Wir alle kennen das Gefühl: Wir laufen allein durch den Wald, durch einen verlassenen Park, vielleicht durch eine einsame Seitenstraße. Und plötzlich und ohne jede Vorankündigung stellen sich die kleinen Haare im Nacken auf. Eine Gänsehaut läuft über unsere Arme – und wir haben das Gefühl, beobachtet zu werden. Wir drehen uns um – doch niemand ist da. Wir setzen unseren Weg fort. Waren da nicht plötzlich Schritte zu hören? Und woher kommt das Knacken der Zweige im Gebüsch?
Gruselgeschichten aus Berlin: Auch um die Hauptstadt ranken sich düstere Legenden!
Es gibt auch in der Hauptstadt Orte, an denen man von diesem Gefühl häufiger heimgesucht wird. Orte, die eine düstere Vergangenheit haben. Orte, um die sich gruselige Legenden ranken. Orte, an denen es spuken soll. Haben Sie schon einmal etwas vom Brieselanger Licht gehört? Bei dem Leuchten, das in der Vergangenheit regelmäßig im Brieselanger Forst beobachtet wurde, soll es sich um den Geist eines ermordeten Mädchens handeln. Und: Haben Sie schon einmal von Carl Großmann gehört, der als „Schlächter von Berlin“ der schlimmste Serienmörder war, den unsere Stadt je erlebte? Wir erzählen die besten Gruselgeschichten aus unserer Stadt und der Umgebung.

Die Legende des Brieselanger Licht: Sucht hier ein Geist nach seiner Tochter?
Vor allem rund um Halloween ist der Brieselanger Forst ein Anziehungspunkt für junge Menschen, die sich gruseln wollen: Hier gibt es seit Jahrzehnten Berichte über ein seltsames Licht. Manche beschreiben es als weiß, andere als grün, manchmal soll es flackern, manchmal durch die Gegend schweben. Was hat es damit auf sich? Für diese Frage dient eine gruselige Legende als Erklärung.
Es heißt, in dem Wald sei im Jahr 1945 ein Mädchen ermordet worden. Elisabeth Wieja war zwölf Jahre alt. Im Sommer 1945 war sie mit ihren Eltern nach Alt-Brieselang gezogen. Eines Tages sollte sie angetrunkenen sowjetischen Soldaten den Weg durch den Wald zeigen. Doch sie sollen die kleine Elisabeth vergewaltigt und mit einem Schuss ins Gesicht getötet haben.
Die einen glauben, das Licht sei der Geist des Mädchens, der ruhelos durch die Wälder streift. Andere berichten, es soll die Taschenlampe ihres Vaters sein, der nach Elisabeth sucht. Die Geschichte ruft noch heute immer wieder Geisterjäger auf den Plan, ganz zum Leidwesen anderer. Wilhelm Garn, bis 2019 Bürgermeister von Brieselang, bemerkte vor Jahren, es gebe für die Geschichte keinerlei Beweise, die Legende um das Brieselanger Licht sei Humbug. Problematisch seien die Menschen, die in der Nacht mit dem Auto in den Wald fahren.

Carl Großmann: Dieser Mann war der „Schlächter von Berlin“!
Wenn es um Serienmörder geht, denken viele vor allem an Jack the Ripper, der mit seinen Morden in London einst für Entsetzen sorgte. Aber: Berlin hatte einen eigenen Jack the Ripper! Carl Friedrich Wilhelm Großmann hieß der Mann, der als „Schlächter von Berlin“ in die Geschichte der Stadt einging. Er lebte in der Langen Straße in Friedrichshain, sein Mord-Revier war vor allem der Andreasplatz. Dort sprach er Frauen an, darunter viele Prostituierte, bot ihnen einen Job an, führte sie in seine Wohnung.
Nur die wenigsten sahen jemals wieder das Tageslicht. In der Zeit von 1918 bis 1921 wurden in der Gegend 23 zerstückelte Frauenleichen gefunden, die wirkliche Zahl seiner Opfer wird allerdings auf bis zu 100 geschätzt. Damit gilt Großmann als einer der schlimmsten Serienmörder der deutschen Geschichte. Am 21. August 1921 fasste man den Killer in seiner Wohnung. Viele Legenden ranken sich bis heute um den „Schlächter von Berlin“. So besaß Großmann einen Wurst-Stand am Schlesischen Bahnhof – welches Fleisch war es wohl, das er hier servierte?

Die gruselige Legende der Köpenicker Seufzerbrücke
Die Lange Brücke in Köpenick blickt auf eine lange Geschichte zurück: Der Bau, der über die Dahme die Oberspreestraße mit der Müggelheimer Straße verbindet, existiert in der jetzigen Form zwar erst seit der Sanierung im Jahr 1990. Bereits auf einem Kupferstich aus dem Jahr 1652 sind die Dammbrücke über der Spree und die Lange Brücke über der Dahme allerdings abgebildet. Eine Brücke, die Jahrhunderte existiert, braucht auch eine eigene Legende – bei der Langen Brücke geht es dabei um die Frage, warum sie auch „Seufzerbrücke“ genannt wird.
Vor allem zur Geisterstunde hörte man es hier früher, so heißt es, „herzzerreißend seufzen“ – der Ursprung soll die tragische Geschichte eines Liebespaares gewesen sein. Im Köpenicker Schloss soll, so erzählt es eine Sage, einst eine hübsche Prinzessin gewohnt haben. Sie ging gern zur Jagd, verliebte sich dabei in einen „schmucken Jägersmann“. Damit die Liebelei unentdeckt blieb, schwamm er nach dem Stelldichein mit der Prinzessin immer durch die Dahme.
Doch die Brüder der Prinzessin wurden darauf aufmerksam – und bestraften die beiden Liebenden auf furchtbare Art und Weise: Die Prinzessin wurde im Burgverlies am Flussufer lebendig eingemauert, der Jäger an einem Brückenpfeiler aufgehängt. Das bange Seufzen der Liebenden war lange zu hören – doch irgendwann verschwand es. Lag es daran, dass die Brücke mehrfach umgebaut wurde? Übrigens: Es gibt auch Überlieferungen von Menschen, die den weißen Schleier der Prinzessin zu nächtlicher Stunde umherschweben sahen. Mit dem Stück Stoff winkte sie ihrem Jäger zum Abschied. ■