Daniel Jugan kennt keinen Tag, an dem er keinen Sport macht. Klettern, Triathlon, Trailrunning, Ultramarathons sind fester Bestandteil seines Alltags. Jetzt, mit 42 Jahren, will der studierte BWLer, Musiker, IT- und Sportmarketingprofi noch einmal umsatteln und Sport- und Englischlehrer werden. Doch vor dem Beginn eines Studium steht die Sporteignungsprüfung. Und an der beißt sich das Sport-Ass Daniel Jugan gerade die Zähne aus.
Während sie diese Geschichte lesen, denken Sie bitte zurück an ihren unsportlichsten Sportlehrer und vergegenwärtigen sie sich den Lehrermangel allerorten. Vor diesem Hintergrund wirken die Anforderungen, die an angehende Sportlehramtstudenten gestellt werden, gerade aus der Zeit gefallen.
Triathlet zu unsportlich für das Lehramtsstudium
Doch von vorn. Daniel Jugan aus Berlin ist super-sportlich. Der drahtige Typ läuft regelmäßig Marathons, nimmt an Ironman-Wettkämpfen teil. Doch die 15 Disziplinen, die ihm an den Unis von Leipzig und Gießen abverlangt werden, sind eine ganz andere Herausforderung.
So reüssiert Jugan etwa in Leipzig beim Tanzen, beim Radschlagen, er beweist seine Schnelligkeit beim 30 Meter Sprint, locker reißt er die 1500 Meter Ausdauer herunter. Beim Turnen am Barren allerdings verletzt er sich. Vor- und Rückwärts Stützspringen heißt die Disziplin, die ihm ein geprelltes Brustbein einbringt und ihm am Ende den Weg zum Lehramtsstudium verbaut.
Denn beim nächsten Versuch, die Sporteignungsprüfung an der Uni Gießen zu bestehen, macht ein zwei Kilo schwerer Medizinball Daniel Jugans Traum zunichte. Neun Meter und 50 Zentimeter weit soll der Ball über den Kopf gestoßen werden. „Wie beim Einwurf beim Fußball“, erklärt Jugan.

Auch nach einem halben Jahr intensiven Trainings schafft Daniel Jugan nur 9,40 Meter. Zehn Zentimeter fehlen ihm zum Lehramtsglück.
Daniel Jugan will den offiziellen Weg gehen, Lehramt für Englisch und Sport in einem fünfjährigen Studium an einer deutschen Uni studieren. Will fachlich und pädagogisch gut vorbereitet mit den Schülern arbeiten. Auch wenn ihn alle fragen, warum er nicht lieber den einfacheren Quereinstieg wählt? Hier wäre eine Eignugsprüfung nämlich nicht nötig.
Nie wieder so fit wie heute
In Gießen hört Daniel Jugan nach der nicht bestandenen Prüfung, die Aufgaben seien deswegen so schwer, weil man Leuchttürme ausbilden wolle. Jugan denkt zurück an einen seiner eigenen Sportlehrer-Leuchttürme: „Der fuhr rauchend mit dem Auto neben uns her zum Sportplatz“, sagt er. Und: „Wenn es zu wenige Leuchttürme gibt, laufen die Schiffe trotzdem auf Grund.“
Auf der einen Seite werde an den Unis die absolute Pingeligkeit gelebt, auf den Zentimeter genau. Auf der anderen Seite nehme man im Quereinstieg fast jeden Bewerber, Qualität spiele dort eine untergeordnete Rolle. Über diesen Spagat, den die Bildungsverwaltungen da hinlegen, ärgert sich Daniel Jugan.

„Ich bin ein großer Fan davon, eine Sporteignung unter Beweis zu stellen, um das Studium zu starten“, schreibt Jugan für seine Instagram-Follower. „Allerdings nicht durch das Werfen von Medizinbällen oder das Stoßen von Eisenkugeln.“
„Die Sporteignungsprüfungen sind komplett veraltet“, sagt Daniel Jugan. Sie könnten dahingehend modernisiert werden, dass man aus verschiedenen Disziplinen auswählen kann, dass Körpergröße, Gewicht und Alter bei der Punktevergabe berücksichtigt werden, schlägt er vor.
Daniel Jugan denkt nun doch erstmal über einen Quereinstieg nach, aber vielleicht packt den 42-Jährigen nach einer Pause doch noch einmal der Ehrgeiz. „Ich will auch für andere Anwärter in meinem Alter Vorbild sein“, sagt er.