Nach Todesfahrt

Magdeburg-Täter sollte Donnerstag zu Gerichtstermin in Berlin

Nach dem schrecklichen Anschlag auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg werden immer mehr Details über den Täter bekannt. Mit der Justiz hatte er vorher schon Kontakt.

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Der mutmaßliche Täter des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg (links im Bild) konnte von Polizisten neben einer Straßenbahn-Haltestelle festgenommen werden. Am Donnerstag hätte er vor Gericht in Berlin erscheinen sollen.
Der mutmaßliche Täter des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt in Magdeburg (links im Bild) konnte von Polizisten neben einer Straßenbahn-Haltestelle festgenommen werden. Am Donnerstag hätte er vor Gericht in Berlin erscheinen sollen.TNN/dpa

Der mutmaßliche Täter von Magdeburg war der Berliner Justiz bekannt. Nach dpa-Informationen lag ein Verfahren der Amtsanwaltschaft Berlin wegen des Missbrauchs von Notrufen durch Taleb A. vor. Zuerst hatte der „Spiegel“ berichtet.

Dem Angeklagten wurde vorgeworfen, am 23. Februar dieses Jahres im Dienstgebäude der Berliner Polizei den Notruf der Feuerwehr gewählt zu haben, ohne dass ein Notfall vorgelegen habe. Daher wurde beim Amtsgericht Tiergarten Strafbefehl beantragt, der mit 20 Tagessätzen zu je 30 Euro erlassen wurde.

Taleb A. schwänzte Gerichtstermin in Berlin am Donnerstag

Der Angeklagte habe Einspruch eingelegt. Zum Hauptverhandlungstermin am vergangenen Donnerstag (19. Dezember) sei der Angeklagte nicht erschienen, so die Berliner Staatsanwaltschaft. Der Einspruch sei auf Antrag der Amtsanwaltschaft verworfen worden.

Bei dem mutßmaßlichen Attentäter handelt es sich um einen seit 2006 in Deutschland lebenden Arzt aus Saudi-Arabien. Taleb A. soll Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie sein. Der 50-Jährige hat einen unbefristeten Aufenthaltstitel. Er lebte zuletzt in Bernburg im Salzlandkreis und arbeitete als Arzt.

A. kam laut Kopie seines der Nachrichtenagentur AFP vorliegenden saudiarabischen Passes am 5. November 1974 zur Welt. Er wurde in eine schiitische Familie geboren. In seinem Heimatland studierte er Psychologie, bevor er nach Deutschland ging.

Dorthin kam er, weil er sich vom Islam lossagte und seither verfolgt fühlte. In einem AFP-Interview vor zwei Jahren stellte er sich mit den Worten vor: „Ich bin ein saudischer Atheist.“ In dem Interview beschimpfte er den Islam.

Saudi-Arabien soll Deutschland vor mutmaßlichem Attentäter gewarnt haben

Noch vor wenigen Jahren gab sich A. als Aktivist, der von ihren Männern unterdrückten Frauen in Saudi-Arabien zur Flucht verhelfen wollte und dazu auf einer Webseite auch über das deutsche Asylsystem informierte. Im Jahr 2019 erschienen in Deutschland und auch international mehrere Interviews und Berichte über sein Agieren.

In den vergangenen Jahren fiel A. in den sozialen Medien vor allem auch durch verschwörungstheoretische Äußerungen auf. Berichten zufolge bekundete er in Beiträgen im Onlinedienst X auch seine Sympathie zur AfD.

Angeblich soll die saudiarabische Botschaft deutsche Behörden vor A. gewarnt haben. Vor etwa einem Jahr plante die Polizei nach einer Strafanzeige eine sogenannte Gefährderansprache, dazu kam es offenbar nicht. Laut Staatsanwaltschaft befand sich A. „nicht im Fokus“ der Ermittler.