Morsche Holzfenster starren wie düstere Höhlen in die Straßen, Türen sind mit Platten vernagelt. Die gespenstischen Geisterhäuser in Berlin-Karlshorst gehören der Russischen Föderation. Aber jetzt soll sich hier endlich was tun. Kann die EU dem russischen Diktator Putin diese Schandflecken entreißen?
Ein neuer Vorstoß kommt jetzt aus den Reihen der Berliner CDU. Die Abgeordnete Lilia Usik (35) fordert in Brüssel Klarheit: Wie sehen die neuen Sanktionspläne aus? Kann Deutschland sich diese Russenhäuser krallen? Die Sanktionen würden sich ständig ändern. Was gestern unmöglich war, kann aber schon morgen Realität sein.
Auch in Köln gebe es Bemühungen um 80 verlassene Wohnungen der ehemaligen UdSSR-Vertretung. Eine Lösung wäre für alle gut, zitiert die B.Z. die entschlossene CDU-Politikerin. Vielleicht kann auch ein Verkauf der Geisterhäuser von Karlshorst zugunsten der leidenden Ukraine eingetütet werden.
Immer wieder Polizei an Putins Geisterhäusern
Anwohner Manfred H. (72) aus der Andernacher Straße sagt dem Blatt: „Ein-, zweimal im Jahr kommen russisch sprechende Männer, die das hochgewachsene Grün beschneiden. Ansonsten passiert nichts.“ Ein anderer Anwohner blickt besorgt aus seinem Fenster: „Ich habe schon ein paar Mal die Polizei gerufen. Es ist doch auch eine Frage der Sicherheit, wenn jemand eindringt und vielleicht Feuer macht.“

Als die russischen Truppen 1994 aus dem Ostteil der wiedervereinten Stadt Berlin abzogen, verkaufte der Bund Teile der Hinterlassenschaft an private Investoren. Doch Russland behielt mehrere Eckgrundstücke. Vor drei Jahren sorgte ein Skandal für Aufsehen: Über hundert Wohnungen sollten verkauft werden. Ein Zahnarzt aus Grunewald gab sich mit gefälschten Vollmachten als Kreml-Beauftragter aus. Als der Schwindel aufflog, stellte die russische Botschaft sofort ihren Anspruch im Grundbuch wieder her.

Bei der zuständigen Senatsbauverwaltung in Berlin überwiegt insgesamt die Skepsis. Konkrete Pläne zur Nutzung der Häuser durch den Senat und das Bezirksamt setzten eine Rückübertragungs-Bereitschaft der Russischen Föderation voraus, heißt es dort. Doch daran mangele es derzeit. Berlin muss also wohl noch länger auf eine Lösung warten und die Geisterhäuser von Karlshorst weiter ertragen. ■