Sie wollten nicht einmal das Jubiläumsjahr mitnehmen. Nein, die Band Pankow macht ausgerechnet nach 44 Jahren ihres Bestehens Schluss. Am 12. Juli geben die „Rolling Stones des Ostens“ ihr letztes Konzert in Berlin. Einen Tag später ist dann in Dresden für immer Schluss. Pankow-Frontmann André Herzberg (69) zeigt sich zunächst sehr taff. „Wir haben es ja so gewollt“, sagt er. Doch dann gibt der Sänger im KURIER-Gespräch zu: Ein „bisschen mulmig“ ist ihm schon vor dem „letzten Mal“ mit Pankow.
„Kille, kille Pankow“ werden sie spielen. Auch der letzte Zugabe-Song steht mit „Bis zuletzt“ (der einzige neue Song seit Jahren) bereits fest, wenn die Ostrock-Legende Pankow am Sonnabend auf der Freilichtbühne in Weißensee „Tschüss“ zu ihren Berliner Fans sagt. Vielleicht wird die Zugabe etwas länger. Aber mit weiteren Überraschungen rechnet Herzberg nicht. Ähnlich wird es auch am Sonntag in Dresden sein, wo Pankow den Schlusspunkt setzt.

Das sagt Herzberg. Wird das wirklich für ihn ein Abschied ohne Emotionen? Bereut Herzberg nicht ein wenig die Entscheidung, die er mit der Band vor einem Jahr traf? „Nein, wir werden ja weiter auf der Bühne stehen“, sagt er. „Wir machen ja als Künstler weiter.“
Schon der Rente wegen, wie Herzberg sagt. Die Höhe will er nicht verraten. Nur so viel: „Sie reicht vorne und hinten nicht. Ich muss darum weiter auf der Bühne stehen“, sagt Herzberg und lacht. „Im Ernst: Wir alle sind doch echte Bühnenschweine, wir können nicht anders, wir müssen weitermachen.“
Aber nicht mehr gemeinsam als Pankow! „Das ist wahr“, gibt Herzberg zu. Der Mann, der 1981 mit dem Gitarristen Jürgen Ehle Pankow gegründet hat, gesteht: Auf der Abschiedstour gab es Augenblicke, da war ihm schon „manchmal bange“ vor dem letzten Auftritt mit der Band. „Ich gehe bereits alle Phasen durch, die da auf mich zu kommen könnten“, sagt Herzberg.
André Herzberg: Warum das letzte Pankow-Konzert in Berlin so besonders ist
Der Pankow-Frontmann erklärt, dass es ihn sehr berührt, dass man für das letzte Berlin-Konzert der Band die Freilichtbühne Weißensee auserwählt hat. „Sie gehört zu meiner Geschichte“, sagt Herzberg. „Hier war ich oft als kleiner Junge. Die Freilichtbühne ist ein Teil meines Kiezes, in dem ich aufgewachsen bin. Ganz in der Nähe war mein Kindergarten. Und nun gibt Pankow auf dieser Bühne das allerletztes Konzert in Berlin.“
Die Band hat auch nichts geplant, wie man sich etwa von den Fans verabschieden wird, bevor dann der Moment kommt, an dem für Pankow für immer die Lichter ausgehen werden. „Keine Ahnung, was ich dann fühlen werde. Ich kann das erst sagen, wenn wirklich alles vorbei ist.“

Eins ist sicher: Es wird bei dem Ende von Pankow bleiben. Die Gründe sind bekannt. Die einst rebellische Band der DDR (sie hieß nicht umsonst „die Stones des Ostens“), die mit Songs wie „Aufruhr in den Augen“ von der Jugend geliebt wurde und ein Dorn im Auge der Staatsmacht war – sie hat nicht mehr die Power von früher, um Neues zu machen. Und auf Retro machen, dazu haben die Musiker keinen Bock.
„Wir wollen mit Pankow nicht am Ende nur im Autohaus oder auf einem Stadtfest spielen. Und wir wollen auch nicht in einer RTL-Ostalgie-Show auftreten oder als Beiwerk mit dem Sandmännchen um die Ecke winken“, hatte Herzberg vor einem Jahr dem KURIER gesagt. „Es gibt Momente, da ist einfach Schluss – so wie bei einer Party.“
Herzberg sagt heute: „Jeder von uns hat längst eigene Projekte, die man weiterverfolgt“, sagt er. Pläne hat Herzberg schon für die Zeit nach Pankow: „Es wird Soloauftritte geben, vielleicht schreibe ich ein neues Buch. Auf jeden Fall arbeite ich an einem neuen Solo-Album.“
Das allerletzte Pankow-Konzert in Berlin findet am 12. Juli auf der Freilichtbühne Weißensee (Große Seestraße 10) statt. Beginn: 19.30 Uhr, Karten: 48,50 Euro plus Gebühr.