Er wurde von seinen Schülern gemobbt, weil er homosexuell ist, und ist seitdem krankgeschrieben. Oziel Inácio-Stech leidet bis heute unter den schäbigen Angriffen, denen er an der Carl-Bolle-Grundschule in Berlin-Moabit ausgesetzt war. Als mindestens ebenso schlimm wie das empfindet er das Schweigen, das sich um ihn ausbreitet. Vor allem das Schweigen seiner Vorgesetzten.
Oziel Inácio-Stech hat seit Veröffentlichung seiner Geschichte viel Zuspruch bekommen. „Ich erfahre viel Solidarität durch Kolleginnen und Kollegen aus ganz Deutschland“, sagte Oziel Inácio-Stech der Deutschen Presse-Agentur. Von offizieller Seite habe sich allerdings nur der Queer-Beauftragte des Landes Berlin, Alfonso Pantisano, bei ihm gemeldet.
Auf Hilfe seiner Schulleitung, Behörden und Senat wartet er nach eigenen Angaben weiter vergeblich. „Passiert sei seither nichts“, klagt Inácio-Stech und spricht von einem „kompletten Systemversagen“. „Die Bildungssenatorin, die Schulleiterin, der Konrektor und die Schulaufsicht haben nichts unternommen, sie ducken sich alle weg“, sagte er.
„Sie betreiben eine Art victim blaming“, fügte er hinzu, das heißt übersetzt Täter-Opfer-Umkehr. „Dabei bin ich das Opfer und nicht der Täter. Ich bin systematisch gemobbt worden von Schülern und von einer Lehrkraft.“
„Berlin, Moabit: In der Carl-Bolle-Grundschule gibt es von streng muslimischen Eltern schon Beschwerden, wenn Lehrerinnen zu kurze Röcke tragen. Und dann sagt Oziel Inácio-Stech seinen Schülern, dass er schwul ist. Die Geschichte eines Albtraums.“https://t.co/JasdDXUyuX
— Florian Flade (@FlorianFlade) May 20, 2025
Gemobbter Lehrer prüft rechtliche Schritte
Die Schulleitung wie auch die Bildungssenatorin Katharina Günther-Wünsch (CDU) haben sich bisher nicht zu dem Fall und möglichen Maßnahmen geäußert, Fragen wurden nicht beantwortet. „Zu Personaleinzelangelegenheiten äußern wir uns grundsätzlich nicht öffentlich“, sagte ein Sprecher der Senatorin.

Der Lehrer soll an der Carl-Bolle-Grundschule in Moabit nach eigenen Angaben von Schülern monatelang beschimpft, beleidigt und gemobbt worden sein – weil er schwul ist. Die Grundschule wird überwiegend Kindern mit Migrationshintergrund besucht.
Der Lehrer beklagt auch Mobbing und falsche Vorwürfe durch eine Kollegin, die sogar in eine Anzeige gegen ihn mündeten. Schulleitung und Schulaufsicht hätten ihn nicht geschützt, obwohl er dort wiederholt um Hilfe gebeten habe, so Inácio-Stech.
2024 reichte er eine Beschwerde ein, wegen Diskriminierung. Die Schulaufsicht Mitte wies sie zurück. Ein Schreiben seines Anwalts an Senatorin Günther-Wünsch vom Dezember 2024 sei von ihr nicht beantwortet worden. Stattdessen habe der Referatsleiter eben jener Schulaufsicht geantwortet, so der Pädagoge.
Inácio-Stech erwägt jetzt rechtliche Schritte gegen das Land Berlin. Er prüft gemeinsam mit seiner Anwältin mögliche Schadenersatzansprüche, sagt er. Inzwischen ist er seit fast drei Monaten krankgeschrieben.