Auf ihren Werbe-Flyern werden ihre Expertisen gelistet – Problemlösung in Liebe und Partnerschaft, schnelle Befreiung von schwarzer Magie, Lebensberatung, Unternehmensberatung, Jenseitskontakte und Co.! Und du bist wirklich eine richtige Hexe? „Ja, ja …!“ beteuert Mona Stein dem KURIER. Wahrsagen tut sie schon seit 1987!
In der Gethsemanestraße im Prenzlauer Berg soll sie wohnen, wir treten an die Tür heran, gleich rechts – klopf klopf … und da sitzt Mona in ihren Stuhl, zwischen Pralinen und Kerzen – die Augen mit Kajal umrahmt, das Haar ist rötlich und lockig, und dann diese Palmentapete im Hintergrund. Hier drinnen ist es warm. Auf dem Tisch liegen ihre Karten, in Küchenpapier eingewickelt.
„Hexe vom Prenzlauer Berg“: Mona Stein tut seit ’87 Wahrsagen!
Liebe KURIER-Leser, können Sie sich an Mona Stein erinnern? Schon oft hat sie ihre Geschichte erzählt. An den Wänden ihres kleinen Wohnzimmers kleben Fotos, handgeschriebene Briefe, Diplome und vergilbte Zeitungsausschnitte. Eine bunte Collage aus einem bewegten Leben. Diese charismatische Berlinerin, mit italienischen Wurzeln, verkörpert ein wahres Multitalent und ein Urgestein der ehemaligen DDR. Denn ja, Spiritualität gab es damals auch.
Schon früh, so erzählt Mona, habe sie ihre Fähigkeit gespürt. Ihr Großvater, ein Wanderschauspieler, mit Wurzeln in Italien und Roma-Abstammung, brachte ihr das Kartenlegen bei, als er ihre Gabe entdeckte. Damals war sie 14 Jahre alt: „Was ich sah, traf tatsächlich ein“, sagt sie.

Von der Frisörin zur Sängerin und Schauspielerin – und zur guten Hexe!
Auf Wunsch ihrer Eltern, sich auf einen „ordentlichen Berufsweg“ zu konzentrieren, begann sie eine Ausbildung zur Frisörin – doch das Rampenlicht lockte. Sie studierte Gesang und Schauspiel – drei Diplome, das dritte beweist ihr Wissen in Psychotherapie. Mit ihren Locken und einer beeindruckenden Bühnenpräsenz tourte sie durch den Osten, mit Liedern von Zarah Leander und Marlene Dietrich, bevor sie als Schauspielerin durchstartete – so steht es in ihrer Vita.
Sie war ein bekanntes Gesicht in vielen Defa-Produktionen. Mit über 70 Rollen, darunter „Zille und ick“ und „Der Bruch“ an der Seite von Götz George, prägte sie sich als unverwechselbares Gesicht in die Erinnerung des Publikums ein.
Doch 1987 änderte sich alles: Für eine Silvestershow in der Möwe wurde eine Wahrsagerin gesucht – Mona übernahm. In einem Berliner Club sagte sie über 60 Menschen die Zukunft voraus. Die Resonanz war überwältigend, und plötzlich saß sie da, in ihrer neuen Berufung und der große Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Sie wurde zur ersten offiziell anerkannten Hellseherin der DDR ernannt und ihre Gabe sprach sich herum. Man nennt sie auch die Hexe vom Prenzelberg.

Mona Stein: „Ich habe ein Helfersyndrom“
„Ich hätte auch durch und durch Schauspielerin bleiben können“, sagt sie. „Aber ich habe immer gespürt, dass ich mehr kann, mehr geben muss. Ich habe ein Helfersyndrom, wenn ich mit meiner Gabe Menschen helfen kann, muss ich das auch“, erzählt sie. Wie vielen Menschen sie eine Richtung geben konnte, ist nicht bekannt. Viele Berliner können sich wohl an sie erinnern! Liebe KURIER-Leser, bitte erzählen Sie uns ihre Geschichte mit Mona Stein, und schreiben Sie uns eine Mail an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns!
Aber nicht nur Fragen des Liebeskummers wurden zur Monas Aufgabe – es ging auch um großpolitische Energien! So versuchte auch die Staatssicherheit der DDR mehrfach, Mona anzuwerben. „Die kamen zu mir und sagten: Machen Sie was für uns, dann machen wir was für Sie“, erzählt sie. Doch Mona blieb standhaft. „Wenn ein Mensch mir vertraut, kann ich ihn nicht verraten.“
Im Jahr 1989 wurde sie sogar ins DDR-Außenministerium gerufen. „Die fragten mich, was sie tun sollen – die Leute wollten ausreisen.“ An die Worte ihres Ratschlags kann sie sich gut erinnern: „Lasst die Menschen endlich reisen. Je mehr ihr sie einsperrt, desto mehr wird es eskalieren. Vor 20 Jahren hätten sie mich fragen müssen – man hätte gegenseitiges Vertrauen aufbauen können.“
Wahrsagerin Mona Stein: „Der Helmut Kohl war wirklich süß!“
Während Mona erzählt, mischt sie langsam die Karten. „Ich habe sogar Helmut Kohl die Karten gelesen. Der war der beste Politiker in meinen Augen.“ Sie lacht, schüttelt den Kopf, und erzählt weiter: „Der Helmut Kohl war wirklich süß. Und die Presse hat gewartet, bis er weg war, und dann geklingelt.“ Und Mona hat den Reportern gesagt, „dass Kohl mein Vertrauen hatte und ich Schweigepflicht habe. Schade, dass er gestorben ist, … vor der letzten Frau, die jetzt seine Witwe ist, wollte ich ihn warnen, die ist nicht so positiv.“
Auch zur heutigen politischen Situation hat Mona ihre Erkenntnisse. „Merkel sollen die mal als Beraterin nehmen“, und dann murmelt sie: „Scholz ist unfähig und hat nicht die Persönlichkeit.“

„Ich bin bei mir selbst befangen, bei anderen sehe ich klar“
Trotz ihrer spirituellen Karriere in der DDR war ihr Weg nicht frei von Herausforderungen. Mona Stein erzählt über ihre eigenen Tiefen. Ihr erster Ehemann war Alkoholiker, ein Kapitel, das sie nie wiederholen möchte. „Und sechs Verlobungen“, sie lacht. Die Suche nach dem Glück in der Liebe war nie einfach, vielen hat sie helfen können, aber wer half ihr? „Ich bin bei mir selbst befangen, bei anderen sehe ich klar.“ Ihr eigenes Schicksal kann sie also nicht groß beeinflussen – Berliner Kollegen der Hellseher-Szene hat sie auch schon zur Hilfe gezogen.
Dass sie nun nur noch vorsichtig, mithilfe des Rollstuhls, sich durch die Wohnung bewegen kann, haben die Karten sie nicht vorgewarnt. Mona erzählt, dass die vierte Corona-Impfung sie zu Fall brachte. „Aber sie bekommen mich wieder hin, das haben die Ärzte gesagt!“ Nach einem schweren Unfall im Februar 2019 musste Mona Stein sich erst zurückziehen, kämpft sich aber wieder zurück– inzwischen kann sie Hilfesuchenden wieder beistehen. Wenn Sie sich die Karten von Mona legen lassen wollen, ist das möglich.
Mona erzählt auch, dass sie sich gerne ehrenamtlich für traumatisierte Polizisten engagieren würde, und psychologische Unterstützung anbieten möchte, sie aufbauen möchte. „Mein Geist ist klar und ich will etwas zurückgeben.“
„Männer sind leichter zu durchschauen“ – die Karten lügen nie
Wie funktioniert es, in die Zukunft zu blicken? „Das läuft bei mir immer im Zusammenspiel mit den Karten“, erklärt Mona Stein. „Die Karten zeigen mir den richtigen Weg, aber ich muss vorher psychologisch verstehen, was mit dem anderen los ist. Wo liegen die Probleme? Wo ist der Schwerpunkt? Erst dann stelle ich den Karten die entscheidenden Fragen.“ Männer seien leichter zu durchschauen, sie kichert. Ihre Trefferquote? Stolze „98 Prozent“. Ihre grünen Augen sehen heute wie damals durch Menschen hindurch – und „die Karten lügen nie“.
Nachts, wenn sie weder Aufträge zur Befreiung von schwarzer Magie erledigt noch schläft, widmet sich Mona Stein ihrer zweiten Leidenschaft: dem Schreiben. Aktuell arbeitet sie an Drehbüchern und hat ein Skript für den „Tatort“ verfasst – selbstverständlich mit einer kleinen Rolle für sich selbst. „Ich konnte einfach nicht widerstehen“, sagt sie mit einem Lächeln. Denn der Gedanke, noch mal ins Schauspiel zurückzukehren, reizt sie durchaus. „Ich bin mit Leib und Seele Schauspielerin und möchte durch eines meiner Drehbücher wieder aktiv werden!“ ■