Günter Böge hat in seinen 94 Jahren nicht viel von der Welt gesehen. Wenn andere ihn fragen, „Und, warste da oder dort?“ Dann winke er meist ab, sagt er. Elf Jahre lang hat er zuletzt seine Ehefrau gepflegt, war er immer in seinem Pankower Kiez zu Hause. Heute aber macht er Günter Böge etwas Neues. Er geht zu seinem ersten Seniorensportwettkampf überhaupt.
Ältester Teilnehmer mit 94 Jahren
Auf dem Sportplatz am Stadion an der Buschallee sind die Stationen schon aufgebaut. 30-Meter-Lauf, Medizinballstoßen und Standweitsprung. „Mal ausprobieren“, sagt Günter Böge, der mit seinen 94 Jahren der älteste Teilnehmer ist. Jeden Dienstag trainiert er in seinem Kiez in der Binzstraße in einer Sportgruppe. Gymnastik machen sie da, mit Ringen und Bällen. „Die Bärbel hat gesagt, ich soll hier mal vorbei schauen.“

Auch in seinem früheren Leben hat Günter Böge oft Sport getrieben, Mehrkampf, Fußball, solche Dinge. Und Laufen. „Bis zum Alex bin ich immer gelaufen“, sagt er. Und auch heute dreht der 94-Jährige jeden Tag seine Runden, auch wenn sie nicht mehr bis zum Alex reichen.
Sportlich und fit mit über 80 Jahren
Auf dem Sportplatz geht Günter Böge sich jetzt erstmal umziehen. Die Liste mit den Ü80 Teilnehmern füllt sich währenddessen langsam. Am Ende werden es 15 Senioren sein, die in sehr hohem Alter auf den Sportplatz kommen.

Bewegung fest in den Alltag einbauen
Wen man auch von den anderen Sport-Senioren nach dem persönlichen Fitnessgeheimnis fragt, egal ob Ü60, Ü70 oder Ü80: alle haben Bewegung in ihrem Alltag fest eingebaut. Brigitte läuft mit ihren 78 Jahren mehrere Kilometer täglich, zwei Kilometer hin zur Kita der Enkel, zwei Kilometer zurück, mindestens. „Wenn man sich zu Hause hinsetzt und wartet, dass was passiert, dann wird das nix“, sagt sie.
„Die Lust kommt beim Tun“, wissen andere wie Hannelore. Denn natürlich haben auch die Senioren-Profis hin und wieder mit dem inneren Schweinehund zu kämpfen. Hannelore geht einmal die Woche zum Sport für Senioren und einmal zum Linedance. Die frühere Zahnarzthelferin hat erst spät zum regelmäßigen Sport gefunden. „Früher habe ich viel gearbeitet“, sagt sie und habe dazu irgendwann einen Ausgleich gesucht.

Mit ihren 68 und 69 Jahren gehören Wilfried und Birgit hier zu den Jüngeren. Sie sind fest überzeugt: „Man muss sich Zeit für Bewegung freischaufeln.“ Die sozialen Kontakte, die Bewegung, das Draußen sein, all das schätzen sie wenn sie beim Rudern, Faustball oder Volleyball Gas geben.
Wenn man ihnen so zuschaut, den Gebeugten, denen, die nicht mehr ganz so elastisch gehen oder denen, die noch richtig jugendlich wirken, eint alle eine große Lust, den eigenen Körper zu spüren. Ihn zu bewegen, zu dehnen, ihm etwas abzuverlangen.
Frauen schicken ihre Männer zum Sport
Harro Pyko schwingt zwei Wackelstäbe mit weit ausgestreckten Armen. Er schnauft, doch aufhören kommt nicht in Frage. „Meine Frau hat mich zu mehr Sport überredet“, sagt der 85-Jährige. Überhaupt sind heute mehr Frauen am Start als Männer, doch Medaillen wollen sie nicht holen. Ein bisschen Spaß haben, sich messen und zeigen, da geht noch was: so entspannt kann Sport im Alter sein.

Dass es in Pankow ein Sportfest nur für Senioren gibt, haben die Teilnehmer Günter Josuks zu verdanken. Heute ist der 83-Jährige Ehrenpräsident des Bezirkssportbundes Pankow . Vor 32 Jahren stellte er auf dem Kissingensportplatz das erste Seniorensportfest auf die Beine. Um die 100 Teilnehmer kommen jedes Jahr, viele sind Wiederholungstäter, sagt er. „Sie wollen an den Fitness-Teststationen schauen, ob sie im vergangenen Jahr besser drauf waren oder ob sie ihr Level halten konnten“, sagt Joskus.