Die Berliner Schauspielerin Fritzi Haberlandt ist weit über Deutschland hinaus bekannt, nicht nur in Berlin, auch in Wien und New York wird sie von Theaterfans gefeiert. Im Kino ist sie leider eher selten zu sehen. Doch nun spielt die 50-Jährige im neuen Film „Wilma will mehr“ (ab 31. Juli im Kino) eine ostdeutsche Frau, die in den 90er-Jahren um ihre Würde kämpft und sich nach der Wende neu erfinden muss.
Darum geht es in der Tragikomödie: Wilma, Elektrikerin und Maschinistin in der Lausitz, verliert erst ihren Job, weil ihr Werk schließt, und erwischt dann ihren Mann, der ihr eh keine Stütze ist, beim Fremdgehen mit ihrer besten Freundin. Trotz Umschulungen sind die Perspektiven schlecht für Wilma und so packt sie kurz entschlossen ihre Sachen und reist nach Wien. Dorthin hat ihr ehemaliger Brigadeleiter rübergemacht, dort soll es Jobs geben. Doch auch in Wien ist Wilma auf sich allein gestellt. Ihr bleibt nur, sich durchzukämpfen – und letztlich gelingt der Neustart.

Bei vielen Frauen im Osten lief das nach dem Ende der DDR in den 90er-Jahren ähnlich. Gerade bei denen, die in technischen Berufen gearbeitet hatten. Das Thema von Ostdeutschen und ihrem neuen Leben nach dem Mauerfall sei noch lange nicht auserzählt, sagte Fritzi Haberlandt, die 1975 in Ost-Berlin geboren wurde, im Interview mit der Berliner Zeitung. „Durch diesen Film habe ich mich noch mal mit den frühen 90er-Jahren befasst und mir ist klar geworden, was das alles bedeutet hat und wie tief dieser Riss, dieser Umbruch im Leben der Ostdeutschen war.“
„Was das Label DDR trug, war plötzlich nichts mehr wert“
„Wilma will mehr“ zeige ganz gut, wie mit den Menschen im Osten nach der Wende umgegangen worden sei. „Da fehlte es an vielen Stellen an Wertschätzung.“ So eine Geringschätzung präge. „Es war ja plötzlich alles nichts mehr wert, was das Label DDR trug“, sagt Fritzi Haberlandt. „Was man eigentlich konnte und was man mit einbringen hätte können in dieses gemeinsame Deutschland, das wurde erst mal nicht gesehen.“
Dass bei „Wilma will mehr“ auch zum Thema gemacht wird, wie es nach der Wende mit den Ostdeutschen weiterging, liegt Fritzi Haberlandt am Herzen. Auch das müsse erzählt werden, um die Geschichte vollständig zu machen. „Die Ostler, das sind nicht nur Stasi und Unrechtsstaat, das sind Menschen, deren altes Leben im neuen nicht mehr viel galt. Damit musste man erst mal klarkommen, selbst wenn man den Westen wollte“, sagte die Schauspielerin der Berliner Zeitung.

„Wilma will mehr“ ist so eine Selbstfindungsgeschichte. Die westdeutsche Regisseurin Maren-Kea Freese hatte für ihren Film mit vielen Frauen gesprochen, die sich nach der Wende zurechtfinden mussten. Die aus der Bahn geworfen wurden und sich in dieser Umbruchzeit neu erfinden mussten. Wie die Filmfigur Wilma – wunderbar gespielt von Fritzi Haberlandt.