Der klare KURIER-Kommentar

Film-Hauptstadt Berlin: Dieses Denkmal ist eine Schande für unsere Stadt!

Der „Boulevard der Stars“ am Potsdamer Platz sollte deutsche Film- und Fernseh-Stars ehren. Doch heute ist er nur ein gammeliges Stück Mittelstreifen.

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Schreckliches Bild am Boulevard der Stars: Rund um den Stern von Fritz Lang ist der Beton gesplittert, der rote Belag hat schon bessere Zeiten gesehen.
Schreckliches Bild am Boulevard der Stars: Rund um den Stern von Fritz Lang ist der Beton gesplittert, der rote Belag hat schon bessere Zeiten gesehen.Markus Waechter/Berliner KURIER

Berlin ist im Berlinale-Fieber – und alle, die sich für das Kino interessieren, schweben im siebten Himmel. Die Stars der Film-Welt sind zu Gast. Doch: Was ist das? Unweit des Berlinale-Palast am Potsdamer Platz empfängt eine besonders schaurige Attraktion die Berlin-Fans. Der „Boulevard der Stars“ soll Leinwand-Größen aus dem deutschsprachigen Raum ehren. Als Vorbild diente einst der „Walk of Fame“ in Los Angeles. Ob Schauspielerin Marlene Dietrich, Regisseur Wim Wenders oder Komponist Hans Zimmer: Hier sind sie alle versammelt!

Der „Boulevard der Stars“ am Potsdamer Platz ist eine Schande für die Berlinale-Stadt

Seit 2010 gibt es die Attraktion – und ich hielt sie immer für eine gute Idee. Ein langer, roter Teppich auf einem Mittelstreifen, dort eingelassen etliche Metall-Sterne mit den Namen der großen Film-Stars. Noch dazu gab es Säulen, durch die man schauen konnte – dann sah man die Stars sogar auf ihren Sternen stehen. Und das alles am Potsdamer Platz. Wer etwa im (inzwischen geschlossenen) Kino im Sony Center am Potsdamer Platz einen Film genießen oder das Museum für Film und Fernsehen im gleichen Gebäude besuchen wollte, konnte sich darauf einstimmen – oder aber danach noch einen Blick auf die großen Stars werfen.

Doch wer den „Boulevard der Stars“ aktuell besucht, der kommt ins Grübeln. Der rote Belag des Star-Teppichs: bröckelig, abgenutzt und alt. Die Sterne: Statt auf einem sehenswerten „Walk“ liegen einige in einem Bett aus Beton-Splittern. An einer Infotafel wurden sogar kleine Sternchen mit den Namen von Stars – darunter Daniel Brühl und Senta Berger – geklaut. Nötige Sanierungen wurden verschoben oder aufgrund knapper Kassen gar nicht in Angriff genommen. Der Tagesspiegel nannte den „Boulevard der Stars“ schon ein „Panoptikum der Schäbigkeit“ – das war vor zehn Jahren. Getan hat sich nichts, es wurde nur schlimmer.

An einigen Stellen des „Boulevard der Stars“ fehlen kleine Metall-Sterne - sie wurden mutmaßlich herausgebrochen und geklaut.
An einigen Stellen des „Boulevard der Stars“ fehlen kleine Metall-Sterne - sie wurden mutmaßlich herausgebrochen und geklaut.Achille Abboud/imago

Aktuell bestätigt ein Bericht der „BZ“, was hier eh viele ahnten: Im alten Glanz wird der Berliner Gammel-Boulevard nicht mehr erstrahlen. „Die Flächenbeläge sind seinerzeit mangelhaft ausgeführt worden und nur durch grundhafte Erneuerung in den ursprünglich geplanten Zustand zu versetzen“, sagte das Bezirksamt dem Blatt.

„Boulevard der Stars“ wird vorerst nicht im alten Glanz erstrahlen

Dafür seien keine Mittel vorgesehen. „Die Flächen werden in einem verkehrssicheren Zustand gehalten.“ Ich bin froh, dass man so vorgeht – dann haben die Berlin-Touristen zumindest noch für eine Weile die einmalige Chance, den Umgang Berlins mit den größten deutschen Film-Stars selbst zu bestaunen.

Aber Spaß beiseite: Ich finde, Berlin sollte das Ding endlich abreißen – in seinem jetzigen Zustand ist der verkommene Mittelstreifen der Berlinale-Stadt nicht würdig. Was würden wohl Romy Schneider, Loriot und Billy Wilder denken, wenn sie diesen Boulevard besichtigen würden. Und, was noch viel gruseliger ist: Was denken Stars wie Matthias Schweighöfer, Anke Engelke, Helge Schneider, Armin Mueller-Stahl, Senta Berger und Thomas Gottschalk? Wenn ich Filmstar wäre und sehen würde, wie mit meinem Namen umgegangen wird: Ich würde mich schleunigst in den nächsten Flieger setzen. ■