieler Menschen war das möglich, erzählt Mike. Menschen, die nicht nur seine Stammkunden waren, sondern auch Freunde:. „Sein geliebter Imbiss wird nun weitergeführt.“







