Kaffee, Schnaps, Rasierklingen

Kriminelle Clans auf Klautour in Berliner Supermarkt

Die Zahl der Ladendiebstähle ist auf neuem Höchststand. Besonders beliebt bei den Langfingern ist Kaffee. Der kommt deswegen immer öfter unter Verschluss.

Author - Berliner KURIER
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Immer mehr Ladendiebstähle:&nbsp; Laut <a target="_blank" rel="nofollow" href="https://www.ehi.org/presse/mehr-verluste-durch-ladendiebstahl-erhoehte-sicherheitsbudgets/">Handelsforschungsinstitutes EHI</a> wurden 2024 Waren im Wert von fast drei Milliarden Euro gestohlen.
Immer mehr Ladendiebstähle: Laut Handelsforschungsinstitutes EHI wurden 2024 Waren im Wert von fast drei Milliarden Euro gestohlen.Imagebroker / Imago

Nicht nur teurer Schnaps und Zigaretten, in immer mehr Supermärkten wird inzwischen auch der Kaffee in Vitrinen weggeschlossen oder nur noch auf Nachfrage ausgegeben. Denn auch die Bohne gehört zu den begehrten Objekten von Ladendieben. Vor allem, seit die Kaffeepreise gestiegen sind. Aber auch sonst wird in Supermärkten geklaut wie noch nie.

Kaffee gehört zu dem meist gestohlenen Waren, weiß Handelsexperte Frank Horst des Kölner Forschungsinstituts EHI. „In den letzten Jahren hat das stark zugenommen. Es ist nicht selten, dass ein ganzes Regal leer geräumt wird.“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. In den Geschäften gebe es zu wenig Personal, um das zu verhindern. Also wird der Kaffee weggeschlossen. „Manche Standorte haben so große Probleme, dass sie keine andere Wahl haben.“ Besonders begehrt seien Bohnen in der Kilopackung.

Auch Spirituosen, Rasierklingen, Parfüm und Energydrinks gehören laut dem Forschungsinstitut EHI, das die Händler zu Ladendiebstählen befragt, zu bevorzugten Diebesgütern. Und es wird immer mehr geklaut. 2024 haben Kunden Waren im Wert von rund 2,95 Milliarden Euro gestohlen – ein Anstieg von 4,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Ein Drittel der Schäden wird dabei durch Organisierte Kriminalität verursacht.

Wie ist die Lage in den Märkten in Berlin? Geklaut werde mehrmals am Tag, schätzt zum Beispiel die Leiterin eines Rewe-Supermarkts im Süden der Stadt auf Nachfrage der Berliner Zeitung. Genau könne man das nicht sagen. Dass die Eingänge in diesem Markt offen sind, sei ein Grund für Diebstähle mit hohem Wert. „Einmal haben wir jemanden erwischt, der hier mit Tüten im Wert von 200 Euro rausgegangen ist“, sagt die Marktleiterin.

Drogeriemarkt-Mitarbeiter: „Das sind kriminelle Banden, Clans“

Dass Diebstähle zunehmen wird auch in anderen Supermärkten und Drogeriemärkten registriert. Ein Mitarbeiter einer dm-Filiale in Steglitz berichtet der Berliner Zeitung, dass Gläser aufgebrochen würden, die Rasierklingensicherungen geknackt würden. Frauen würden von Männern in den Markt geschickt, damit sie die Ware unter ihren Röcken verstecken. Andere Diebe präparierten ihre Jacken. „Das sind kriminelle Banden, Clans“, sagt der Mann. Das gebe es längst nicht mehr nur in Wedding und Neukölln. Er schätzt, dass im Jahr Ware im Wert von 30.000 Euro geklaut werde. Die würde dann häufig auf Märkten in Polen weiterverkauft.

Kaffee als Top-Diebesgut, das  liegt auch an den gestiegenen Preisen: Laut Statistischem Bundesamt war Bohnenkaffee im Juni im Schnitt 45 Prozent teurer als noch 2020. Kilopackungen von Marken wie Dallmayr, Melitta und Jacobs kosten inzwischen bis zu 20 Euro, vereinzelt auch mehr. Bei einigen Kunden sei Diebstahl ein Protest gegen die hohen Preise, sagte Handelsexperte Horst. Gestohlen werde teils aus Eigenbedarf. In gewerblich organisierten Banden und in der Beschaffungskriminalität sei Kaffee ebenfalls beliebt, weil er leicht wiederverkauft werden könne.

Zigaretten liegen in Supermärkten schon lange nicht mehr so offen aus wie hier.
Zigaretten liegen in Supermärkten schon lange nicht mehr so offen aus wie hier.Bonn-Sequenz / Imago

Für die Märkte ist das Wegschließen von Waren keine ideale Lösung, denn Kunden greifen dann weniger häufig zu diesen Produkten. Viele der Diebe müssen nichts befürchten, laut Experten werden immer weniger Taten entdeckt. Und wenn, dann oftmals nicht angezeigt - auch weil sich der Aufwand oft nicht lohne. Viele Verfahren werden wegen Geringfügigkeit eingestellt.