Tierischer Irrsinn in Kladow

MIT VIDEO: Ganz Berlin sucht ein Känguru – KURIER sucht mit!

Seit Tagen hüpft ein Känguru durch Berlin – doch wo ist das süße Beuteltier? Wir haben uns in und um Kladow auf die Suche nach dem Tier gemacht.

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Vor Tagen wurde ein Känguru in Kladow gesichtet. Noch wird das Tier vermisst. Der KURIER machte sich auf die Suche – mit Möhren als Köder. Gut versteckt hinter dem Baum: KURIER-Reporter Oliver Weinlein.
Vor Tagen wurde ein Känguru in Kladow gesichtet. Noch wird das Tier vermisst. Der KURIER machte sich auf die Suche – mit Möhren als Köder. Gut versteckt hinter dem Baum: KURIER-Reporter Oliver Weinlein.Veronika Hohenstein /BK, imagebroker/imago (Symbolfoto)

Berlin hat einen neuen Star. Nach der angeblichen Löwin von Kleinmachnow treibt diesmal ein Känguru die Hauptstadt in den Wahnsinn. Oder besser gesagt: ein Wallaby, das Jakob Augstein gehört haben soll. Seit Tagen rennt der kleine Hüpfer durch die Wälder am Stadtrand – und halb Berlin rennt hinterher. Am Mittwochmorgen sind auch wir in Kladow. Rucksack auf, Karotten dabei. Frisch gekauft im Supermarkt, noch nass vom Sprühnebel. Der Plan: das Tier mit Gemüse ködern. Klingt lächerlich, ist aber ernst gemeint.

Känguru in Kladow gesichtet: Berlin hat ein neues Sommermärchen

Auf der Sakrower Landstraße kreuzen wir die heutige „Jagdgesellschaft“. Keine Förster, keine Polizisten, sondern Kamerateams, Fotografen, Liveticker-Reporter. Jeder Busch wird gefilmt, jeder Schatten diskutiert. Die B.Z. titelt „Beuteltier entlaufen“, der RBB sendet Sonderschichten. Und das Netz? Dreht durch. Memes, Witze, Bilder. Berlin hat sein neues Sommermärchen.

Unser Reporter auf der Suche nach dem Känguru in der Sakrower Landstraße.
Unser Reporter auf der Suche nach dem Känguru in der Sakrower Landstraße.Veronika Hohenstein /BK

Doch warum wird das Wallaby nicht gefunden? Vielleicht, weil alle wie verrückt durch den Wald hetzen. Wir versuchen es anders: Wir legen Karotten in Reih und Glied vor den Supermarkt, lehnen uns zurück und warten. Stundenlang. Ergebnis: Eine Amsel pickt, das Känguru nicht. Also wieder in den Wald. Jeder Abdruck im Boden wird beäugt, jedes Knacken im Dickicht verfolgt. Dann ein Fund: ein Haufen Kot. Klein, dunkel, rund. Wir beugen uns darüber wie Ermittler in einem Krimi. Ist er frisch? Noch warm? Hoffnung keimt. Doch die Enttäuschung folgt sofort: zu groß, zu kalt, eindeutig vom Reh.

Warten darauf, dass das Wallaby anbeißt.
Warten darauf, dass das Wallaby anbeißt.Veronika Hohenstein /BK

Die Suche kippt ins Groteske. Wir robben durchs Unterholz, liegen bäuchlings auf dem Waldboden, starren ins Gestrüpp wie Rambos auf Safari. Jeder Ast knackt, jede Mücke sticht. Die Realität: Wir machen uns längst selbst zum Teil der Show. Als die Sonne untergeht, packen die Kamerateams ein. Übrig bleibt die Erkenntnis: Das Känguru ist klüger als alle seine Jäger. Es taucht einfach nicht auf. Vielleicht sitzt es längst irgendwo und schaut amüsiert zu, wie die Hauptstadt in Aufregung verfällt.

Löwin und Känguru: Berlin hat einen Hang zum Tier-Drama

Berlin hat einen Hang zum Tier-Drama. Erst die Löwin, jetzt das Wallaby. Morgen vielleicht ein Koala im Kanzleramt. Egal welches Tier – Hauptsache, es gibt Schlagzeilen, Livestreams und die große Hysterie. Wir schultern die Rucksäcke, lassen die Karotten liegen und ziehen ab. Vielleicht ist das am Ende sogar der beste Respekt vor dem Tier: es nicht zu fangen, sondern laufen zu lassen. Denn eins ist klar: In dieser Stadt braucht es keine exotischen Tiere, um den Irrsinn sichtbar zu machen. Berlin jagt längst sich selbst.