Warnung in Berlin

UPDATE! Löwe in Berlin unterwegs: Gefährliche Stressphase beim Einfangen

Die Polizei bittet Bewohner einer Region, das Haus nicht zu verlassen. Die Suche läuft weiter auf Hochtouren. Das Tier wurde im Bereich Kleinmachnow, Teltow, Stahnsdorf gesichtet. Die Gefahrenwarnung wurde auf den Süden Berlins ausgeweitet. Zuletzt wurden am Nachmittag erfolglos in Zehlendorf gesucht.  

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In Berlin soll eine Löwin ausgebrochen sein. Die Polizei warnt die Bevölkerung.
In Berlin soll eine Löwin ausgebrochen sein. Die Polizei warnt die Bevölkerung.Screenshot Twitter

Löwen-Alarm in Berlin und Brandenburg! Die Polizei bittet Bewohner einer Region, das Haus nicht zu verlassen. Ein Anwohner hatte in der Nacht zu Donnerstag eine freilaufende Löwin gesichtet, ein Video gemacht und die Beamten informiert. Bis zum Donnerstagabend dauerte die Suche an. 

In der Nacht von Mittwoch auf Donnerstag erreichte die Polizei gegen Mitternacht ein Notruf nach der Sichtung eines freilaufenden Wildtieres im Richard-Strauss-Weg in Kleinmachnow, heißt es in einer Pressemitteilung der Polizei Brandenburg. „Von der konkreten Situation wurde ein Handyvideo aufgenommen und der Polizei vorgelegt. Nach Prüfung des Videomaterials handelt es sich nach einer ersten Einschätzung bei dem Wildtier um eine Löwin. Die geschilderte Situation wird als glaubwürdig angesehen.“ Der Zeuge hatte ein Wildschwein gesehen, dem eine große Raubkatze auf den Fersen war. 

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Polizisten sehen das Raubtier auf Streife

Auch eine Streifenwagenbesatzung habe das Tier zwei Mal in der Nacht gesehen. Das sagte Polizeisprecherin Kerstin Schröder bei einer Pressekonferenz in Kleinmachnow am Donnerstagmittag. Sie sprach von einer „gesicherten Wahrnehmung von Kollegen.“

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Polizeisprecherin  Kerstin Schröder (Direktion West) bei einer am Mittag abgehaltenen Pressekonferenz. 
Polizeisprecherin Kerstin Schröder (Direktion West) bei einer am Mittag abgehaltenen Pressekonferenz. Volkmar Otto

Seit dieser Alarmmeldung in der Nacht läuft nun die Suche nach dem Tier auf Hochtouren. Inzwischen wurde die Gefahrenwarnung nach Angaben der Berliner Polizei auch auf den Süden Berlins bis nach Zehlendorf, Steglitz, Marienfelde, in den Bezirk Neukölln und Tempelhof ausgeweitet. Die Suche konzentrierte sich zunächst aber auf ein Gebiet in Kleinmachnow und Stahnsdorf.

Löwenjagd in Berlin-Brandenburg. Bei der Suchaktion sollen auch Hunde die Raubkatze aufspüren helfen. 
Löwenjagd in Berlin-Brandenburg. Bei der Suchaktion sollen auch Hunde die Raubkatze aufspüren helfen. Paul Zinken/dpa

Nach Löwin in Zehlendorf gesucht

Am Nachmittag gab es dann die Meldung der Berliner Polizei, das Tier könnte sich in Zehlendorf befinden. „Das Wildtier könnte sich in Zehlendorf befinden. Unsere Kolleg. stellen ggf. sicher, dass Veterinäre das Tier gefahrlos betäuben können.“

Nach Angaben eines Reporters der dpa soll die Königsstraße in Berlin-Zehlendorf weiträumig abgesperrt worden sein. Die Polizei wollte dazu keine näheren Angaben machen, ob dies stimmt und ob die Maßnahme im Zusammenhang mit der Suche nach dem Wildtier steht. „Rund um die Straßen Quantzstraße, die Straße An der Stammbahn und Königsweg dürfen Anwohner am Donnerstagnachmittag weder Häuser noch Autos verlassen. Ein Helikopter steigt jetzt in dem Gebiet auf, macht Bilder mit der Wärmebildkamera“, berichtet die B.Z. 

Doch die Spur in Zehlendorf führte in Leere. „Die Gegend wurde abgesucht. Es fanden sich keine Hinweise oder Spuren, dass das Tier sich dort tatsächlich befunden hat“, teilte die Polizei am Donnerstag auf Twitter mit. Die Hinweise hätten sich auf den Bereich Waldfriedhof bezogen. Damit geht die Suche nach der mutmaßlichen Löwin weiter.

