Prenzlauer Berg: Kommt hier die neue Partybrücke Berlins?
Für 3,5 Millionen Euro soll die Brücke neu gebaut werden. Breiter, schöner und mt Bänken. Anwohner fürchten Kreuzberger Zustände.

Die Brücke heute ist nicht viel mehr als ein Steg. Aber was für einer. Die Sonnenuntergänge über den Gleisen an der Schönfließer Straße sind legendär und instagramtauglich. Radfahrer lieben die luftige Strecke hoch über der S-Bahn. Kinder, ganze Gruppen, bleiben stehen und hoffen darauf, dass eine der S-Bahnen, die unten durch rauschen, hupt, dass ein Fahrer winkt.
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An einem Ende des Stegs befindet sich ein Wohngebiet, am anderen eine Kneipe, die Kohlenquelle. Frisches Bier aus Pilsen wird hier direkt per Tankwagen angeliefert. Gegenüber der Kneipe befindet sich die Pizzahütte mit Biergarten. Im Sommer ein Bermudadreieck für Nachtschwärmer.
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Der Steg über den Gleisen soll nun zu einem richtigem Brücke ausgebaut werden. Die gab es hier früher schon einmal.
Partybrücke wie in Kreuzberg
Die neue Brücke soll weiter nur für Radfahrer und Fußgänger zugänglich sein. Mit Bänken und Balkonen soll die Aufenthaltsqualität auf der neuen Brücke verbessert werden. Anwohner fürchten, dass eine neue Partybrücke wie die Admiralsbrücke in Kreuzberg entsteht.
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Der Baubeginn für die Schönfließer Brücke soll erst Ende 2024, aber schon jetzt werden Einwände gegen die unfertigen Planungen laut. Bei einer Begehung mit dem Grünen-Abgeordneten Andreas Otto werden erste Argumente ausgetauscht.
Schönfließer Brücke ist ein Nadelöhr
„Die Situation ist gerade für keinen schön“, fasst Andreas Otto, baupolitischer Sprecher der Grünen im Berliner Abgeordnetenhaus, zusammen. Weder Fußgänger, noch Radfahrer, die eigentlich absteigen müssten, es aber fast nie tun, noch Guck-Kinder haben genug Platz für ihre jeweiligen Vorhaben.
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Die Brücke ist ja auch eigentlich nur ein Ersatz. Fertiggestellt 1964, ersetzt sie die im Krieg stark beschädigte ursprüngliche Straßenbrücke. Mittlerweile ist sie ein Nadelöhr geworden.

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3,5 Millionen Euro will der Bezirk für einen sieben Meter breiten Neubau ausgeben. Alle Nutzer sollen drei Meter breite Spuren bekommen, die Kinder Bänke, eventuell Balkone zum Schauen. Und hier kommen weitere Befürchtungen ins Spiel: angesichts der pittoresken Lage befürchten Anwohner laute Partypeople. Wie man eine neue Admiralsbrücke wie in Kreuzberg vermeiden wolle? Das sei ein ordnungsrechtliches Problem, so der Leiter des Pankower Straßen- und Grünflächenamtes, Andreas Johnke. Doch das Ordnungsamt wird das Problem nicht lösen können, das wissen sie hier alle.

Schönhauser Allee Brücke und Dunckerbrücke ebenfalls marode
Anfang des nächsten Jahres soll mit den Planungen begonnen werden. Auch hier werden die Bürger beteiligt. Ein Baubeginn ist dann für Ende 2024, Anfang 2025 angestrebt. Weil die neue Brücke auch für Rettungsfahrzeuge frei gegeben werden soll, rückt sie ein Stück zur Seite und wird in der Flucht der ehemaligen Straßenbrücke errichtet.
Gleichzeitig werden in der Gegend rund um die Schönhauser Allee dann weitere Brücken saniert. Auch die Dunckerbrücke über die Bahngleise von S-Bahn und ICE sowie die Schönhauser Allee sollen erneuert werden. Die Dunckerbrücke soll dann 23 Meter breit sein, Autos dürfen hier weiter passieren.
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Zum größten der drei Vorhaben, der 34 Millionen Euro teuren Umgestaltung und Sanierung der Schönhauser-Allee Brücke, soll es Anfang des Jahres eine Infoveranstaltung geben.
Denn für jedes dieser Brückenbauprojekte muss eine Vollsperrung von Ringbahn, ICE-Gleisen und Flughafen-Express erfolgen. Daher sollen alle drei Bauvorhaben zeitgleich stattfinden. Einmal richtig Stillstand, anstatt drei Mal neues Chaos - aus Sicht der Stadtplaner ist das das geringste Übel.