Niedliche Hunde-Babys wollen so manche Tierliebhaber haben. Angebote gibt es im Internet zuhauf. Doch oft stecken keine seriösen Züchter dahinter, wie jetzt der Tierschutzverein Berlin (TVB) in seinem Welpen-Report berichtet. Vor allem in der Hauptstadt herrscht die Welpen-Mafia, hat hier ein internationales Drehkreuz aufgebaut. Ihre schmutzigen Verbindungen reichen weit nach Osteuropa. Sie fügen den erst wenigen Tagen alten Hunde-Babys viel Leid zu, bevor sie diese an Tierliebhabern verschachern. Sogar aus einem Bordell heraus wird mit der Ware Tier gehandelt!
119 Hundewelpen musste die Tiersammelstelle im Berliner Tierheim in Fallenberg vergangenes Jahr aufnehmen. Davon stammten 52 Hunde-Babys aus dem illegalen Tierhandel. „Das ist aber nur die Spitze des Eisbergs“, sagt die Chefin des Berliner Tierschutzvereins, Eva Rönspieß.
Welpen-Mafia in Berlin: „Viele Hunde-Babys bezahlen dieses skrupellose Geschäft mit ihrem Leben“
Sie erklärt, dass die Dunkelziffer deutlich höher. Denn nur ein Bruchteil der Fälle werde aufgedeckt. „Leider wissen wir: Viele Welpen, die nicht gerettet werden, bezahlen dieses skrupellose Geschäft mit ihrem Leben“, sagt Rönspieß.

Laut dem TVB-Report für das Jahr 2024 handelte es sich bei den illegal gehandelten Welpen, die in die Tiersammelstelle kamen, vor allem um Klein- und Zwerghunderassen, sogenannte Teacup-Hunde und deren Kreuzungen. Sie stammen noch immer aus dubiosen Zuchten in Osteuropa.
Laut dem Report sind das sogenannten Vermehrerfarmen. „Dort werden die Elterntiere in kleinen, verdreckten Verschlägen ohne Tageslicht und Auslauf gehalten. Die Rüden werden zum Decken gezwungen, die Hündinnen wie Gebärmaschinen behandelt. Sobald sie läufig werden, müssen sie sich paaren. Sie erhalten weder angemessenes Futter noch tierärztliche Versorgung. Die Welpen werden ihnen nach wenigen Wochen entrissen“, heißt es zu den Machenschaften der Mafia in dem Report der Berliner Tierschützer.
Illegaler Welpen-Handel: Auch in Berlin züchtet die Mafia illegal Hunde-Babys
Die meisten Welpen kamen demnach aus Polen (sieben Fälle mit insgesamt 12 Tieren), Bulgarien (fünf Fälle, acht Tiere), Serbien (drei Fälle, vier Tiere) und Rumänien (drei Fälle, drei Tiere). Unter den Babys war auch ein Listenhund, ein American Staffordshire Terrier, der nach dem Gesetz nicht hätte eingeführt werden dürfen.
Die Anzahl der entdeckten Welpen, mit denen illegal gehandelt wurden, scheint gering. Aber so die Tierschützer in dem Report: Die meisten illegalen Welpen-Transporte bleiben unentdeckt, weil die Mafia ihre Methoden geändert hat.

Vor wenigen Jahren schmuggelte man noch massenhaft Hunde-Babys in Transportern aus Osteuropa nach Berlin. Dank Kontrollen der Polizei und Zoll auf den Autobahnen wurden viele Händler aufgespürt, die Hunde aus ihrem Gefängnis befreit. Jetzt schickt man die Tiere in kleinen Einzeltransporten auf die Reise. Und: Die Mafia lässt nun auch Hunde-Babys unter grauenvollen Bedingungen in Berlin produzieren.
Einige solcher illegalen Zuchten wurden 2024 entdeckt. Die Behörden beschlagnahmten unter anderem Welpen von Kampfhunden – darunter elf American Staffordshire Terrier. Im Report steht dazu: „Die Welpen sowie die Elterntiere waren teilweise in mit Kot und Urin verschmutzten Transportboxen und Gitterkäfigen ohne Futter und Wasser eingesperrt. Zudem befanden sich viele Tiere in einem schlechten Gesundheitszustand.“
Welpen-Handel an dubiosen Orten: Hunde-Babys im Bordell versteckt
Solche Kriminellen fliegen dank vieler Menschen auf, die sich an die Polizei oder dem Veterinäramt wenden, weil sie auf verdächtige Inserate im Internet gestoßen sind. Oder weil ihnen die Umstände des Welpenkaufs merkwürdig erschienen oder die Übergabe an dubiosen Orten wie einem Hinterhof oder an einer Autobahnraststätte stattfinden sollten.

