Behörde unternimmt nichts

Dreist: DIESE Berliner Straße fahren viele seit acht Jahren falsch lang

Andreas Kuke ist genervt. Tag für Tag muss er mit ansehen, wie sich Autofahrer durch die Mittelstraße mogeln und alle Verbotsschilder ignorieren.

Author - Veronika Hohenstein
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KURIER-Leser Andreas Kuke zählt an manchen Tagen bis zu 20 Fahrzeuge, die entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind, und sorgt sich um die Sicherheit.
KURIER-Leser Andreas Kuke zählt an manchen Tagen bis zu 20 Fahrzeuge, die entgegen der Fahrtrichtung unterwegs sind, und sorgt sich um die Sicherheit.Veronika Hohenstein

Mitten in Berlin liegt eine Straße, in der Verkehrsregeln scheinbar nur auf freiwilliger Basis gelten, denn hier werden alltäglich die Vorschriften völlig missachtet. Ein kurzer Abschnitt der Mittelstraße ist seit Jahren wegen einer Baustelle als Einbahnstraße ausgeschildert, doch tagtäglich ignorieren zahlreiche Fahrzeugfahrer die Regeln.

Es regnet in Strömen. Die Wolken hängen tief über Berlin. KURIER-Leser Andreas Kuke (59) aus Lichtenberg steht am Zaun einer Baustelle an der Kreuzung Mittelstraße und Neustädtische Kirchstraße, als er Zeuge eines alltäglichen Vorfalls wird: Ein Lkw-Fahrer missachtet die gut sichtbare Einbahnstraßenregelung und fährt unbeirrt in die verbotene Richtung. Kurz darauf hält der Fahrer an und setzt ein Stück zurück.

Mittelstraße in Mitte: Fußgänger interessieren Falschfahrer nicht

Vielleicht ist dem Fahrer sein Fehler aufgefallen? Von wegen. Das Rückwärtsfahren dient allein dem Zweck, das Verkehrsschild, das die Einfahrt untersagt, nicht mit dem großen Fahrzeug umzureißen. Dann fährt der Fahrer unbeirrt weiter. Andreas Kuke schüttelt den Kopf. „Ob Autos oder Fußgänger kommen … das interessiert die nicht.“

Die Mittelstraße in Berlin: Hier ignorieren viele das Einbahnstraßenschild und fahren entgegen der Fahrtrichtung.
Die Mittelstraße in Berlin: Hier ignorieren viele das Einbahnstraßenschild und fahren entgegen der Fahrtrichtung.Veronika Hohenstein

Verkehrschaos in Berlin-Mitte: „Ich sehe das seit acht Jahren“

Vor allem frühmorgens und am Nachmittag, wenn der Berufsverkehr rollt, nutzen viele Autofahrer die kleine Absperrung an der Mittelstraße als willkommene Abkürzung, erzählt Andreas Kuke. Besonders häufig seien es Taxi- und Uber-Fahrer, die einfach durchfahren. Einmal hat er es sogar schon krachen sehen, und Andreas Kuke sagte danach als Zeuge bei der Polizei aus. Warum ist es ihm so wichtig? „Weil ich das hier nun seit acht Jahren angucke. Und ich habe Sorge, dass es irgendwann zu einem schweren Unfall kommt. Ich will nicht daneben stehen, wenn es knallt“, erklärt er. Der Berliner berichtet, er habe versucht, die Polizei zu informieren, die Behörde habe sich auf mangelnde Kapazitäten berufen.

Regelchaos in Mitte: In dieser Straße fahren Autofahrer seit acht Jahren falsch

Nächste Beobachtung: Ein Fahrradfahrer fährt vorbei – und hält nicht an. Auf der Neustädtischen Kirchstraße fahren die Autos deutlich schneller als 30 km/h. „Man kann sich hinstellen und einfach zugucken, manchmal ist es fast unterhaltsam“, sagt Andreas Kuke mit einem Schmunzeln. Doch wenn die Geduld am Ende ist und er sich Sorgen um die Sicherheit macht, weist er die Falschfahrer auch mal zurecht. „Manchmal pöbeln die Fahrer zurück, ich wurde auch schon öfter beschimpft oder bedroht.“

Ein kurzer Teil der Mittelstraße ist als Einbahnstraße ausgewiesen. Aber jeden Tag ignorieren etliche Fahrzeugfahrer die Verkehrsregeln und nutzen die Straße als Abkürzung.
Ein kurzer Teil der Mittelstraße ist als Einbahnstraße ausgewiesen. Aber jeden Tag ignorieren etliche Fahrzeugfahrer die Verkehrsregeln und nutzen die Straße als Abkürzung.Veronika Hohenstein

Was sagen die Behörden zum Verkehrschaos in der Mittelstraße?

Der KURIER fragte bei den zuständigen Stellen nach – dem Bezirksamt Mitte und der Senatsverwaltung für Mobilität, Verkehr, Klimaschutz und Umwelt. Doch eine klare Zuständigkeit für die Straße scheint es nicht zu geben. Dann kommt doch noch eine Antwort aus der Senatsverwaltung: Man habe bislang „keine konkreten Hinweise“ zur Problematik erhalten und auch keinen Kontakt zur Polizei, da die Verkehrssituation als „bisher unauffällig“ gelte. Aber: „Wir haben jetzt den zuständigen Polizeiabschnitt kontaktiert. Direkte Beschwerden über das Fehlverhalten einzelner Verkehrsteilnehmer sind dem Abschnitt bekannt.“

Der Sachbearbeiter hat die Örtlichkeit überprüft und die Verkehrsregeln dort als nachvollziehbar eingestuft. Die Einbahnstraßenregelung ist eindeutig beschildert, weshalb erst einmal nichts unternommen werden soll. „Ein erklärbarer Grund für das Fehlverhalten ist nicht erkennbar. Eine Änderung der temporären Beschilderung ist daher nicht erforderlich.“

Kennen auch Sie eine Straße, in der die Verkehrsregeln regelmäßig ignoriert werden? Oder fallen Ihnen im Berliner Verkehr andere alltägliche Ärgernisse auf? Worüber sollten wir unbedingt berichten? Schicken Sie uns gerne Ihre Hinweise, Erfahrungen und Beobachtungen an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns!