Neben der erfolgreichen Schauspielerei, Regie und politischen Ambitionen gehörte das Herz von Peter Sodann seiner Sammlung von Büchern aus der DDR-Zeit. Im vergangenen Jahr starb der „Tatort“-Star und Theaterintendant. Ob sich seine ungewöhnliche Bibliothek halten lässt, ist ungewiss. Seine Witwe kämpft um sein Erbe.
In der Peter-Sodann-Bibliothek in Staucha in Sachsen reihen sich in hohen Regalen Tausende Bücher aus der DDR-Zeit aneinander – darunter Klassiker wie die Kinderbücher von Alexander Wolkow, aber auch Werke, von denen nur Fachleute wissen, dass es sie gibt. Der Schauspiel-Star wollte sie vor der Vernichtung und dem Vergessen retten, baute die Sammlung ab 1990 auf. 2012 zog Sodann mit den Büchern in das abgelegene Rittergut Staucha. Die Bibliothek finanziert sich hauptsächlich durch Spenden – und davon kommen immer weniger rein.
Seit Corona kommen weniger Besucher in die DDR-Bibliothek
Auch die Besucher werden weniger. „Seit Corona läuft es im Schlafmodus“, sagt Sodanns Witwe Cornelia Brenner-Sodann (68). Kamen vorher noch 4000 bis 5000 jährlich, seien es jetzt noch 500 bis 1000 Menschen, die eine kostenpflichtige Führung durch die Bibliothek machten. „Uns fällt auch die Lage auf die Füße. Wenn wir in der Stadt wären, wäre es für uns auch besser.“

Vor allem aber fehlt Peter Sodann. „Sein Name, sein Image, sein Auftreten, sein Netzwerk, seine Kontakte – das fehlt“, sagt Aufsichtsrat Bernd Pawlowski (72), der zudem beklagt, dass es vom Bund oder dem Freistaat Sachsen kein Geld für das Projekt gibt. „Wir bräuchten eine kleine, durchgehende Unterstützung, um zwei Stellen auf Mindestlohn-Basis zu schaffen“, sagt Pawlowski. Alle Gespräche seien aber ins Leere gelaufen.
Es gehe um die Zukunft der Bibliothek, sagt Sodanns Witwe Cornelia Brenner-Sodann (68). Zwar kommen noch Einnahmen aus einem Antiquariat hinzu, doch das reiche kaum aus – es sei kein tragfähiges Geschäftsmodell. Sie fühlen sich in Staucha alleingelassen von der Politik.
Es werden viele Bücher gespendet, aber leider zu wenig Geld
An Bücher-Nachschub mangelt es dagegen nicht, im Gegenteil. In einer Scheune stapeln sich Kisten über Kisten, ganze Autoladungen mit Büchern seien schon angekarrt worden. Auch in Testamenten wurde die Peter-Sodann-Bibliothek bedacht. Allerdings nur wegen der Bücher, sagt Cornelia Brenner-Sodann. „Geld bekommen wir nicht vererbt. Geld wäre uns manchmal lieber, denn Bücher bewahren kostet.“
Inzwischen gehe es für die Sammlung darum, Seltenheiten zu finden. „Die Bücher, die jeder DDR-Haushalt hatte, haben wir praktisch alle da. Da ist nur die Frage, um welche Auflage es sich handelt“, sagt Pawlowski. „Was wir durchgängig annehmen, sind Fachbücher, auch utopische Literatur, Schulbücher und Kinderbücher.“
Gesammelt werden alle Bücher, die zwischen dem 8. Mai 1945 und dem 3. Oktober 1990 in Verlagen der DDR oder der Sowjetischen Besatzungszone erschienen sind – und zwar in jeder Auflage und mit Schutzumschlag. Dazu kommt die „graue Literatur“, die in Eigenregie etwa bei Vereinen entstand und von der kein Pflichtexemplar in die Deutsche Nationalbibliothek gegeben wurde.

Respekt vom Land für Peter Sodanns Sammlung, aber keine Förderung
Diese Besonderheiten unterschieden die Einrichtung von jeder anderen wissenschaftlichen Bibliothek, sagt Prof. Jürgen Erfurt von der Leibniz-Sozietät zu Berlin. „Es gibt auch nicht wenige Bücher, da sieht die zweite Auflage anders aus als die erste.“ Daraus ließen sich Rückschlüsse auf Verlags- und Kulturpolitik ziehen. Eine Förderung der Sodann-Bibliothek sei aus seiner Sicht wünschenswert.