In Lichtenberg rumort es gewaltig: Ein großes Hotel an der Landsberger Allee soll schon bald zur Unterkunft für bis zu 1.200 geflüchtete Menschen werden. Das sorgt für heftige Diskussionen im Bezirk und wirft viele Fragen auf. Wird Lichtenberg zum Berliner Hotspot für Flüchtlinge?
Lichtenbergs Bezirksbürgermeister Martin Schaefer (CDU) schlägt Alarm: „Sicherlich ist eine Unterkunft in einem Hotel besser als die in Containern. Dies betrifft insbesondere die hygienischen Bedingungen und auch die Versorgung mit Lebensmitteln. Kritisch sehen wir die große Anzahl an Menschen auf engstem Raum.“
Probleme in Lichtenberg: Sind 1.200 weitere Flüchtlinge zu viel?
Schaefer sieht die Gefahr, dass Lichtenberg an seine Belastungsgrenzen stößt. Er erklärt: „Lichtenberg hilft gerne und leistet bereits einen starken Beitrag bei der Integration. Wir kommen aber deutlich an unsere Grenzen. Daher brauchen wir eine bessere Verteilung in der gesamten Stadt und darüber hinaus.“
Auch in der Lichtenberger Bezirksverordnetenversammlung machen sich Ängste breit. Die SPD-Fraktion fordert ein Sofortprogramm, um die soziale Infrastruktur zu stärken. Mehr Schulplätze, bessere medizinische Versorgung und eine bessere Anbindung an den ÖPNV – all das sei notwendig, wenn so viele Menschen neu hinzukommen. Und wenn man ehrlich ist, nicht mal nur dann!
„Wir stehen zu einer menschenwürdigen Unterbringung von Geflüchteten in Berlin“, so die Fraktionsvorsitzenden Tamara Lüdke und Erik Gührs. Aber: „Dies ist nur möglich, wenn eine solche Unterbringung nicht zu einer weiteren Belastung für die bestehende Bewohnerschaft wird“.
Die AfD-Fraktion mobilisiert sogar gegen die geplante Unterkunft. Unter dem provokanten Motto „Es wird uns zu bunt! Lichtenberg ist voll!“ ruft sie für Donnerstag zu einer Protestkundgebung auf. „Es gibt bereits zahlreiche Flüchtlingsunterkünfte im Bezirk, die Lichtenberg stark belasten. Bei der geplanten Massenunterkunft im City Hotel in der Landsberger Allee ist bereits jetzt klar, dass die Sicherheit der Anwohner nicht zu gewährleisten ist und es nicht genug Ärzte, Kitas und Schulen in der Umgebung gibt“, wettert die AfD. Die Partei will eine Sondersitzung des Bezirksparlaments am 12. September erzwingen, um das Vorhaben zu stoppen.
Hotel in Lichtenberg bietet 1.200 Flüchtlingen Platz
Während die Wellen in Lichtenberg hochschlagen, versucht das Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF) zu beruhigen. Der Sprecher betont, dass auch die Infrastruktur mitgedacht werde. Zudem sollen auch nicht 1.200 Flüchtlinge auf einmal im Hotel untergebracht werden. In dem aus drei Hochhäusern bestehenden Hotel-Komplex - je 13 Etagen, insgesamt 473 Zimmer - sollen ab Ende des Jahres, womöglich ab November, zunächst 470 Plätze angemietet werden.
Ab Juli 2025 soll der gesamte Komplex voraussichtlich für zehn Jahre angemietet und an einen Betreiber übergeben werden. Nach Umbauten in zwei Gebäuden sollen hier erst einmal bis zu 800 Menschen unterkommen. Im Jahr 2026 schließlich könnten im dritten Gebäude etwa 400 weitere Plätze dazukommen und die Gesamtzahl von 1200 erreicht sein. Gesamtkosten für Anmietung und Umbau: rund 140 Millionen Euro.