Oft gehen Tierschützer zusammen mit den Behörden zum Schein auf solche Verkäufe ein, um Hunde-Babys zu retten. Davon gab es so manche Fälle im vergangenen Jahr. Einer davon zeigt, wie skrupellos die Welpen-Mafia vorgeht.
Es ging hierbei um sechs extra klein gezüchteten Yorkshire-Terrier, die die Polizei am 19. Januar 2024 retten konnte. Ein Händlerduo hatte die erst sieben Wochen alten Welpen in einem Bordell in Spandau versteckt und im Internet zum Verkauf angeboten – für den Schnäppchenpreis von 750 Euro pro Welpe.
Tierschützer wurden auf die Anzeige aufmerksam und lockten die Täter zu einem Scheinkauf zum Ostbahnhof. Dort griff die Polizei zu und stellte drei der Welpen sicher. Bei der Durchsuchung des Bordells wurden drei weitere Welpen sowie die gefälschten Impfpässe der Tiere gefunden. Die Welpen waren zuvor aus Polen nach Deutschland geschmuggelt worden.

Ende Mai 2024 konnten fünf Jack-Russel-Mix-Welpen durch ein Scheingeschäft in Tempelhof gerettet werden. Eine Tierschützerin war auf die Hunde-Babys aufmerksam geworden, weil sie im Alter von nur drei Wochen im Internet zum Verkauf angeboten worden waren.
Welpen-Mafia in Berlin: Käufer ahnen nichts von den Qualen der Hunde-Babys
Das Schlimme ist, welche Qualen diese Tiere durchmachen müssen – so wie Terrier-Mix-Hündin Lina. Das Junge, gerade mal fünf Wochen alt, wog noch nicht einmal zwei Kilogramm, als es von der Polizei aus den Fängen der Welpen-Mafia gerettet wurde.

Oder die kleine Kiwi, gerade sechs Wochen alt: Über tausend Kilometer Transport sie hinter sich, als sie Ende Mai 2024 in der Tiersammelstelle ankam. Ihre illegale Reise begann in Serbien und endete in einer Wohnung in Berlin-Mitte.
Oft ahnen Tier-Fans nichts von diesen Schicksalen, die sich Welpen kaufen wollen und daher auf Anzeigen im Internet reagieren. So war es im Fall der Hunde-Babys Eddy und Jake, die in Bulgarien geboren und nach Berlin gekarrt wurden, um in einer Wohnung in Marzahn-Hellersdorf in einer Badewanne auf ihre Käufer warten zu müssen.

Der illegale Händler? Verkaufte bis dato regelmäßig zu junge Welpen aus Osteuropa – unbehelligt direkt vor seiner Haustür, getarnt als Privatkauf, heißt es dazu im Report der Tierschützer.
Der Welpen-Report 2024 vom Tierschutzverein Berlin: Es ist ein Bericht voller Tierleid, das man allerdings bekämpfen kann. „Wer solche Welpen kauft, unterstützt Tierquälerei“, sagt TVB-Chefin Rönspieß. „Nur wenn die Nachfrage versiegt, können wir dieses grausame Geschäft stoppen.“
Und das läuft immer mehr gezielt über Internet-Plattformen und soziale Medien ab. „Mittlerweile werden die Verkäufe sogar im Schein der Seriosität in Wohnungen durchgeführt. Also Finger weg vom Onlinekauf“, sagt die Tierschutzvereins-Chefin Eva Rönspieß. ■