110.000 Berliner betroffen

Mieten-Schock in Berlin – und der Senator findet’s okay!

Trotz Wohnungsnot und steigender Mieten verteidigt Bausenator Gaebler die Erhöhungen bei landeseigenen Wohnungen. Zehntausende Berliner müssen bald mehr zahlen.

Author - Berliner KURIER
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Tausende Mieter müssen sich in Berlin auf Mieterhöhungen gefasst machen. Bereits zum 1. September soll bei vielen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften teurer werden.
Tausende Mieter müssen sich in Berlin auf Mieterhöhungen gefasst machen. Bereits zum 1. September soll bei vielen landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften teurer werden.Christian Spicker/imago

Die Mieten in Berlin steigen und steigen – und diesmal trifft es mehr als 110.000 Mieter landeseigener Wohnungen. Der Senat? Zuckt mit den Schultern. Bausenator Christian Gaebler (SPD) nennt die Erhöhungen unvermeidlich. Für viele Berliner bedeutet das: Noch mehr Angst um die eigene Wohnung, noch weniger Luft zum Leben.

Berlin wird teurer. Wieder. Und diesmal trifft es über 110.000 Haushalte bei landeseigenen Wohnungsbaugesellschaften – also bei jenen Unternehmen, die eigentlich für bezahlbaren Wohnraum sorgen sollen. Laut Senatsverwaltung steigen allein bis zum 1. September bei mehr als 19.500 Wohnungen die Mieten. Bei Stadt und Land sind es 12.650 Wohnungen, bei der Gewobag rund 1.700. Und das ist nur der Anfang: Zwei weitere große Gesellschaften – Howoge und WBM – haben noch gar keine vollständigen Zahlen geliefert. Die tatsächliche Zahl der Betroffenen dürfte also noch weit höher liegen.

Wohnungsnot wird in Berlin größer

Dabei herrscht in der Hauptstadt Wohnungsnot. Viele Menschen wissen kaum noch, wie sie ihre Miete stemmen sollen. Jedes Jahr klettern die Preise. Familien müssen umziehen, Rentner rechnen jeden Euro, junge Leute suchen monatelang ohne Erfolg. Und jetzt das: Mietsteigerungen – mitten in der Dauerkrise.

Für Zehntausende Berliner Mieter von landeseigenen Wohnungsunternehmen wird sich in den kommenden Monaten die Miete mal wieder erhöhen.
Für Zehntausende Berliner Mieter von landeseigenen Wohnungsunternehmen wird sich in den kommenden Monaten die Miete mal wieder erhöhen.Benjamin Pritzkuleit

Der zuständige Senator Christian Gaebler (SPD) hat dafür Verständnis. Bei einer Sitzung des Abgeordnetenhauses erklärte er: „Auch landeseigene Wohnungsunternehmen müssen wirtschaftlich arbeiten.“ Es brauche Geld für Instandhaltung, Gehälter und soziale Angebote im Kiez. Und das „geht nicht zum Nulltarif“.

Land Berlin darf jährlich die Miete erhöhen

Die Mieterhöhungen stützen sich auf eine Kooperationsvereinbarung, die bis 2027 gilt. Demnach dürfen die Mieten bei den Landesgesellschaften jährlich um maximal 2,9 Prozent steigen – zumindest auf dem Papier. Denn das schließt nicht aus, dass Erhöhungen in mehreren Jahren auf einmal erfolgen. In manchen Haushalten dürfte der nächste Bescheid also ordentlich reinknallen.

Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Christian Gaebler verteidigt die Mieterhöhungen in Berlin.
Senator für Stadtentwicklung, Bauen und Wohnen Christian Gaebler verteidigt die Mieterhöhungen in Berlin.dts Nachrichtenagentur/imago

Was aus Sicht der Politik „übersichtlich“ wirkt, ist für viele Berliner ein massiver Einschnitt. Menschen, die seit Jahren in denselben vier Wänden wohnen, bekommen jetzt Briefe, in denen steht: Bald wird’s teurer. Und zwar nicht vom privaten Investor, sondern vom Land selbst.

Bitteres Signal für Mieter in Berlin

Für Mieter ist das ein bitteres Signal. In einer Stadt, in der der Leerstand gegen Null tendiert, Neubau kaum hinterherkommt und die Warteschlangen bei Wohnungsbesichtigungen immer länger werden, sendet das Land ein klares Zeichen: Selbst wir drehen an der Preisschraube.

Wie hoch die nächste Welle ausfällt – unklar. Doch die Zahlen sprechen für sich. Mehr als 110.000 Haushalte müssen sich auf steigende Kosten einstellen. Und für viele ist das eben nicht „übersichtlich“, sondern existenzbedrohend.