Drei Minuten Horror

So verlief der Anschlag auf den Weihnachtsmarkt Magdeburg

Wie konnte der Täter so viele Menschen töten und verletzen? Das Minutenprotokoll der brutalen Tat gibt eine Übersicht über den Verlauf des Anschlags.

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Ein Auto war in die Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast und tötete mehrere Menschen.
Ein Auto war in die Menschenmenge auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt gerast und tötete mehrere Menschen.Maike Glöckner/Imago

Ein schwarzer BMW biegt am Freitagabend in einen abgesperrten Bereich und rast durch eine Zeile des Weihnachtsmarktes in Magdeburg. Der Täter am Steuer versucht mit seiner Tat so viele Menschen wie möglich zu töten. Am Ende werden mehr als 200 Menschen verletzt. Mittlerweile sind bereits 5 Personen an den Folgen der Tat gestorben. Doch wie konnte der Täter so viele Menschen verletzen? Das Minutenprotokoll gibt Einblicke in den Verlauf der Tat.

19 Uhr: Es ist ein geschäftiger Abend am letzten Freitag vor Weihnachten. Hunderte Besucher drängeln sich zwischen den Ständen auf dem beschaulichen Magdeburger Weihnachtsmarkt, essen Bratwurst und trinken Glühwein. Nichts lässt sie ahnen, was für ein Horror kurz darauf anbrechen wird.

Die Spurensicherung untersucht das Tatfahrzeug, welches am Freitagabend noch auf der Ernst-Reuter-Allee in Magdeburg stand.
Die Spurensicherung untersucht das Tatfahrzeug, welches am Freitagabend noch auf der Ernst-Reuter-Allee in Magdeburg stand.john MacDougall/AFP

Attentat beginnt um 19.02 Uhr mit dem Einbiegen des Täters in den Rettungsweg

19.02 Uhr: Ein schwarzer BMW X3 biegt erst von der Ernst-Reuter-Allee an einer Fußgängerampel auf den Breiten Weg in Magdeburg. Hier fahren sonst nur Straßenbahnen. Der Weg ist jedoch frei von Pollern, denn er dient als Flucht- und Rettungsweg für den Magdeburger Weihnachtsmarkt. Der Mann am Steuer fährt langsam vorwärts, doch soll laut Polizei auch hier schon die ersten Menschen erfasst haben.

Der erste Notruf geht Sekunden später bei der Polizei ein. Der Anrufer vermutet zu diesem Zeitpunkt noch, dass der Fahrer aus Versehen abgebogen ist. Kurz darauf folgen Dutzende weitere Anrufe bei der Leitstelle.

Vom Breiten Weg biegt er auf die Straße Alter Markt ein. Dort sind die Buden des gemütlichen Weihnachtsmarktes aufgebaut. Der Fahrer beschleunigt das Fahrzeug erst hier extrem genau in die Zeile und durchfährt sie in hoher Geschwindigkeit, pflügt sprichwörtlich durch die Menge und verletzt dabei viele Menschen. Manche können sich noch durch einen Sprung beiseite retten. Laut Polizei legt Taleb A. insgesamt rund 400 Meter mit dem Fahrzeug über den Weihnachtsmarkt zurück und hinterlässt eine Schneise der Verwüstung mit vielen Verletzten.

ca. 19.03 Uhr: Wenige Sekunden später biegt der Fahrer vor dem Rathaus nach rechts in die Hartstraße und überquert dort einen Parkplatz. Derweil wurden mehr als 200 Personen verletzt. Viele liegen mit schweren und schwersten Verletzungen am Boden. Es herrscht weiter Panik. Manche Passanten vermuten, dass es Schüsse gegeben habe.

Hinter der nächsten Häuserecke biegt der Attentäter mit dem Fahrzeug wieder auf die Ernst-Reuter-Allee. Auf der sechsspurigen Straße verläuft auch eine Straßenbahn.

Ein Opfer des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt wird von Rettern abtransportiert.
Ein Opfer des Anschlags auf den Magdeburger Weihnachtsmarkt wird von Rettern abtransportiert.Heiko Rebsch/dpa

Täter muss wegen Verkehr stoppen – Polizisten nehmen ihn fest

ca. 19.04 Uhr: Der Täter kommt mit dem Mietwagen neben einer Straßenbahnhaltestelle „verkehrsbedingt“ zum Stehen, wie ein Sprecher der Polizei auf der Pressekonferenz am Samstag mitteilt. Vermutlich stehen Fahrzeuge wegen einer roten Ampel an der Kreuzung, deshalb ist die Weiterfahrt für den Fahrer blockiert. Das Fahrzeug ist an der Front schwer beschädigt und eingedrückt.

19.05 Uhr: Polizisten, die zur Sicherung des Weihnachtsmarktes vor Ort sind, kommen sofort zum Auto. Der Attentäter steigt aus dem Fahrzeug. Sie fordern ihn auf, sich auf den Boden zu legen. Nach kurzem Zögern hebt er die Hände und legt sich auf den Boden.

Innerhalb weniger Sekunden treffen Mannschaftswagen ein, mehrere Polizisten steigen aus, durchsuchen den Täter und nehmen ihn fest. Auch die ersten Rettungskräfte rücken an und versorgen Verletzte.

19.07 Uhr: Der Account von Taleb A. auf der Nachrichtenplattform X setzt möglicherweise noch einen wirren Tweet ab, in dem er angebliche Zensur beklagt und deutsche Behörden beschuldigt. Derzeit ist noch unklar, ob der Tweet möglicherweise vorher hochgeladen und für eine automatische Aussendung geplant wurde. Der Täter wird derweil fortgeschafft.