Die verschärften Kontrollen an den Grenzen scheinen zu wirken: In Berlin kommen immer weniger Flüchtlinge an. Im ersten Halbjahr wurden in der Stadt 3153 neue Asylbewerber und 2936 Ukraine-Flüchtlinge registriert. „Wir spüren inzwischen eine deutliche Entlastung bei den Zuzugszahlen von Geflüchteten“, sagt Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Das sei eine gute Entwicklung, denn Länder und Kommunen seien bei der Integration an ihre Belastungsgrenze gekommen.
„Gleichzeitig steigt die Zahl der Abschiebungen und freiwilligen Ausreisen“, stellt Wegner fest. „Derzeit verlassen doppelt so viele Menschen unsere Stadt, wie neue Menschen in Berlin ankommen. Der Druck hat in Berlin etwas nachgelassen.“ Momentan stünden in der Stadt rund 6000 freie Betten für Flüchtlinge zur Verfügung. Der Senat werde diese Entwicklung genau beobachten – auch mit Blick auf die Planungen für weitere Unterkünfte, betonte Wegner.
In Berlin: 39 Prozent weniger Flüchtlinge
Noch 2023 wurden in Berlin 31.906 Geflüchtete aufgenommen: 16.762 Asylbewerber und 15.144 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine. 2024 sank diese Zahl dann auf 21.157 (10.749 Asylbewerber und 10.408 Ukraine-Flüchtlinge).
Im ersten Halbjahr 2025 setzte sich der Abwärtstrend fort. Die Behörden zählten 6089 Geflüchtete: 3153 Asylbewerber und 2936 Ukraine-Flüchtlinge. Das waren noch mal 3916 Menschen bzw. 39 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
„Ich bin zuversichtlich, dass die Wende in der Migrationspolitik bald noch mehr Wirkung zeigen wird“, sagt Kai Wegner. „Dann haben wir auch wieder mehr Kapazitäten für die integrationspolitischen Maßnahmen für die Menschen, die schutzbefohlen sind und bei uns bleiben.“
Wegner ermutigte die Bundesregierung, diesen Weg weiterzugehen. „Ich hoffe, und wir werden das auch mit allen Bundesländern weiter konstruktiv begleiten, dass die Migrationswende, die durch die neue Bundesregierung eingeleitet wurde, fortgesetzt wird und dass dadurch Länder und Kommunen weiter entlastet werden.“
Kai Wegner: Wir brauchen eine gemeinsame Asylpolitik in Europa
Der Regierungschef sieht aber auch die EU in der Pflicht. „Ich wünsche mir seit sehr langer Zeit, dass es endlich eine gemeinsame Linie innerhalb der Europäischen Union gibt“, sagte der CDU-Politiker. „Wir brauchen eine gemeinsame Asylpolitik in Europa. Und ich wünsche mir, dass die europäischen Grenzen endlich besser gesichert werden, damit wir keine Kontrollen mehr an den deutschen Grenzen brauchen.“
Die Kosten für Unterbringung, Versorgung und Integration von Geflüchteten hatten sich in Berlin zwischen 2022 und 2025 auf 2,24 Milliarden Euro fast verdoppelt. Überlegungen, deshalb eine Notlage auszurufen, um sogenannte Notlagenkredite zur Finanzierung aufnehmen zu können, setzte die schwarz-rote Koalition bislang nicht um – auch vor dem Hintergrund zuletzt rückläufiger Flüchtlingszahlen.
Vom Tisch ist die Idee Wegner zufolge aber noch nicht. „Die Erklärung einer Notlage ist weiterhin nicht ausgeschlossen. Wir müssen die Situation weiter prüfen.“



