Manchmal scheint der Gestank in Berlin förmlich mit den Händen greifbar zu sein. So dick und beißend. Gestank, verschuldet durch ein Gemisch aus fauligen Umständen, modrigem Schimmel, ausdünstenden Flüssigkeiten, überquellendem Müll und einem Abwassersystem, das zu wenig zirkuliert. Aber wie kommt es eigentlich, dass wir Stadtmenschen diesen Gestank so klaglos hinnehmen? Ganz klar, der Mief gehört längst zum Berliner Stadtbild dazu!
Stinke-Hotspot Oberbaumbrücke
Ein Spaziergang über die Oberbaumbrücke ist dafür ein gutes Beispiel. Der Blick auf die Spree, das metallische Rattern der U1 und U3 Bahn über dem Kopf. Es könnte idyllisch sein, robuste Touris verweilen hier sogar, um Fotos zu machen. Doch unter dem schützenden Dach der Brücke liegt die Wahrheit in der Luft. Ein scharfer, stechender Ammoniakgeruch, der die Augen zum Tränen bringt. Sogar Fahrradfahrer, die Richtung Friedrichshain fahren, können ein Aroma der Oberbaumbrücke wahrnehmen, wenn eine leichte Brise weht. Ein Spaziergang von Kreuzberg nach Friedrichshain über die ikonische Brücke lohnt sich trotzdem. Am besten auf dem offenen Gehweg. So lässt sich das Bauwerk auch von außen gut betrachten, und man kann in Ruhe atmen.

Aber: Stehe dem bei, der den Kotti zum ersten Mal betritt.
Der Kotti, ein kulinarisches Erlebnis der besonderen Art. Hier gibt es wirklich alles: gute Döner, Fisch auf griechische Art, der vielleicht beste Cheeseburger, Cafés und sogar einen ehrlichen Rewe, mit nettem Personal. Aber: Stehe dem bei, der den Kotti zum ersten Mal besucht. Einige Ecken meidet man wohl besser. Obdachlosigkeit gehört zur Berliner Realität, und lässt sich nicht einfach ausblenden, schon gar nicht, solange sich an den Grundbedingungen unserer Gesellschaft nichts ändert. Und hier am Kotti sind viele, die konsumieren und Obdach suchen. Und wo es an Raum und Reinigung fehlt, hinterlässt der Mensch eben Spuren. Menschliche, faulende Hinterlassenschaffen sorgen hier für den berüchtigten ‚Kotti-Gestank‘. Im Kotti-Tunnel neben Rossmann gillt nur noch „Nase zu und durch“. Und dennoch, Respekt gebührt jenen, die hier unbeeindruckt am Mittagstisch Fisch, Döner und Co. verzehren. Besuchen sollte man den Kotti allemal!

Das Regierungsviertel mit seinen Kanalgestank ist einfach ekelig
Die Gerüche aus der Berliner Kanalisation sind nichts für feine Nasen. Seit Berlin seinen Wasserverbrauch in den letzten 20 Jahren nahezu halbiert hat, fließt weniger durch die Kanalisation, und was stagniert, beginnt nun mal zu riechen. Auch das Regierungsviertel, Sitz der wichtigsten Institutionen der Bundesrepublik, bleibt davon nicht verschont. Und mit dem Sommer kommt nicht nur die Hitze, sondern auch die Fäulnis. Der Geruch steigt aus den Ritzen des Asphalts empor, süsßlich-säuerlich, und vor allem muffelt es nach unterschwellig nach Schwefel.

Beim Alex stinkt es bis zum Fernsehturm: Nur verottender Müll?
Beim Alex stinkt es gern an vielen Ecken. Die Ursachen sind vielfältig: Es sind nicht nur menschliche und tierische Hinterlassenschaften, auch altes Frittierfett mischt kräftig mit. Wer zur S-Bahn muss, dem sei der vordere Ausgang an der Tram-Station S+U Alexanderplatz/Gontardstraße empfohlen, direkt gegenüber vom Fernsehturm. Dort hält sich die Geruchsbelastung in Grenzen. Anders sieht es in der Dircksenstraße aus: Hier schlägt einem die volle Breitseite städtischer Ausdünstungen entgegen. Sowie der Eingang unter der S-Bahnbrücke beim McDonald’s. Auch hier ist der Geruch von Essen, der sich mit Fäkalien mischt, eine Zumutung.
Liebe KURIER-Leser, welchen Stinke-Hotspot haben wir vergessen? Wo stinkt es in Berlin ganz besonders? Schreiben Sie uns Ihre Eindrücke in die Kommentare oder per Mail an leser-bk@berlinerverlag.com – wir freuen uns!