
Am Rande des Pariser Platzes befindet sich unter einem Gullydeckel ein Stück Berliner Stadtgeschichte. Derzeit gehen die Bauarbeiten am Bunker unter dem Hotel Adlon weiter voran. Der Verein Berliner Unterwelten will ihn von Schutt befreien und wieder zugänglich machen. Mithilfe von Eimern und Flaschenzug machten sich vor Kurzem Freiwillige ans Werk. „Dieser Bunker ist einzigartig“, sagt Dietmar Arnold vom Verein Berliner Unterwelten e.V. dem KURIER.
Prominente Hotelgäste fanden Schutz im Adlon-Bunker
In dem Bunker unter dem Luxushotel Adlon fanden während der Kriegsjahre 1943 bis 1945 Hotelgäste Schutz vor dem Berliner Bombenhagel. Viele von ihnen waren Prominente, darunter Ufa-Stars, Dirigent Herbert von Karajan oder der Mediziner Professor Ferdinannd. Dabei konnten sie sich weiter auf die Annehmlichkeiten des Hotels verlassen. Auf 42 Metern Länge und 14 Metern Breite konnten Hotelgäste sich auf zwei Stockwerken mit jeweils 20 Räumen unter einer drei Meter dicken Betondecke relativ sicher fühlen.
„Es gab Holzpaneele an den Wänden, Teppichboden und sogar dir Raumnummern sind heute noch an den Türen zu sehen“, sagt Dietmar Arnold. Ebenso sind die Lüftungsanlage und die Hygieneanlage noch vorhanden. Im Notfall wäre die Bunker auch heute noch als Schutzraum nutzbar, so Arnold. Noch im März 2025 stand der Bunker, der sich neben dem Hotel Adlon und vor der Akademie der Künste befindet, bei einer ersten Begehung durch Taucher der Berliner Feuerwehr komplett unter Wasser. Grundwasser war eingedrungen, seitdem die von Generatoren betriebenen Pumpen nach Kriegsende abgestellt waren. Von der Einrichtung der Räume ist nichts erhalten geblieben, sie wurden geplündert.
12 Tonnen Schutt und Dreck wurden aus den Bunker-Gängen herausgeholt
Nun haben an die 20 Ehrenamtliche des Vereins Berliner Unterwelten e.V., nachdem das Wasser vom THW abgepumpt wurde, Ende September in einer großen Aktion weitere Teile des Bunkers freigelegt. „Über zwölf Tonnen Schutt und Dreck konnten aus dem Gang zur Akademie herausgeholt werden, und die Grundreinigung der unteren Etage ist in vollem Gange“, berichtet Unterwelten-Gründer Dietmar Arnold. Zudem wisse man jetzt, unter welcher Telefonnummer man den Bunker erreichen konnte. Eine Inschrift in der Wand teilt die Bunker-Anschlussnummer mit: 12 11 52.

Der Verein Berliner Unterwelten wird bei seinen Bemühungen, den Bunker wieder zugänglich zu machen, von Felix Adlon, dem Ururenkel des Gründers, unterstützt. Allerdings gibt es bisher nur einen Zugang zu der Anlage durch den Gullydeckel. Mit einem Flaschenzug wurden durch diesen engen Durchlass Eimer mit Schutt an die Oberfläche befördert und anschließend abtransportiert.
Hitlers Baumeister nutzten den Bunker ebenfalls
Die obere Etage des Bunkers sei von Hitlers Generalbauinspektion, unter der Leitung von Albert Speer, genutzt worden, sagt Dietmar Arnold, die untere Etage wurde vom Auswärtigen Amt genutzt. Auch das Ministerium für Staatssicherheit habe sich zwischenzeitlich kurz für den Bunker interessiert, erzählte Arnold. Nach Gerüchten, dass von dort ein Tunnel in den Westen führen soll, begutachteten Mitarbeiter der Stasi den Bunker 1969. „Da liegt aber die S-Bahn dazwischen“, erklärt der Berliner-Unterwelten-Chef. Somit hätten die Stasi-Mitarbeiter schnell wieder das Interesse verloren.