Berlin liegt wieder lahm

Streik bei der BVG: Immer mehr Wut – Berliner haben die Schnauze voll!

Zum wiederholten Mal bestreikt Verdi die BVG - und legt damit die Hauptstadt lahm. Die Leidtragenden sind die Fahrgäste. Die Wut entlädt sich im Netz.

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Am Mittwoch und Donnerstag wird die BVG wieder bestreikt - und bei vielen Berlinern steigt die Wut über den Ausstand.
Am Mittwoch und Donnerstag wird die BVG wieder bestreikt - und bei vielen Berlinern steigt die Wut über den Ausstand.Thomas Meyer/OSTKREUZ

Es ist Mittwoch – und das bedeutet auch diese Woche: Die Stadt wird lahmgelegt! Ein weiteres Mal bestreikt die Gewerkschaft Verdi die BVG. Wieder sind Berlinerinnen und Berliner, die auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind, die Leidtragenden im Tarifkonflikt zwischen der Gewerkschaft und den Berliner Verkehrsbetrieben. Und das sorgt für immer mehr Wut, der sich auch im Netz entlädt. Herrschte zu Beginn der Streik-Welle noch Verständnis, haben viele Berliner inzwischen ordentlich die Nase voll vom Streik bei der BVG.

Berliner sauer: Streit zwischen Verdi und der BVG legt die Hauptstadt schon wieder lahm

Das bemerkt auch die Redaktion des KURIER: Seit Wochen berichten wir über die Auseinandersetzung zwischen Verdi und BVG, über Verhandlungen, gescheiterte Gespräche und die inzwischen wiederholten Warmstreiks. Unsere Leserinnen und Leser diskutieren im Netz teils heftig über die Forderungen der Gewerkschaft. Denn der Streik trifft auch dieses Mal – wie schon bei anderen Arbeitskämpfen – die Menschen, die jeden Tag auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen sind. Und die am wenigsten für den festgefahrenen Konflikt können.

Auf der Facebook-Seite des KURIER erzählen Berlinerinnen und Berliner ihre Geschichten. Etwa eine Leserin, die davon berichtet, dass sie selbst zu den Leidtragenden des Streiks gehört. „Gewerkschaften müssen für ihren Geldern etwas tun. Ich weiß nur nicht, ob sie die vielen entstandenen Verluste der Fahrgäste übernehmen möchten. Sei es privat oder finanziell. Letztendlich geht es nicht um Menschlichkeit.“

Als Beispiel nennt sie Schulkinder, die durch die Streiks der BVG viel zu lange Schulwege haben. „Wir haben am Streiktag einen Schlafgast, weil sein Weg viel zu weit wäre.“ Auch Menschen, die wichtige Arzttermine haben oder einfach nur zur Arbeit müssen, seien nun die Geschädigten. „Sollen wir, die gerade dadurch geschädigt werden, auf die Straße gehen? Oder bezahlt ihr uns den finanziellen Verlust? Mich ärgert das sehr.“ Es könne zwar sein, dass all das gerecht sei. Aber sie müsse selbst schauen, wie sie zurechtkommt. „Ich bin nämlich in keiner Gewerkschaft.“

Schon wieder Streik bei der BVG: Viele Busse des Unternehmens bewegen sich am Mittwoch und Donnerstag keinen Meter.
Schon wieder Streik bei der BVG: Viele Busse des Unternehmens bewegen sich am Mittwoch und Donnerstag keinen Meter.Christian Spicker/imago

Wut auch bei einer anderen Facebook-Nutzerin. „So wie die drauf sind seit Anfang des Jahres, wollen die ganz Berlin dauerhaft in Geiselhaft nehmen“, schreibt sie. „Die kennen keine Scham und keine Gnade. Jeder andere Arbeitgeber hätte solch unwilligen Leute schon längst gefeuert. Ich verstehe das nicht, dass die BVG sich das so bieten lässt.“ Die Mitarbeiter sollten ihrer Meinung nach froh darüber sein, überhaupt einen Job zu haben. „Wem es nicht passt bei der BVG kann sich doch gerne einen anderen Job suchen oder sich mit Bürgergeld einen faulen Lenzen machen.“

Berliner sauer: Niemand macht sich Gedanken über die Leidtragenden des Streiks

Niemand würde sich Gedanken darüber machen, wie sehr man arbeitender Bevölkerung oder beispielsweise älteren Menschen mit einem solchen Streik schadet. „Warum sollten sie auch darüber nachdenken? Hauptsache sie können schön raffgierig sein und immer nur fordern, anstatt in die Hände zu spucken und endlich wieder anfangen dauerhaft zu arbeiten (wofür sie ja die ganze Zeit bezahlt werden und gar nicht so schlecht, wie behauptet wurde).“ Vor allem Berichte, dass es beim Streik etwa um Gehaltssteigerungen von 750 Euro für die Fahrer von Straßenbahnen, Bussen und U-Bahnen geht, sorgten für Ärger. „Euch müsste man echt mal in die freie Wirtschaft schicken damit ihr mal wisst, was draußen so los ist“, schimpft ein Nutzer auf Facebook. „Niemand sagt, dass ihr keine Erhöhungen bekommen sollt, aber verdammt nochmal nicht immer auf Kosten der Fahrgäste.“

Nicht die BVGer sollten froh sein, einen Job zu haben. Die BVG und die Berliner sollten wohl eher froh sein, dass es noch Menschen gibt, die den Job machen

KURIER-Leser auf Facebook

Doch es gibt Menschen, die dagegenhalten. „Nicht die BVGer sollten froh sein, einen Job zu haben. Die BVG und die Berliner sollten wohl eher froh sein, dass es noch Menschen gibt, die den Job machen“, schreibt ein Mann. „Und eine Prognose treffe ich jetzt mal: Je schlechter der Tarifabschluss, desto mehr werden kündigen. Und dann sind Ausfälle und Unregelmäßigkeiten noch mehr an der Tagesordnung.“ Ein anderer schlägt vor, wer die Streiks kritisiere, könne sich bei der BVG als Fahrer bewerben. Wer dann ein Jahr bleibe, habe das Recht, sich darüber zu unterhalten. „Unwillig ist bei der BVG garantiert keiner“, schreibt er. Und: „Wir wollen für ordentliche Arbeit fair bezahlt werden!“

Die U-Bahnen der BVG sind auch am Mittwoch dicht. Erneut sorgt die Gewerkschaft Verdi für einen massiven Streik bei der BVG.
Die U-Bahnen der BVG sind auch am Mittwoch dicht. Erneut sorgt die Gewerkschaft Verdi für einen massiven Streik bei der BVG.Christian Spicker/imago

Eine Frau schreibt: „Warum hackt ihr auf den BVGern rum? Die haben jeden Tag einen Haufen Verantwortung, wenn sie uns von A nach B und wieder zurück bringen. Ich möchte nicht in deren Haut stecken, wenn ihnen jemand vor den Bus oder die Bahn läuft.“ Sie selbst sei in den 90er-Jahren in der Zugabfertigung bei der U-Bahn gewesen. „Ich habe Fahrer erlebt, denen jemand vor den Zug gesprungen ist. Sie sind oft für den Rest des Lebens gezeichnet.“

Was denken Sie über den Streik bei der BVG: Schicken Sie uns Ihre Meinung!

Und eine Frau schreibt: „Leute, ich verstehe gar nicht, warum ihr euch so aufregt. Die BVG ist nicht das einzige Verkehrsmittel, was wir in Berlin haben. Stellt euch vor ihr würdet alle auf ein Dorf leben wo nur einmal pro Stunde irgendwas fährt.“ Wenn es dort einen Streik geben würde, könne sie verstehen, dass sich alle aufregen.  Nun ist Ihre Meinung gefragt: Was halten Sie vom Streik der BVG? Sind sie gerechtfertigt – oder ist es nicht gerecht, dass alle Menschen in Berlin unter dem Tarifkonflikt leiden müssen? Schicken Sie uns Ihre Meinung an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!

Der aktuelle Streik der BVG soll am Mittwoch und Donnerstag andauern. Der Knackpunkt in dem Tarifkonflikt zwischen Verdi und der BVG ist noch immer die Höhe des Grundgehaltes. Verdi fordert monatlich 750 Euro mehr für alle 16.600 BVG-Mitarbeiter. Da aber die Arbeitgeberseite bei der letzten obligatorischen Verhandlungsrunde (war am 21. März) kein Angebot mehr in diese Richtung vorlegte, erklärte Verdi das Scheitern der Tarifrunde. Sollte es auch weiterhin nicht zu einer Einigung kommt und auch eine Schlichtung keinen Erfolg bringen, droht im April sogar ein dauerhafter Streik. ■