Der klare KURIER-Kommentar

Errichtet Feuerwerk-Erlaubniszonen statt Böller-Verbotszonen!

Ein Vorschlag der Gewerkschaft der Polizei findet viel zu wenig Aufmerksamkeit: Die Kontrolle von Verbotszonen erfordert zu viel Aufwand – wie wäre es stattdessen mit Böller-Erlaubniszonen in Berlin?

Author - Joane Studnik
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Ein Mann zündet einen Böller am Silvesterabend an.
Ein Mann zündet einen Böller am Silvesterabend an.Patrick Pleul/dpa

Seit Jahr und Tag fordern zahlreiche Verbände vom Deutschen Tierschutzbund bis zur Gewerkschaft der Polizei (GdP) einen Verkaufsstopp für private Böller, doch die Initiative, die sogar eine Mehrheit der Bundesdeutschen hinter sich weiß, läuft bei der Politik auf Sand. Zuletzt hatte Bundesinnenministerin Nancy Faeser unter lautem Protest der Deutschen Umwelthilfe ein Verbot von privaten Feuerwerkskörpern als „nicht verhältnismäßig“ bezeichnet. NRW-Innenminister Herbert Reul sekundierte: „pauschal ist immer nicht gut“.

Politiker haben Angst vor Böllerverboten – doch für die Feuerwehr ist Silvester ein Extremeinsatz

Politiker gleich welcher Partei möchten nicht mit Verboten in Verbindung gebracht werden, die Wutattacken bei Fans althergebrachter Traditionen hervorrufen. In der Sache jedoch kontrastiert Faesers Aussage mit dem Fakt, dass die Silvesternacht für die Berliner Feuerwehr der intensivste Einsatz des gesamten Jahres darstellt, die massiv Personal bindet und Kosten verursacht. Weil Brandhelfer in den vergangenen Jahren immer wieder von Knallköpfen angegriffen wurden, müssen diese von Polizeikräften geschützt werden, was auch dort einen massiven Personaleinsatz einfordert.

Ein privates Böllerverbot wäre angesichts dessen durchaus sachgerecht, allerdings sowohl politisch als auch polizeilich schwer durchzusetzen. Einen Ausweg aus diesem Dilemma schlägt der Sprecher der Berliner Gewerkschaft der Polizei, Benjamin Jendro vor. Dessen Gewerkschaft GdP steht bundesweit zwar ebenfalls für ein bundesweites Verkaufsverbot für Böller. Da dieses aber offenbar nicht kommen wird, dreht Jendro in einem Interview mit Watson die Debatte um: Warum reden wir nicht über Böller-Erlaubniszonen?

Gewerkschaft der Polizei bringt Böller-Erlaubniszonen ins Spiel

„Besser als Böllerverbotszonen wären vermutlich Böllererlaubniszonen“, erklärt Jendro und meint damit „fünf oder sechs Bereiche, in denen Feuerwerk gezündet werden kann“. Ein geschickter Kniff, denn „Erlaubniszonen“ klingt schon gleich attraktiver als Verbotszonen –  wobei Feuerwerk außerhalb dieser Zonen dann einfach mal komplett verboten wäre. Ein Segen unter anderem für Haustiere, bei denen Silvesterknaller und Raketen stets zu Panikattacken führen. Auch so etwas müsste man kontrollieren und zunächst erst einmal definieren, wie denn eine solche Erlaubniszone einzugrenzen und zu kontrollieren wäre.

Auf Social Media wurde die Idee zwar grundsätzlich begrüßt, zugleich aber mit reichlich Vorschlägen garniert, wie man eine solche Zone möglichst unattraktiv gestalten könnte. Damit eine Böllererlaubniszone aber tatsächlich von der Klientel angenommen würde, müsste das Gegenteil passieren: Man bräuchte positive Anreize bis hin zu Freigetränken. Mag das zunächst abstrus klingen: Es wäre vermutlich in der Gesamtschau sogar günstiger als der extreme Sicherheits- und Personalaufwand, den wir uns in der Silvesternacht leisten. Lasst Feuerwerksfans sich auf einem Freigelände austoben, damit Polizeikräfte und Feuerwehrler am Jahresende auch mal feiern können. Sie haben es mehr als verdient.