Eine verdunkelte Autobahn in Berlin hat einen regelrechten Wutsturm ausgelöst. Und auch der Berliner Senat zeigte sich über die Dunkel-Autobahn verstimmt. Der Bund hatte diese Entscheidung aus Kostengründen einfach getroffen und die Lichter teilweise ausknipsen lassen. Jetzt muss der Bund zurückrudern, denn Berlins Verkehrsverwaltung möchte keine Dunkel-Autobahn. Ebenso wenig wie die meisten Nutzer der Stadtautobahn in Berlin.
Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) will mit der Autobahn GmbH des Bundes noch einmal über die Sicherheit auf Berlins Straßen sprechen. Ausgeknipste Lichter und eine Dunkel-Autobahn sind mit ihr nicht drin. Ob dabei auch finanzielle Fragen eine Rolle spielen, bleibt unklar. Das ständige Hin und Her sorgt jedenfalls für Kopfschütteln – sowohl bei Institutionen als auch bei den Bürgern
Am Dienstag kam die Kehrtwende. Die Autobahn GmbH (AdB) entschied, dass die Lichter auf mehreren Abschnitten der Berliner Stadtautobahn A100 nun doch nicht ausgehen.
Zuvor hatte es, wie erwähnt, heftige Kritik und hitzige Diskussionen über die überraschende Entscheidung gegeben, die Beleuchtung still und heimlich abzuschalten. Besonders der Berliner Senat fühlte sich übergangen – der Bund habe das Ganze ohne Abstimmung mit den Landespolitikern durchgezogen, so der Vorwurf.
In einem Interview mit der „Berliner Morgenpost“ (Bezahlschranke) machte Ute Bonde nun deutlich: Sie will sich weiter für eine dauerhafte Beleuchtung der verbliebenen Abschnitte einsetzen. „Ich war sehr überrascht, dass die Autobahn GmbH des Bundes mein Haus nicht vorab über die Abschaltung informiert hat, auch wenn die Verantwortung für die Verkehrssicherheit auf der Berliner Stadtautobahn bei der Autobahn GmbH liegt“, erklärte sie.

Umso erleichterter sei sie jetzt über die Kehrtwende: Es freue sie, dass die Abschaltung der Beleuchtung gestoppt wurde. In den kommenden Gesprächen mit der Behörde will ihre Verkehrsverwaltung klären, warum überhaupt ein Teil der Lichter ausgeknipst werden sollte – und notfalls kritische Fragen stellen.
Dunkel-Autobahn: Sparen auf Kosten der Sicherheit?
Klar ist: Für Bonde hat die Verkehrssicherheit oberste Priorität – auch auf der Stadtautobahn, heißt es aus ihrer Senatsverwaltung. Ihr Ziel sei eine Lösung, die sowohl dem Sicherheitsaspekt als auch anderen Faktoren gerecht werde. Ob Berlin im Notfall selbst für den Weiterbetrieb der Beleuchtung zahlen würde, ließ das Haus jedoch bewusst offen.
Denn der Bund argumentierte bislang, dass die Beleuchtung keinen Einfluss auf die Unfallzahlen habe und ihre Abschaltung somit Energie, Geld und CO₂-Emissionen sparen würde. Aber genau diese Sichtweise brachte Berliner Politiker aller Parteien auf die Barrikaden.
Studie widerspricht dem Bund in Sachen Dunkel-Autobahn
Eine Studie aus dem Jahr 2015, damals in Auftrag gegeben von der SPD-geführten Senatsverwaltung, kommt nämlich zu folgendem Ergebnis: Demnach könnten nur auf maximal drei Abschnitten – zusammen gerade einmal 3,3 Kilometer – die Lichter ausgehen. Das wären rund elf Prozent der beleuchteten freien Strecke.
Der Spareffekt wäre allerdings gering: Die Energieeinsparung läge bloß bei sechs Prozent. Die restlichen Streckenabschnitte bräuchten die Beleuchtung weiterhin – wegen der hohen Verkehrsdichte und fehlender Standstreifen.
Die KURIER-Leser sehen das ganz ähnlich. So merkte Heiko G. an: „Ich fahre täglich im Dunklen über die A100, zurzeit teilweise ohne Beleuchtung. Normalerweise ist das problemlos, aber bei Regen sind die Fahrbahnmarkierungen nicht mehr zu erkennen. Wenn es dabei bleiben sollte, dass die Lichter aus bleiben, sollten die Fahrbahnmarkierungen erneuert werden.“
Ilja W. betonte ebenfalls: „Ich würde die unbeleuchtete Stadtautobahn nicht mehr befahren, weil ich schlecht im Dunklen sehen kann. Wer sich so was ausdenkt, nimmt bewusst Unfälle in Kauf.“
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