Neuer Bericht enthüllt

Flüchtlinge in Berlin: Darüber beschweren sich Geflüchtete am meisten

Schon 2021 wurde eine unabhängige Beschwerdestelle für die Anliegen von Geflüchteten in der Hauptstadt eingerichtet. Welche Kritik kommt dort an?

Author - Florian Thalmann
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Geflüchtete kommen im Ankunftszentrum für ukrainische Kriegsflüchtlinge in Tegel an. Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens soll es bald weniger Plätze geben.
Geflüchtete kommen im Ankunftszentrum für ukrainische Kriegsflüchtlinge in Tegel an. Auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens soll es bald weniger Plätze geben.Berlinfoto/imago

Etliche Geflüchtete kamen in den vergangenen Jahren in der Hauptstadt Berlin an, wurden in verschiedenen Unterkünften untergebracht. Im Jahr 2021 wurde außerdem die BuBS gegründet, die „Berliner unabhängige Beschwerdestelle“. Wollen Geflüchtete in Berlin Kritik äußern, etwa bezüglich der Unterkünfte oder in Bezug auf Behörden, können sie sich an diese Stelle wenden. Die „Berliner Morgenpost“ zeigt nun in einem Bericht, über welche Dinge sich die Flüchtlinge in Berlin am meisten beschweren.

Jährlich kommen 2000 Anliegen in der Berliner Beschwerdestelle an

Laut Maike Caiulo-Prahm, der Leiterin der Beschwerdestelle, bearbeiten die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter pro Jahr etwa 2000 Anliegen. Rund 50 Prozent davon können gelöst werden. „Das Besondere an unserem Angebot ist, dass wir die Sprechstunden direkt in den Unterkünften anbieten und die Menschen ihre Beschwerden in ihrer eigenen Sprache formulieren können“, sagt sie gegenüber der „Berliner Morgenpost“.

„Sie bietet den geflüchteten Bewohnerinnen und Bewohnern, ehrenamtlichen und hauptamtlichen Mitarbeitenden in den LAF-Unterkünften die Möglichkeit, ihre Beschwerden, Hinweise und Verbesserungsvorschläge zu äußern und eine Rückmeldung zu erhalten“, heißt es auf der Website des Landesamtes für Flüchtlingsangelegenheiten.  „Dies kann man entweder persönlich in der zentralen Anlaufstelle der BuBs tun oder gegenüber den aufsuchenden Lotsinnen und Lotsen der Beschwerdestelle, die in den Flüchtlingsunterkünften im Einsatz sind.“

Die Ausstattung der Flüchtlingsunterkünfte sind in 22 Prozent der Fälle Grund für die Beschwerden der Menschen, sagte Caiulo-Prahm. In diesen Bereich falle es etwa, wenn Geräte kaputt seien, beispielsweise Waschmaschinen. Direkt dahinter liegen Beschwerden über die Berliner Behörden und ihren Service – darüber gehe es in 18 Prozent der Fälle. Immerhin 17 Prozent drehen sich um die Verpflegung in den Unterkünften.

Angst vor Kritik: Geflüchteten fällt es nicht leicht, sich über Dinge zu beschwerden

Leicht fällt es den Menschen allerdings nicht, über verschiedene Dinge Kritik zu äußern, stellt die Chefin der Beschwerdestelle klar. „Sie kommen aus Ländern, in denen es ein Problem ist, sich zu beschweren.“ Doch die Angst wolle man ihnen nehmen. Auch deshalb hätten viele der Menschen, die für die Beschwerdestelle arbeiten, selbst Fluchterfahrung. 28 Mitarbeiter sind für die Hilfseinrichtung unterwegs, heißt es in dem Bericht der „Berliner Morgenpost“, etwa die Hälfte davon stehe als Lotsinnen und Lotsen selbst mit den Geflüchteten in Kontakt.

Am ehemaligen Flughafen Tegel stehen Geflüchtete Menschen vor einer Leichtbauhalle.
Am ehemaligen Flughafen Tegel stehen Geflüchtete Menschen vor einer Leichtbauhalle.Christophe Gateau/dpa

Aktuell sind laut Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten 36.024 Plätze in Berlin belegt, in der gesamten Stadt gibt es die unterschiedlichsten Unterkünfte. Erst am Dienstag wurde bekannt, dass auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tegel auch weiterhin Geflüchtete untergebracht werden sollen, es soll allerdings deutlich weniger Plätze geben als bisher. Die Folge: 1400 Mitarbeiter sollen ihren Job verlieren. Ihre Verträge liefen dann aus und sollten nach jetzigem Stand nicht verlängert werden, sagte ein Sprecher des Deutschen Roten Kreuzes (DRK).

Ende Juni wiederum wurde berichtet, Berlin brauche mehr Unterbringungsmöglichkeiten für Gelüchtete. Auf dem Tempelhofer Feld soll deshalb eine große neue Wohncontaineranlage für Geflüchtete entstehen. Das hat der Senat bei seiner jüngsten Sitzung beschlossen, wie Sozialsenatorin Cansel Kiziltepe (SPD) anschließend mitteilte. Die Anlage soll in Holzbauweise gestaltet werden, im zweiten Halbjahr 2028 in Betrieb gehen und 1.000 bis 1.100 Flüchtlingen Platz bieten.