29 Jahre Curry-König!

Renato und sein Currywurst-Stand: „Ahoj“ – Abschied von Friedrichsfelde Ost

Renato kämpft mit gesundheitlichen Herausforderungen, während der einst belebte Currywurst-Stand am Berliner S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost nun leer steht.

Author - Veronika Hohenstein
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Renato ist der Inbegriff eines herzlichen Berliner Imbissverkäufers. Täglich begrüßte er seine Kunden mit einem strahlenden Lächeln und einem 'Ahoj' – nach 29 Jahren musste er diese Leidenschaft nun aufgeben, weil er an ALS erkrankt ist.
Renato ist der Inbegriff eines herzlichen Berliner Imbissverkäufers. Täglich begrüßte er seine Kunden mit einem strahlenden Lächeln und einem 'Ahoj' – nach 29 Jahren musste er diese Leidenschaft nun aufgeben, weil er an ALS erkrankt ist.Charleen Dahms

Einige würden sagen, Renatos Currywurst war die Beste der Hauptstadt! Seit Jahren war der kleine Imbissstand am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost für viele Berliner ein vertrauter Ort, denn seit 29 Jahren machte Renato hier gute Laune und brutzelte Würstchen. 

Für viele Berliner aus Friedrichsfelde ist Renato ein bekanntes Gesicht. Lehnen wir uns zu weit aus dem Fenster, wenn wir behaupten, dass sein Imbiss nicht nur ein Ort für den schnellen Hunger war, sondern auch ein Treffpunkt, an dem sich Nachbarn und Pendler gleichermaßen wohlfühlten? Renato begrüßte seine Gäste täglich mit einem herzlichen Lächeln, einem „Ahoj“ und servierte mit Hingabe eine der wohl besten Currywürste der Stadt. 

Der Curry-König von S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost – schwer erkrankt!

Auf Instagram teilte Renato kleine Einblicke in seinen Alltag, auf einem Video ist zu sehen, wie er in weißer Schürze hinter der Theke des Imbissstandes sich filmen lässt: „Warum ich morgens aufstehe,“ sagt er mit einem großen Lächeln im Gesicht.

Dann greift er geschickt mit seiner Zange zu einer saftigen Wurst, schnippelt sie im Handumdrehen in mundgerechte Stücke, und streut das Curry drauf – dann das Ketchup und nimmt sich einen kleinen Piekser und beißt mit Schmackes in die Wurst! Den Kameramann hört man lachen.  Einer der Kommentare unter dem Video lautet: „Danke, dass Du immer aufgestanden bist – und uns hier in Friedrichsfelde – seit bestimmt 30 Jahren mit leckerer Currywurst verwöhnst. Ich wünsche Dir alles Gute, lebe Deinen Traum vom Singen und Malen aus – und habe viel Spaß dabei.“

Er ist in Kreuzberg aufgewachsen, am Paul-Linke-Ufer. „Eine Currywurstbude zu besitzen, war immer mein Traum,“ erzählt er dem KURIER.

„Den S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost über drei Dezennien aus einer Imbissbude zu beobachten, war wie eine Bühne des Lebens,“ erzählt er weiter. „Und die Leute waren die Stars, und so habe ich sie auch behandelt. Jeder Mensch ist ein lebendiges Kunstwerk. So habe ich die Menschen bei Friedrichsfelde Ost gesehen und ich war der kleinste gemeinsame Nenner, bei der Bude gab es nie ärger.“

Ahoj ,Renato: Der Curry-König vom S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost sagt ‚Tschüss‘, da die ALS-Diagnose  bestätigt wurde. Seit 29 Jahren hat er mit Herz und Seele Currywürste für die Berliner gebraten.
Ahoj ,Renato: Der Curry-König vom S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost sagt ‚Tschüss‘, da die ALS-Diagnose bestätigt wurde. Seit 29 Jahren hat er mit Herz und Seele Currywürste für die Berliner gebraten.Privat

Ende einer Ära am S-Bahnhof: Herzlicher Imbissverkäufer Renato schlimm erkrankt!

Doch am Donnerstag, dem 15. August, mussten seine Kunden schweren Herzens Abschied nehmen. Viele Stammkunden waren vor Ort, es wurden Videos gemacht: „Große Jungs mit Muskeln haben zum Abschied geweint. Wir waren alle sehr traurig, eine Ära ging zu Ende.“ Er fügt hinzu, dass er extra noch ein paar weitere Tage arbeitete, um sich wirklich von allen zu verschieden.:„Ich war nicht plötzlich weg“.

