Dieter „Maschine“ Birr (81) ist noch immer für eine Überraschung gut. Erst verkündete er, dass er es Ende Juli auf dem legendären Metal-Festival in Wacken krachen lassen will. Nun kommt kommt das nächste Ding, über das sogar seine Fans staunen: Denn der einstige Frontmann der Puhdys schlägt jetzt ganz neue Töne an – und das in einer ehemaligen Abfallsortieranlage.
„Live imHangar“ heißt die Halle in Rüdersdorf bei Berlin, wo einst Müll fein säuberlich getrennt wurde. Jetzt wird dort gerockt. Eine große Bühne steht da, auf der Maschine ganz andere Saiten aufzuziehen wird. Denn der Ostrocker spielt da nicht mit Musikern, die mit den Saiten ihrer E-Gitarren für den unverwechselbaren Maschine-Sound sorgen. Nein, Birr musiziert jetzt fein klassisch mit einem Streichquintett.

Die Musiker von der Deutschen Oper und der Staatsoper Berlin. Mit ihnen geht Maschine im Herbst auf die „Lieder mit klassischen Saiten“-Tour. „Ich hatte schon lange vor, Puhdys-Hits und Lieder meiner Solo-Alben nur im klassischen Gewand zu spielen“, sagt Birr. Ob das funktioniert? Fans sollen es herausfinden.
45 von ihnen hat der Puhdys-Star zur öffentlichen Probe in die Halle nach Rüdersdorf eingeladen. Sie staunen. Was sie da auf der Bühnen sehen, sieht nicht nach einer normalen Maschine-Mugge aus. Keine Verstärker, keine E-Gitarren, kein Schlagzeug. Nur Birrs Keyboarder Marcus Gorstein ist mit seinem Instrument da. Und Maschine mit Akustikgitarren und die fünf Streicher mit Bratsche, zwei Geigen, Kontrabass und Cello.

Ganz ehrlich: Es gab Konzerte, wo Puhdys-Song mit großem Orchester ganz klassisch gespielt wurden – etwa bei Ostrock-Klassik in den 90ern. „Auch zu DDR-Zeiten hatten die Puhdys paar Lieder mit einem großen Klassik-Orchester gespielt - in den 80er-Jahren bei einer Veranstaltung im Palast der Republik“, sagt Birr.
Puhdys-Star Maschine: Er hat den Klangzauberer des Ostrocks an Bord
Aber ein Konzert mit Puhdys-Hits und Maschines Solo-Liedern auf Klassik-Art – das gab es noch nie. Damit sie auch gut klingen, hat Birr den Klangzauberer des Ostrocks dabei: Musiker André Kunze (produzierte Alben für Puhdys, Karat, City) hat nicht nur die Hits ins richtige Klassikformat arrangiert. Auf der Probe steht er am Miscput, überwacht streng das musikalische Geschehen auf der Bühne.

Maschine und seine Streicher: Es ist erst ihre zweite Probe in Rüdersdorf – und das gleich mit Fans. Warum Maschine das macht? „Man spielt bei den Proben ganz anders, wenn Publikum dabei ist. An den Reaktionen bekommt man gleich mit, was beim Konzert klappt oder was noch verändert werden muss.“
Die Meinung seiner Fans ist Maschine wichtig. Doch Befürchtungen, dass die neuen Töne bei den Fans nicht ankommen, sind völlig unbegründet. Der Puhdys-Star spielt mit seinen Musikern, als säßen da in der Halle 3000 und nicht nur 45 Leute. Und die Fans feiern ihren Star, als wäre es ein echtes Konzert und keine Probe.

Maschines Solo-Hits „Mein Weg“, „Was bleibt“, die Puhdys-Kracher „Perlenfischer“ und „Wenn ein Mensch lebt“ – sie rocken auch im Klassik-Gewand. Die Fans stehen auf, tanzen, klatschen, singen jede Zeile der Lieder mit.
„Die Songs mit Streichern unterlegt – sie sind hammerhart. Ich könnte sie in Dauerschleife hören“, sagt Jeanette Kollecker (61) aus Ahrensfelde. Ihr Mann Andreas Fuhrmann (61) nickt zustimmend.
Manche Fans kamen von weit her, wie Rebecca Harder (62) aus Schleswig-Holstein. „Seit 1975 bin ich Puhdys-Fan, ich hatte sie damals zufällig im DDR-Fernsehen gesehen. Und nun bin ich mit meinem Sohn Andreas hier bei Maschine. Der neue Sound, die Lieder – wir sind begeistert.“
„Maschine - Lieder mit klassischen Saiten und Streichquintett“: Die Tour startet am 26. und 27. September im Freiberger Tivoli, am 17.10. spielt Maschine im Admiralspalast in Berlin.