Bizarre Tipps korrigiert

Polizei: Singen ist keine Verteidigungsstrategie – die richtigen Tipps bei Gefahr

Ein Screenshot sorgte für Verwirrung über ungewöhnliche Empfehlungen der Polizei Berlin zur Gewaltprävention. DAS sollten Sie wirklich tun bei Messerangriffen! 

Author - Veronika Hohenstein
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Missverständnis aufgeklärt: Ein weit verbreiteter Screenshot behauptete, die Berliner Polizei empfehle, bei einem Angriff durch Singen den Täter zu irritieren. Die Polizei stellte klar, dass diese Methode seit 2023 nicht mehr zu ihren offiziellen Empfehlungen gehört und für den Umgang mit gewalttätigen Angriffen nicht geeignet ist.
Missverständnis aufgeklärt: Ein weit verbreiteter Screenshot behauptete, die Berliner Polizei empfehle, bei einem Angriff durch Singen den Täter zu irritieren. Die Polizei stellte klar, dass diese Methode seit 2023 nicht mehr zu ihren offiziellen Empfehlungen gehört und für den Umgang mit gewalttätigen Angriffen nicht geeignet ist.IMAGO / Sven Simon

Haben Sie manchmal Angst, allein unterwegs zu sein oder fühlen Sie sich ab und zu unsicher im öffentlichen Raum? In den letzten Tagen sorgte ein Screenshot auf sozialen Medien für Aufsehen, der angeblich eine ungewöhnliche Empfehlung der Berliner Polizei im Umgang mit gewalttätigen Angriffen enthielt. Der Screenshot, der von der Homepage der Polizei Berlin stammen soll, schlägt vor, im Falle eines Angriffs den Täter durch unerwartetes Verhalten, wie etwa Singen, zu irritieren. 

Diese Information verbreitete sich schnell und führte zu Diskussionen über die Wirksamkeit solcher Strategien zur Deeskalation von Gewalt. Auch der KURIER berichtete über diesen Tipp.

Die Berliner Polizei hat nun reagiert und stellt klar: Diese Empfehlung entspricht NICHT den aktuellen polizeilichen Standards oder Erfahrungen. 

So können Sie sich bei Gewaltangriffen verhalten

„Statistisch gesehen werden viele von Ihnen nie in eine gewalttätige Situation geraten“– das schreibt die Berliner Polizei auf ihrer Homepage. Dennoch sind in den letzten Wochen die Anzahl der Gewalttaten mit Messern auffällig geworden, die Vorfälle häuften sich und forderten in der jüngsten Vergangenheit mehrere Todesopfer.

Die Berliner Polizei meint, dass es sinnvoll ist, sich für den Ausnahmefall auf solche Situationen gedanklich vorzubereiten. „Wir haben kein Patentrezept zur Bewältigung jeglicher Aggression, aber wir können Ihnen Hinweise und Empfehlungen zur deeskalierenden und waffenlosen Konfliktvermeidung und -bewältigung geben, die sich aus polizeilicher Erfahrung bewährt haben.“ 

Die Ansprechpartner für verhaltensorientierte Gewaltprävention der Polizei Berlin vermitteln in Seminaren und Beratungsveranstaltungen den Umgang mit Aggression und Gewalt im öffentlichen Raum und den Umgang mit gewaltbereiten Personen für Behördenmitarbeiter.

Polizei Berlin: „Singen schon seit 2023 nicht mehr Teil unserer Empfehlungen.“

In ihrer Stellungnahme macht die Polizei nun deutlich, dass das angebliche Singen zur Irritation eines Angreifers seit 2023 nicht mehr Teil ihrer Empfehlungen ist. Diese Methode wurde von Berufsverbänden für Psychiatrie in bestimmten Situationen als potenziell nützlich beschrieben, insbesondere wenn es darum geht, den Tatplan eines aggressiven, aber nicht bewaffneten Täters positiv zu beeinflussen.

„In Abgrenzung zu terroristischen Anschlägen, Amoktaten und bewaffneten Angriffen – auch mit Messern – , wo Gesundheit und Leben zu schützen oberstes Gebot ist, kann beim Aufeinandertreffen mit aggressiven und pöbelnden Menschen, irritierendes Verhalten den Tatplan des Angreifenden durchaus durchbrechen,“ so die Polizei in ihrer Erklärung.

Dennoch stellt die Berliner Polizei klar, dass solche Maßnahmen nicht ihren polizeilichen Erfahrungswerten entsprechen. 

Was tun bei einem Messerangriff? Tipps der Polizei zur Gefahrenvermeidung

Die Berliner Polizei gibt nun stattdessen klare Empfehlungen, wie man sich bei einem Messerangriff oder in gefährlichen Situationen im öffentlichen Raum verhalten sollte. Hier sind die wichtigsten Tipps:

Aufmerksam bleiben! Achten Sie stets auf Ihr Umfeld, lassen Sie sich nicht ablenken und vertrauen Sie Ihrem Bauchgefühl. Beobachten Sie, ob sich jemand verdächtig verhält – frühzeitiges Erkennen von Gefahrensignalen ermöglicht rechtzeitiges Handeln.

Gefahren ausweichen! Wechseln Sie die Straßenseite oder das Abteil, halten Sie mindestens zwei Meter Abstand zu potenziell gefährlichen Personen. Je früher Sie reagieren, desto größer die Chance, sich selbst zu schützen.

