
Die Menschen in Berlin sind unzufrieden. So sehr, wie kaum in einer anderen deutschen Stadt. Zu diesem Ergebnis kommt der Glücksatlas, der regelmäßig von der Süddeutschen Klassenlotterie herausgegeben wird.
Der Glücksatlas vergleicht unter anderem die Lebensqualität in deutschen Großstädten mit mehr als 200.000 Einwohnern. Berlin landet da ganz schön weit hinten, auf Platz 37 von 40. Wie bereits im Vorjahr. Unzufriedener sind nur noch die Leute in Wiesbaden, Karlsruhe und in Rostock. Die Kasseler dagegen schätzen sich unter den deutschen Großstadtbewohnern am glücklichsten ein, die hessische Stadt liegt auf dem ersten Platz. Gefolgt von Krefeld und Düsseldorf.
Was macht Städte mit glücklicheren Bewohnern aus? „Die höchste Lebenszufriedenheit findet sich dort, wo das Leben familiär, überschaubar, sicher und grün geblieben ist“, heißt es in der Studie. Heißt auch: Je größer eine Stadt ist, desto geringer ist dort die Lebenszufriedenheit der Menschen. Kleinere Städte punkten demnach mit Faktoren wie einem studentisch geprägten Umfeld, junger Bevölkerung, viel Grün und guter medizinischer Versorgung.
Unter den Top Ten der Glücksumfrage finden sich mit Düsseldorf und Hamburg lediglich zwei der zehn größten deutschen Städte und dafür mehrere kleinere wie Augsburg, Aachen und Münster. Die Metropolen München und Frankfurt am Main rangieren - noch vor Berin - auf den Plätzen 27 und 35.
Warum sind die Berliner besonders unzufrieden?
Die Teilnehmer der Studie wurden zu ihrer Zufriedenheit befragt. 13,3 Prozent der Berliner gaben an, dass sie mit ihrem Leben unzufrieden sind, was einem besonders hohen Anteil entspricht. Eine Mehrheit von 51,1 Prozent gab an, mäßig zufrieden zu sein. Hochzufrieden fühlen sich demnach 35,6 Prozent der Berliner. Das ist im Städtevergleich ein nur unterdurchschnittlicher Anteil.
Woran liegt die relativ hohe Unzufriedenheit in Berlin? Zum Teil an den üblichen Schwächen einer Großstadt. „Mit wachsender Stadtgröße nehmen typischerweise Kriminalität, Mietpreise, Verkehrsstaus und Luftbelastung zu, während die verfügbare Wohnfläche pro Person sinkt“, heißt es in der Glücksatlas-Studie.
Die meisten Berliner leben zur Miete, nur 15,3 Prozent der Haushalte sind in Eigentum. „Das führt zu einer hohen Abhängigkeit vom Mietmarkt und Frust über hohe Mieten und wenig verfügbaren Wohnraum“, so die Analyse in der Studie. Ein weiterer Punkt, der sich negativ auf das Lebensgefühl auswirkt: In Berlin ist die Zahl der Straftaten im Städtevergleich nach Frankfurt am Main die zweithöchste. Auch wird in der Hauptstadt überdurchschnittlich oft eingebrochen.

Die Vorteile, die die Großstadt Berlin bietet
Zu den Stärken Berlins gehören laut der Studie die „exzellente Nahversorgung“: Nach den Daten braucht man in der Hauptstadt im Schnitt nur 4 Minuten mit dem Fahrrad, um zum nächsten Arzt, Supermarkt oder zur Post zu gelangen. Und die Berliner haben demnach den drittkürzesten Arbeitsweg, im Schnitt 10,6 Kilometern. Noch kürzer ist er nur in Freiburg und Kassel.
Obwohl die Lebenszufriedenheit in großen Städten wie Berlin geringer ist als in kleineren, zieht es die Menschen in die Metropolen. Ginge es nach dem Lebensglück, müsste die Entscheidung, wo man leben möchte zugunsten kleinerer Städte fallen. Die internationle Zufriedenheitsforschung bezeichnet das als „Stadtparadoxon“.
Liebe Leser, was macht Sie in Berlin unzufrieden? Was gibt es hier tatsächlich zu meckern? Oder sind Sie rundum glücklich in und mit der Stadt? Schreiben Sie uns an leser-bk@berlinerverlag.com oder kommentieren Sie unseren Beitrag auf Facebook oder bei X. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!