Nun steht der Imbiss leer, zum Verkauf bei Kleinanzeigen, und der vertraute Geruch von Currywurst ist verschwunden. Renato musste seinen Stand aufgeben, da er an Amyotrophe Lateralsklerose (ALS) erkrankt ist – eine schwere Krankheit, die ihm nach und nach die Kontrolle über seine Muskeln raubt. Diese Diagnose hat das Leben des beliebten Berliner Imbissbesitzers und seiner Familie grundlegend verändert. 

„Die Krankheit ist für mich ein Schock, aber es ist kein Ende, sondern ein Neustart in ein anderes Leben“, sagt Renato dem KURIER. Er wohnt jetzt seit acht Jahren in der Märkischen Schweiz in Buckow. Die letzten Jahre fuhr Renato zweimal die Woche nach Berlin zum Imbissstand.

Seine Stammgäste nennen ihn den Curry-König: Der gebürtige Kreuzberger Renato musste seinen geliebten Imbissstand am S-Bahnhof Friedrichsfelde nach 29 Jahren aufgeben. Er erkrankte plötzlich an ALS!
Seine Stammgäste nennen ihn den Curry-König: Der gebürtige Kreuzberger Renato musste seinen geliebten Imbissstand am S-Bahnhof Friedrichsfelde nach 29 Jahren aufgeben. Er erkrankte plötzlich an ALS!Charleen Dahms

Unerwartetes Ende für Berliner Imbissverkäufer am S-Bahnhof Friedrichsfelde Ost

Seine Freunde schildern Renato als „echten Juwel in der Nachbarschaft“ – wegen seines Engagements und seiner Leidenschaft für die Imbissbude. Das Brutzeln von Würstchen ist nun Geschichte. Fast täglich befindet er sich in ärztlicher Obhut und muss sich diversen Untersuchungen unterziehen. Aber Renato hat Hoffnung: Er sagt, er ist stärker als ‚ALS‘ und: „... Genießt das Wetter, das Wasser und spielt täglich auf seiner Gitarre“, denn er geht viel schwimmen, was ihm und seinen Körper sehr wohl tut. Er liebt es zu Singen, und die Kunst. 

Um Renato in dieser schwierigen Zeit zu unterstützen, haben seine Freunde eine Spendenaktion ins Leben gerufen. Selbst die Polizei vom Nöldner Platz, die wohl Stammgäste in Renatos Imbissbude waren, zeigte ihre Unterstützung mit einer Spende und der Nachricht: „Alles Gute von deiner Polizei vom Nöldner Platz“. Wollen auf Sie Renato mit einer Spende unterstützen? Bei GoFundMe ist das möglich.

Der Curry-König von Friedrichsfelde Ost, Renato, ist an ALS erkrankt: Jetzt steht seine Imbissbude bei Kleinanzeigen zum Verkauf, und Renato musste in Frührente gehen.
Der Curry-König von Friedrichsfelde Ost, Renato, ist an ALS erkrankt: Jetzt steht seine Imbissbude bei Kleinanzeigen zum Verkauf, und Renato musste in Frührente gehen.Privat

Stammgäste nennen ihn Curry-König Renato: „Macht eure Träume zur Realität!“

Renato wusste genau, was seine Stammkunden bevorzugten, und seine freundliche Art machte jede Begegnung einfach nett. Ob man schnell eine Wurst auf die Hand wollte oder ein paar Minuten Zeit für ein Gespräch hatte – Renatos Stand war ein fester Bestandteil der Kiezkultur, und das seit gut 29 Jahren! Mit einem frischen „Ahoj“ begrüßte er seine Kunden – neue Gesichter erkannte er sofort. „Ich kannte alle bei Namen“, erzählt er dem KURIER. Einige waren seit 30 Jahren seine Kunden – kamen als Kinder zum Imbiss und später brachten sie ihre eigenen Kinder mit, zum Currywurstessen bei Renato. Er seufzt: „Das Leben geht weiter.“

Dem KURIER sagte Renato, dass er sich bei den Berlinern bedanken will: „Danke für die Bühne, die Liebe und die Anerkennung. Unvergessliche 29 Jahre, mit Freude Curry und Pommes geteilt. Danke für ein freies artgerechtes Leben ... macht eure Träume zur Realität! Mit Charme, Freude und Begeisterung.“