Gewerkschaft klagt an

Mit diesen Schrottautos muss die Berliner Polizei fahren!

GdP-Landeschef Stephan Weh schäumt vor Wut: „Wir sind mit Karren unterwegs, die wir normalerweise aus dem Verkehr ziehen würden!“

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Blick in das Innere eines Polizeiwagens aus Berlin: Mit Paketband wurden Teile der Beifahrertür notdürftig befestigt.
Blick in das Innere eines Polizeiwagens aus Berlin: Mit Paketband wurden Teile der Beifahrertür notdürftig befestigt.GdP Berlin

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) in Berlin ist sauer. Sie veröffentlichte jetzt Fotos von Polizeiautos, die mehr Schrottwagen als funktionstüchtige Fahrzeuge sind. „Wir sind mit Karren unterwegs, die wir normalerweise aus dem Verkehr ziehen würden!“, sagt GdP-Landesschef  Stephan Weh.

Die Bilder machen einen sprachlos. Sitze durchgesessen, Griffe an der Tür mit Paketband notdürftig festgeklebt. In einem anderen Einsatzwagen ist ein Sicherheitsgurt zerfetzt. Das sollen Polizeiwagen sein – kaum zu glauben!

Die GdP macht diese Bilder öffentlich, weil die Diskussion um den Sparhaushalt des Senats nicht auf Kosten der Sicherheit und der Ausstattung der Polizei gehen darf. Diese sei schon jetzt ein Desaster, wenn man sich die Situation des Fuhrparks der Berliner Polizei anschaut, heißt es in einer GdP-Mitteilung.

Ein total zerschlissener Sicherheitsgurt in einem Berliner Polizeiwagen. 
Ein total zerschlissener Sicherheitsgurt in einem Berliner Polizeiwagen. GdP Berlin

„Die Situation ist wirklich erschreckend. Wir bekommen als GdP beinahe täglich Meldungen über desaströse Fahrzeuge, defekte Funktionen und massive Sicherheitsrisiken“, sagt Berlins GdP-Chef Weh. „Selbst bei den neuesten Funkwagen, den Vitos, gehen ständig irgendwelche Teile kaputt, was kaum verwundert, weil auch hier ordentlich gespart wurde. Wir fahren mit Karren durch die Gegend, die wir als Polizei sonst eigentlich aus dem Verkehr ziehen würden. Meine Kolleginnen und Kollegen sollen auf Berlins Straßen und Wegen für Sicherheit sorgen, momentan bringen wir sie dabei immer häufiger in große Gefahr.“

GdP-Landeschef Stephan Weh
GdP-Landeschef Stephan WehFunke Foto Services/imago

Schrottkarren bei der Polizei: Bei einer Einsatzfahrt fing ein Wagen Feuer

Als Beispiel nennt der Polizeihauptkommissar einen Vorfall Mitte Juni, bei dem es während der Fahrt eines Funkwagens zu einem Kabelbrand mit offener Flamme im Inneren kam. Laut GdP liegt der Investitionsstau bei den Polizei-Fahrzeugen bei 40 Millionen Euro.

Die Gewerkschaft verweist auf Experten, die auf die Notwendigkeit hinweisen, dass der Bestand von aktuell 2.800 Polizeiwagen alle zehn Jahre ausgetauscht werden müsste, was demnach 280 neue Autos jedes Jahr bedeutet, wenn der Ist-Stand gehalten werden soll. Im Doppelhaushalt wären das 34 Millionen Euro, 27 Millionen Euro stehen aber nur zur Verfügung, so dass es statt der notwendigen Verbesserung schon jetzt immer schlechter wird. Sollten in Zukunft noch größere Streichungen erfolgen, wären die Auswirkungen noch dramatischer, heißt es in der GdP-Mitteilung.

So schlimm sieht es in den Berliner Polizeiwagen aus. Normalerweise gehören solche Autos aus dem Verkehr gezogen.
So schlimm sieht es in den Berliner Polizeiwagen aus. Normalerweise gehören solche Autos aus dem Verkehr gezogen.GdP Berlin

„Besonders im Funkwageneinsatzdienst haben wir Laufzeiten und Laufleistung, so dass immer häufiger Fahrzeuge ausfallen und in die Werkstatt müssen“, sagt GdP-Chef Weh. „Dort arbeiten zu schlecht bezahlte Kollegen, die aus Schrott auch kein Gold machen können und aufgrund fehlenden Personals gar nicht hinterherkommen.“

Die so genannten EWAs müssten nach Werkstattempfehlung mindestens alle sechs Jahre ausgetauscht werden, haben aber nach der Hälfte im Schnitt bereits 160.000 km runter. Schon jetzt bleiben sie oft mehr als sieben Jahre auf den Abschnitten, ehe sie in weniger frequentierte Bereiche gehen. Auch die viel gefahrenen Objektschutzstreifen müssen mindestens vier Jahre durchhalten. Da Berlin mittlerweile mehr Kollegen beim Objekt- und Personenschutz benötigt, werden hier Fahrzeuge mit über 200.000 km auf dem Tacho neu instandgesetzt – Reparatur-Dauergäste. ■