Rentnerin Gabriele Karla (76) lacht über die Geschichte des entlaufenen Löwen. Sie war heute trotzdem auf dem Friedhof. „Ich hätte mich vor ihm auf den Boden geworfen, wenn er aufgetaucht wäre“, sagt sie.
Rentnerin Gabriele Karla (76) lacht über die Geschichte des entlaufenen Löwen. Sie war heute trotzdem auf dem Friedhof. „Ich hätte mich vor ihm auf den Boden geworfen, wenn er aufgetaucht wäre“, sagt sie.Volkmar Otto

Nur zwei S-Bahnstationen weiter geht in Lichterfelde West das Leben in Berlin seinen gewohnten Gang. Kinder spielen auf den Spielplätzen. In der Nähe der ersten Sichtung befinden sich auch das Hunde-Auslaufgebiet im Düppeler Forst und der Waldfriedhof Zehlendorf. Ebenso der Südwest Kirchhof Stahnsdorf und weitere Waldgebiete. Anwohner sollen die Waldgebiete in der Region nicht betreten, riet die Polizei.

Sichtung der Wildkatze und das Warngebiet.
Sichtung der Wildkatze und das Warngebiet.dpa

Sichtung der Löwin an der Grenze zu Berlin?

Bei der Suche an der Grenze zu Berlin waren auch ein Hubschrauber der Polizei und der Berliner Stadtjäger im Einsatz. Auch wollte man die ganze Nacht hindurch weiter suchen, sollte das Tier bis dahin nicht gefunden und betäubt worden sein. 

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Eine unerschrockene Katze sitzt am Bürgersteig in Kleinmachnow in der Straße Kleine Eichen. Ganz in der Nähe wurde eine artverwandte große Raubkatze gesichtet.  
Eine unerschrockene Katze sitzt am Bürgersteig in Kleinmachnow in der Straße Kleine Eichen. Ganz in der Nähe wurde eine artverwandte große Raubkatze gesichtet. Volkmar Otto

Bei Betäubung Stresssituation für Menschen und Tier

Sollte das Tier gefunden werden, werde  zur Betäubung eine Tele-Injektion mit einem Narkosegewehr eingesetzt, sagte May Hokan von der Umweltstiftung World Wide Fund For Nature (WWF). Das könnten am besten etwa Zootierärzte, die mit solchen Situationen auch unter Stress gut umgehen könnten.

Die Tierärztin schilderte mögliche Probleme: „Wenn man so einen Löwen trifft, fällt der nicht direkt um und schläft ein. Es gibt eine Stressphase, er hat diesen Pfeil im Hintern, wird erst mal losrennen und Radau machen.“ Dies dauere einige Minuten, auch abhängig von der Art des Narkosemittels. „Wir haben dann eine schwierige Phase, bevor das Tier einschläft und man sich dem Tier nähern kann.“

Theoretisch denkbar wäre auch ein Abschuss. „Je nachdem wie die Situation wahrscheinlich von Tierarzt und Polizei eingeschätzt wird, wird das Tier in solchen Situationen auch erschossen. Dabei muss natürlich die Sicherheit gegeben sein, dass da keine Menschen in der Nähe sind. Das ist auch nicht so einfach.“

Tier ist unter Stress - gefährliche Situation

Das Raubtier sieht die Expertin gerade in einer besonderen Situation. „Das Tier ist nicht in seiner natürlichen Umgebung. Es ist gerade ein unglaublicher Stress.“ Es sei wahrscheinlich noch nie so frei unterwegs gewesen. „Wenn ich in Afrika in der der Savanne rumlaufen würde und mir ein Löwe begegnet, der gerade gefressen hat, ist es gar nicht mal so dramatisch oder so gefährlich wie jetzt hier.“

Hinzu kommt für Hokan ein weitere Faktor. „Es ist ein Löwe, der wahrscheinlich von Menschen großgezogen wurde. Das bedeutet, der Mensch ist ihm bekannt und er hat keine Angst vor Menschen. Er ist es gewohnt, Menschen zu sehen. Darum macht es das auch noch mal gefährlicher.“

Laut Einschätzungen von Experten aus Zoo und Tierpark in Berlin käme eine Löwin in den Sommermonaten durchaus in einem heimischen Waldstück zurecht. In einem ihr unbekannten Terrain könne davon ausgegangen werden, dass sie sich ins Unterholz zurückziehe und nicht aktiv den Kontakt zum Menschen suche, teilten die Einrichtungen mit. „Auch die Gefahr, dass ein Wildtier auf freier Fläche wie beispielsweise im Wald, Park oder Feld einen Menschen direkt angreift ist geringer, als wenn es sich in einem Wohngebiet in die Enge getrieben und bedroht fühlt.“

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Ein gefährliches Wildtier, vermutlich ein Löwe, wird im Süden Berlins und in Brandenburg gesucht.
Ein gefährliches Wildtier, vermutlich ein Löwe, wird im Süden Berlins und in Brandenburg gesucht.Sven Käuler/dpa

Twitter-Video zeigt großes Tier

In einem Video, das noch in der Nacht auf Twitter geteilt wurde, ist ein größeres Tier im Gebüsch am Straßenrand zu sehen.  Als der Filmer näher heranzoomt, hebt das Tier seinen Kopf und läuft weiter. Dann bricht das Video ab. Ob es sich bei der Aufnahme um das gesuchte Tier handelt, ist nicht klar. 