Lassen Sie sich nicht provozieren! Vermeiden Sie körperliche Auseinandersetzungen durch ruhiges Verhalten. Ignorieren Sie Beleidigungen und setzen Sie eine klare, neutrale Grenze, ohne sich auf verbale oder physische Konflikte einzulassen.

Schnell die Situation verlassen! Suchen Sie sichere Orte wie Kioske, Restaurants oder Tankstellen auf. Halten Sie sich in der Nähe von vertrauenswürdig wirkenden Personen auf und distanzieren Sie sich von der Gefahr.

Falschinformation über Singen zur Abwehr von Angreifern: Ein weitverbreiteter Screenshot suggerierte, dass die Berliner Polizei das Singen als Methode zur Selbstverteidigung empfiehlt. Die Polizei Berlin stellte jedoch klar, dass diese Empfehlung seit 2023 nicht mehr gültig ist und rät stattdessen zu Deeskalationsmethoden, die auf Erfahrung und Expertise basieren.
Falschinformation über Singen zur Abwehr von Angreifern: Ein weitverbreiteter Screenshot suggerierte, dass die Berliner Polizei das Singen als Methode zur Selbstverteidigung empfiehlt. Die Polizei Berlin stellte jedoch klar, dass diese Empfehlung seit 2023 nicht mehr gültig ist und rät stattdessen zu Deeskalationsmethoden, die auf Erfahrung und Expertise basieren.IMAGO / Bihlmayerfotografie

Deeskalation statt Eskalation: Ruhig bleiben und klug handeln

Auf sich aufmerksam machen! Setzen Sie Ihre Stimme lautstark ein, um Umstehende zu alarmieren. Schreien Sie laut und beschreiben Sie die Situation. Sprechen Sie den Angreifer direkt mit „Sie“ an, um zu verdeutlichen, dass Sie ihn nicht kennen.

Hilfe aktiv anfordern! Bitten Sie andere direkt um Unterstützung, indem Sie gezielt Personen ansprechen: „Sie im blauen Hemd, rufen Sie die Polizei!“ Nutzen Sie Notrufsäulen, Alarmgriffe oder wenden Sie sich an das Fahrpersonal.

Helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen! Beobachten Sie die Situation aufmerksam, bleiben Sie in sicherer Entfernung und merken Sie sich Tätermerkmale. Bieten Sie Hilfe an, aber achten Sie stets darauf, sich selbst nicht zu gefährden.

Aktiv werden, wenn notwendig! Unterstützen Sie Personen in Not, indem Sie sich mit anderen zusammentun und gemeinsam helfen. Fragen Sie direkt, ob jemand Hilfe benötigt, und handeln Sie immer deeskalierend und ohne Waffen.

Verwirrung um Polizeitipps: Ein missverständlicher Screenshot verbreitete die falsche Empfehlung, Angreifer durch Singen abzuschrecken. Die Berliner Polizei korrigierte diese Information und betonte, dass Singen seit 2023 nicht mehr Teil ihrer Strategien zur Gewaltprävention ist. Stattdessen setzt die Polizei auf erprobte Techniken zur Deeskalation.
Verwirrung um Polizeitipps: Ein missverständlicher Screenshot verbreitete die falsche Empfehlung, Angreifer durch Singen abzuschrecken. Die Berliner Polizei korrigierte diese Information und betonte, dass Singen seit 2023 nicht mehr Teil ihrer Strategien zur Gewaltprävention ist. Stattdessen setzt die Polizei auf erprobte Techniken zur Deeskalation.IMAGO / Jochen Tack

Waffenlose Sicherheit: Alternativen zur Selbstverteidigung

Den Täter zur Flucht bewegen! Alarmieren Sie die Polizei und versuchen Sie, den Täter zur Flucht zu bewegen, indem Sie laut rufen: „Aufhören, die Polizei ist gleich da!“ Verfolgen Sie flüchtende Täter nicht, um Verletzungen zu vermeiden.

Erste Hilfe leisten und Zeuge sein! Bleiben Sie nach einem Vorfall bei der betroffenen Person, leisten Sie Erste Hilfe und stellen Sie sich als Zeuge zur Verfügung. Erstatten Sie gegebenenfalls eine Strafanzeige.

Sicherheit geht vor Wertsachen bei Raubüberfällen! Bei einem Raubüberfall gilt: Gesundheit und Leben sind wichtiger als Wertsachen. Kommen Sie den Forderungen des Täters nach, vor allem, wenn er bewaffnet ist.

Keine Waffen mitführen! Die Polizei rät dringend davon ab, Waffen zur Selbstverteidigung mitzuführen, da diese oft zu einer Eskalation führen und die eigene Sicherheit gefährden können.

Für mehr Informationen und praxisnahe Übungen bietet die Polizei Berlin kostenlose Seminare zum Thema „Umgang mit Aggression und Gewalt im öffentlichen Raum“ an. Termine finden Sie auf der Website der Polizei Berlin. Auch können Sie die Broschüre Verhalten bei Gewalt und Aggression in der Öffentlichkeit der Polizei lesen. Die Homepage und der entsprechende Flyer der Berliner Polizei wurden bereits aktualisiert, um Missverständnisse zu vermeiden. ■