DDR-Legende

Für Stasi und NVA im Einsatz: Interflug-Profis haben IL-14 fit gemacht

Dieser alte Vogel kann sich wieder sehen lassen. Nach jahrelanger Restaurierung kann diese Legende der Luftfahrt wieder in Berlin besichtigt werden.

Author - Stefanie Hildebrandt
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In neuem Glanz und original wie in den 60ern kann die Maschine in Berlin Tempelhof bei Führungen besichtigt werden.
In neuem Glanz und original wie in den 60ern kann die Maschine in Berlin Tempelhof bei Führungen besichtigt werden.Ingo Weckwerth/Technikmuseum

20 Jahre harte und beharrliche Arbeit haben sich gelohnt: Ehrenamtliche restaurierten im Auftrag des Deutschen Technikmuseums in Berlin eine Iljuschin IL-14 P. Nun strahlt sie wieder wie einst. Das Flugzeug hat eine bewegte Geschichte hinter sich – vom Interflug-Einsatz bis zu Anti-Terrortrainings der Stasi.

„Mit viel Beharrungsvermögen, Expertise und Geduld hat eine Gruppe von Ehrenamtlichen nach fast 20 Jahren ihr Ziel erreicht: die Restaurierung eines Flugzeugs vom Typ Iljuschin IL-14P. Im Auftrag des Deutschen Technikmuseums in Berlin wurde das Passagier- und Transportflugzeug in unzähligen Arbeitsstunden wieder in den Zustand der 1960er Jahre versetzt“, teilt das Museum stolz mit.

Die Herausforderungen für die Crew waren groß: An dem Flugzeug waren viele Bestandteile in einem miesen Zustand. „Vielfach mussten mühsam Ersatzteile für verloren gegangene oder nicht mehr zu rettende Bauteile beschafft werden“, heißt es in der Mittelung des Museums weiter.

Piloten, Mechniker, Ingenieure bei der Interflug

Doch die Mühe hat sich gelohnt. Die Restaurierung startete 2006 mit regelmäßigen Treffen einer Gruppe von rund 20 Ehrenamtlichen in einem Hangar des Flughafens Tempelhof. Im Lauf der Jahre stießen weitere Engagierte hinzu. Fast alle Ehrenamtlichen verfügen über Luftfahrtexpertise und haben vor ihrem Ruhestand als Piloten, Mechaniker, Ingenieure oder bei der Flugsicherung gearbeitet. Viele von ihnen waren in der DDR für Interflug tätig und kennen das Flugzeugmuster aus der Praxis.

Teile der Crew, die sich die Mammutafgabe der Iljuschin-Restauration vorgenommen haben.
Teile der Crew, die sich die Mammutafgabe der Iljuschin-Restauration vorgenommen haben.Jochen Schäffer

Entwicklung, Bau und Einsatz der Iljuschin IL-14

Die Iljuschin IL-14 ist ein in der Sowjetunion entwickeltes Passagier- und Transportflugzeug, das zwischen 1950 und 1962 über 1100 Mal produziert wurde. Es kam in nahezu allen sozialistischen Staaten als ziviles und militärisches Kurz- und Mittelstreckenflugzeug zum Einsatz. Die Iljuschin wurde zum größten Teil in der Sowjetunion gebaut, aber auch der VEB Flugzeugwerke Dresden fertigte zwischen 1955 und 1958 in Lizenz insgesamt 80 Exemplare der Variante IL-14P.

Im Einsatz als Fotoflugzeug

Das Museumsflugzeug mit der Werknummer 045 wurde 1958 von Dresden aus an die Nationale Volksarmee ausgeliefert. Viele Jahre wurde die Maschine dann als Schul- und Fallschirmspringer-Flugzeug eingesetzt, bevor es 1965 zum Fotoflugzeug umgebaut und schließlich 1983 an Interflug übergeben wurde.

Vorher und Nachher: Das Cockpit der Iljuschin brauchte besnders viel Zuwendung.
Vorher und Nachher: Das Cockpit der Iljuschin brauchte besnders viel Zuwendung.Olaf Fritzsche/Saba

Stasi nutzte das Flugzeug für Antiterrorübungen

Ab 1984 nutzte das Ministerium für Staatsicherheit das Flugzeug als Bodentrainer für Antiterrorübungen. Zudem diente die IL-14 als Ersatzteilspender für noch im Flugdienst befindliche Maschinen. Zwischen 1990 und der Übernahme durch das Museum 1992 verschlechterte sich ihr Zustand durch Vandalismus nochmals erheblich.

Die ehrenamtlichen Schrauber und Restauratoren mussten mehrfache Werkstattumzüge, langwierige Ersatzteilbeschaffungen, jährliche Winterpausen und eine längere Pandemie-Unterbrechung überstehen. Trotzdem hielten sie an ihrem Vorhaben fest. Das Flugzeug bleibt bis auf Weiteres im Flughafen Tempelhof untergebracht. Es kann dort im Rahmen von Führungen der Tempelhof Projekt GmbH von außen besichtigt werden.