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Hubschrauber suchen nach Löwen in Berlin und Brandenburg

Die Bevölkerung in der Region wurde bereits kurz nach 6 Uhr am Morgen per Smartphone-App KatWarn informiert. Auch mit Lautsprecherdurchsagen warnten die Polizisten.  

Abgesperrtes  Waldstück in Kleinmachnow. Hier soll es Spuren von einem Wildschwein-Riss gegeben haben. 
Abgesperrtes Waldstück in Kleinmachnow. Hier soll es Spuren von einem Wildschwein-Riss gegeben haben. Volkmar Otto

Noch läuft die Suche auf Hochtouren, auch das gerissene Wildschwein wurde bisher nicht entdeckt. Es gebe aber an der Stelle eine Spurenlage, so die Polizei. Man sei weiter mit Veterinäramt und auch Jagdpächtern im Einsatz, sagte ein Sprecher. Auch zwei Hubschrauber mit Wärmebildkameras helfen bei der Suche. Später wolle man die Waldstücke, die in Frage kommen, auch durchkämmen, sagte ein Polizist in Kleinmachnow Anwohnern. Man suche jeweils da, wo es Hinweise gebe. 

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Auch ein Hubschrauber kam in der Nacht bei der Suche nach einem ausgebüxten Löwen in Berlin zum Einsatz.
Auch ein Hubschrauber kam in der Nacht bei der Suche nach einem ausgebüxten Löwen in Berlin zum Einsatz.Morris Pudwell

Kinder dürfen wegen Suche nach Löwin in Kleinmachnow nichts ins Freie

Die Gemeinde Kleinmachnow reagierte am Morgen auf die Suche nach der Löwin, hier und da gibt es Einschränkungen. Die Kitas seien geöffnet, die Kinder dürften aber nicht raus in den Garten, sagte eine Sprecherin der Gemeinde. Auch Ausflüge auf Spielplätze seien nicht möglich. Das gelte auch am Freitag, sollte das Tier bis dahin nicht gefunden sein. Auch das Rathaus bleibe offen. Den Händlern am Markt sei empfohlen worden, keine Stände aufzubauen. „Es sind kaum Leute da“, so die Sprecherin.

Kathrin Lüdtke (38)  ist Mutter von drei Kindern und wohnt in Kleinmachnow. Sie hat keine Angst vor dem Raubtier.
Kathrin Lüdtke (38) ist Mutter von drei Kindern und wohnt in Kleinmachnow. Sie hat keine Angst vor dem Raubtier.Volkmar Otto

Wenn man das Tier finde, werde entschieden, ob man mit Betäubung arbeite oder es erschießen müsse. „Das wird je nach Situation entschieden.“ Die Suche nach dem Raubtier sei eine große Herausforderung, erklärt eine Polizei-Sprecherin. 

Ein Jäger steht mit einem Gewehr bei der Suchaktion nach dem vermeintlichen Löwen im Bereich der südlichen Landesgrenze von Berlin bereit.
Ein Jäger steht mit einem Gewehr bei der Suchaktion nach dem vermeintlichen Löwen im Bereich der südlichen Landesgrenze von Berlin bereit.Sven Käuler/TNN/dpa

Woher das Tier kommt, ist unklar. Es seien Zoos, Tierparks, Zirkusse und Tierschutzeinrichtungen überprüft worden. „Es wird keine Löwin vermisst“, so ein Sprecher. In in einer Mitteilung aus dem Berliner Zoo hieß es, man könne nicht mit Sicherheit bestätigen, dass es sich um eine Löwin handele. Die Qualität der Aufnahmen sei zu schlecht, wird Christian Kern, Zoologischer Leiter von Zoo und Tierpark Berlin zitiert. „Die Gefahr, dass ein Wildtier auf freier Fläche wie beispielsweise im Wald, Park oder Feld einen Menschen direkt angreift ist geringer, als wenn es sich in einem Wohngebiet in die Enge getrieben und bedroht fühlt“, so Kern weiter.

Es wird vermutet, dass die Raubkatze sich bei Tage in einem Waldstück aufhält und erst in der Nacht wieder aktiv wird. Dann haben die Einsatzkräfte die Chance, per Wärmebildkamera und Drohnen fündig zu werden.