Ostbeauftragter

Im Ausland sind die Ossis die Coolen

Ein Fünftel der Westdeutschen war noch nie im Osten. Vorurteile haben sich verfestigt.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Carsten Schneider (SPD), Beauftragter der Bundesregierung für Ostdeutschland
Carsten Schneider (SPD), Beauftragter der Bundesregierung für OstdeutschlandFederico Gambarini/dpa

Im Ausland sind wir Ossis „die Mutigen, die Coolen, die die Unterdrückung bekämpft und die Freiheit errungen haben“, sagt der Ostbeauftragte der Bundesregierung Carsten Schneider. Im Westen ist das Image der Ostdeutschen nicht immer so toll.

In Westdeutschland haben sich in den vergangenen Jahrzehnten Vorurteile über den Osten verfestigt. „Dazu passt auch, dass ungefähr ein Fünftel der Westdeutschen noch nie im Osten war – aber die wenigsten Ostdeutschen noch nie im Westen“, so Schneider weiter.

Entscheidende Phase des Vereinigungsprozesses

Entscheidend für das Zusammenwachsen sei, die Vielfalt des Ostens besser zu zeigen und im Osten selbstbewusster aufzutreten. „Aktuell sind wir in einer entscheidenden Phase des Vereinigungsprozesses. Wie wir uns jetzt aufstellen, wir die kommenden Jahrzehnte prägen“, so Schneider.

Um wechselseitige Vorurteile zu überwinden, müssen sich die Menschen in Westdeutschland der Meinung des Ostbeauftragten, Carsten Schneider, zufolge mehr für den Osten interessieren. „Bei der Neugierde auf Ostdeutschland stelle ich fest, dass die im Ausland manchmal größer ist als im Inland“, sagte der SPD-Politiker der Leipziger Volkszeitung (Freitag). Es gebe strukturelle und emotionale Unterschiede zwischen Ost und West. „Der Austausch ist die zwingende Voraussetzung dafür, dass wechselseitige Vorurteile verschwinden.“

Im Osten Verantwortung für Demokratie übernehmen

Die Menschen in den neuen Bundesländern hat Schneider zu Kandidaturen bei den kommenden Kommunalwahlen aufgerufen. Dem Tagesspiegel sagte der SPD-Politiker, es brauche jetzt „in allen demokratischen Parteien Leute, die Verantwortung übernehmen“. Vor fast 35 Jahren hätten sich die Menschen in Ostdeutschland die Demokratie erkämpft, jetzt gehe es darum, sie zu bewahren, fügte er mit Blick auf drohende Wahlerfolge der AfD hinzu.

Schneider rief die Menschen in Ostdeutschland dazu auf, selbst für den Kreistag oder den Stadtrat zu kandidieren. Der Staatsminister im Bundeskanzleramt betonte: „Die nächsten sechs Jahre bis 2030 werden maßgeblich über die Entwicklung der Regionen entscheiden. Wahrscheinlich mehr als die vergangenen 20 Jahre.“

Im kommenden Jahr finden vielerorts in Ostdeutschland Kommunalwahlen statt. Parteien haben vor allem in ländlichen Regionen zunehmend Probleme, ihre Listen zu besetzen. Schneider nannte dies eine „gefährliche Entwicklung“.