Hilft das wirklich?

Polizei Berlin empfiehlt: Bei Messerangriff sofort laut singen!

Messerangriffe nehmen weiter zu. Viele Bürger haben Angst. Die Polizei gibt Verhaltenstipps. Sie rät zu unerwarteten Reaktionen.

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Das Symbolfoto zeigt einen Mann, der eine Frau verfolgt. Beim Messerangriff sollte man singen, rät die Polizei.
Das Symbolfoto zeigt einen Mann, der eine Frau verfolgt. Beim Messerangriff sollte man singen, rät die Polizei.Zoonar/imago

Jetzt mal ein bisschen schräg gedacht: Sie werden von einer fremden Person am Arm gepackt. Die Situation ist bedrohlich, der Puls rast, immerhin könnten der Täter oder die Täterin bewaffnet sein. Die Schrecksekunde, in der sich alles verlangsamt, ist kaum zu begreifen. Was tun in so einem Alptraum? Wie verhält man sich, wenn die eigene Sicherheit plötzlich ins Wanken gerät? Diese Frage stellen sich nicht nur die Menschen auf den Straßen Berlins, sondern auch Experten, die für unsere Sicherheit zuständig sind. Die Antwort der Berliner Polizei darauf ist überraschend: Singen!

Singen – eine Antwort, die anfangs wie ein schlechter Scherz klingt, entpuppt sich als ernstgemeinte Handlungsempfehlung, schreibt die „Berliner Zeitung“. Die Polizei rät bei gewalttätigen Übergriffen tatsächlich dazu, die Stimme zu erheben, so das Blatt. Auf ihrer Website gibt die Berliner Polizei den Menschen Tipps, wie sie sich in gefährlichen Situationen verhalten sollen – und macht dabei klar: Statistisch gesehen werden viele niemals in eine solche Lage geraten. Aber die Wirklichkeit malt ein düsteres Bild: Im vergangenen Jahr gab es in Berlin 48.200 registrierte Körperverletzungen, der höchste Wert seit zehn Jahren. Eine Zahl, die nicht nur in Statistiken zu finden ist, sondern auch tief in das Sicherheitsgefühl der Stadtbewohner schneidet. Die Angst, Opfer zu werden, wächst und wühlt auf. Was nicht unbedingt schlecht sein muss.

Angst, sagt die Polizei, ist kein Feind, sondern ein Verbündeter. Es ist ein Gefühl, das uns schützt, ein inneres Warnsystem. Angst signalisiert uns instinktiv, wenn etwas nicht stimmt, wenn eine Situation außer Kontrolle geraten könnte. Unsere Gefühle, heißt es weiter, sind wie ein eingebautes „Gefahrenradar“, das uns leiten und uns dabei helfen soll, sicher zu handeln. Man solle sich von seinen Gefühlen leiten, aber nicht beherrschen lassen. Ein Rat, der beruhigen soll – auch wenn die steigende Zahl an Messerangriffen in der Stadt das Gegenteil bewirkt.

3482 Messer-Angriffe in Berlin. Darum soll man singen

Überall in Deutschland häufen sich Meldungen über Angriffe mit Messern, die Dunkelziffer könnte noch höher liegen. Allein in Berlin wurden im letzten Jahr 3482 solcher Angriffe registriert, 918 Menschen wurden schwer verletzt. Und ein genauerer Blick auf die Täter zeigt: Fast 87 Prozent der Verdächtigen sind Männer, und mehr als die Hälfte hat keinen deutschen Pass. Ein beunruhigender Trend, der Fragen aufwirft und Ängste schürt, auch wenn die Polizei diese Details in ihrer Kommunikation oft auslässt, schreibt die „Berliner Zeitung“.

Wie aber reagieren, wenn einem jemand mit einer Klinge gegenübersteht? Die Polizei spricht klare Handlungsempfehlungen aus. Es spielt dabei keine Rolle, ob Frau, Mann oder Kind  – die Strategie bleibt gleich: Handeln Sie unberechenbar, heißt es. „Täter erwarten von ihrem Opfer meist ein bestimmtes Verhalten“, so die Polizei. Sich selbstbewusst zeigen, keine Angst demonstrieren – das sind die Grundsätze, die in diesen brenzligen Situationen gelten. 

In so einer Situation hilft beim Messerangriff allerdings auch das Singen nicht mehr.
In so einer Situation hilft beim Messerangriff allerdings auch das Singen nicht mehr.Bihlmayerfotografie/imago

Doch Vorsicht: Widerstand um jeden Preis ist keine gute Idee, besonders wenn der Angreifer ein Messer zieht. Vielmehr gilt es, den Täter durch unvorhergesehene Aktionen aus dem Konzept zu bringen. Ein unerwartetes Telefonat simulieren, plötzlich krank wirken oder eben anfangen zu singen – all das kann den Angreifer verwirren und wertvolle Sekunden für die Flucht oder Hilfe verschaffen.

Neben singen hilft bei einem Messerangriff auch siezen, so die Polizei

Ein weiterer, fast skurriler Ratschlag der Polizei: Siezen Sie den Täter. Das klingt erst einmal absurd, soll aber dabei helfen, Außenstehende auf die Situation aufmerksam zu machen. So können Außenstehende erkennen, dass man von einem Fremden belästigt und bedroht wird, erklärt die Polizei. Was leider bleibt, ist das Bild einer Großstadt, in der Gefahr überall lauern kann, und dass nicht immer ein Entkommen möglich ist.

Die Polizei mahnt: Straftaten passieren oft im Verborgenen, an Orten, wo sich Täter unbeobachtet fühlen. Die beste Sicherheit liegt also in der Nähe anderer Menschen. Und: Waffen, auch zur vermeintlichen Selbstverteidigung, haben im Alltag nichts verloren. Die Polizei rät vom Mitführen jeglicher Arten von Waffen ab. ■