Stadtfuchs und Landfuchs

Der Berliner Fuchs setzt keine Pfote mehr nach Brandenburg

Nicht nur Menschen zieht es nach Berlin, auch immer mehr Füchse fühlen sich hier wohl. Von ihrer Verwandtschaft in Brandenburg wollen sie nichts mehr wissen.

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Ein junger Fuchs sitzt auf einem Dach in Charlottenburg. Immer mehr Rotpelze fühlen sich in Berlin wohl.
Ein junger Fuchs sitzt auf einem Dach in Charlottenburg. Immer mehr Rotpelze fühlen sich in Berlin wohl.Polizei Berlin

Bei einem Waldspaziergang einem Fuchs zu begegnen, kommt ziemlich selten vor. In der Stadt dagegen läuft einem schon eher ein Rotpelz über den Weg. Gerade in Berlin haben sich jede Menge Füchse breit gemacht. Und die sind, ganz Berliner eben, alles andere als scheu oder bange. Die Füchse hier haben gelernt, das bequeme Leben in der Stadt zu schätzen. Weshalb sie auch zu ihrer Verwandtschaft vom Land ein eher distanziertes Verhältnis haben.

Tatsächlich haben der Berliner Fuchs und sein Artgenosse in Brandenburg kaum noch Kontakt. Wissenschaftler stellten vor einigen Jahren fest, dass sich die Populationen nicht nur im Verhalten, sondern auch genetisch unterscheiden. Es wurde erwogen, ob die lange Trennung durch die Mauer dazu geführt haben könnte, dass es Unterschiede gibt im Erbgut der Füchse im Westen Berlins und denen im ländlichen Brandenburg. Allerdings ist der Mauerfall nun ja schon lang genug her, dass man wieder hätte zusammenfinden können. Als Hindernisse des Austauschs wurden unter anderem auch Flüsse ausgemacht. Letztlich – das überraschte auch die Forscher – ist offenbar schlicht die Stadtgrenze die stärkste Barriere.

Hat die Mauer die Füchse von Berlin und Brandenburg entfremdet?

Die Brandenburger Füchse sind ein wenig hasenfüßig und trauen sich nicht in den Trubel der Metropole. Für die Berliner Stadtfüchse wiederum ist eine Landpartie wenig attraktiv. Die haben sich quasi von Jägern, die in einem weiten Revier sich und ihre Jungen sattbekommen müssen, zu Sammlern entwickelt – die an jeder Ecke leckeres Futter finden. An der frisch gefüllten Biotonne, im Abfall am Imbiss, im Komposthaufen oder in draußen stehenden Futternäpfen für Katzen. Nicht zu vergessen die Mäuse und Ratten, an denen der Stadtfuchs seinen verbliebenen Jagdtrieb auslebt.

Zu befürchten hat der Berliner Fuchs nicht viel. Kein Jäger weit und breit, dafür viele Naturflächen um sich einen Bau zu buddeln oder einen ruhigen Schlafplatz zu finden. Auch wie man wohlbehalten eine Straße überquert, haben die anpassungsfähigen Rotpelze längst gelernt. Meist geht es gut aus.

Zu Besuch im Amt: Der kleine Fuchs im Dienstgebäude der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales machte vor drei Jahren Schlagzeilen.
Zu Besuch im Amt: Der kleine Fuchs im Dienstgebäude der Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales machte vor drei Jahren Schlagzeilen.Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales/dpa

Füchse leben als Patchwork-Family und in Männer-WGs

Die ersten Füchse eroberten in den 1950er Jahren Berlin für sich, seit den 1990ern bevölkern sie flächendeckend die Stadt. In unterschiedlichen Lebensmodellen, es gibt Familien und Singles, alleinerziehende Mütter und reine Männer-WGs. Der Fuchs ist eben flexibel und pragmatisch.

Eine Fuchs-Fähe mit ihrem Nachwuchs vor ihrem Fuchsbau in Reinickendorf.
Eine Fuchs-Fähe mit ihrem Nachwuchs vor ihrem Fuchsbau in Reinickendorf.Petra Schneider / Imago

Doch obwohl die Rotfüchse eher harmlose Gesellen sind und man sich absolut nicht vor ihnen fürchten muss, ist so manchem Berliner nicht wohl bei einer Begegnung mit dem Wildtier.  Oder er macht sich Sorgen. Neben den Waschbären sind Füchse die Spitzenreiter der Anfragen am Berliner Wildtiertelefon vom Naturschutzbund Deutschland (NABU). „Meist geht es dabei darum, dass die Anrufer einen humpelnden oder verletzten Fuchs gesehen haben und wissen wollen, was sie tun sollen“ berichtet Wildtierberaterin Katrin Koch. „Oft geht es auch um Füchse und ihre Baue im Hinterhof oder im Garten und wie man sich da verhalten soll.“

Auch dass die städtischen Rotpelze so wenig Scheu zeigen, verunsichert einige Menschen. Da denken noch immer viele gleich an Tollwut. Die Sorge ist unberechtigt: Deutschland, und damit auch Berlin, ist seit 2008 frei von der tödlichen Krankheit. Auch der Fuchsbandwurm wurde in Berlin seit einigen Jahren nicht mehr nachgewiesen. Doch nochmal zu den häufigen Fragen rund um den Fuchs. Hier die Ratschläge und Tipps der NABU-Experten:

Was tun, wenn man Füchse im Garten hat?

Den privaten Garten des Zweibeiners sieht der Fuchs auch als seinen Lebensraum. Wenn man die Tiere nicht auf seinem Grundstück haben will, kann man versuchen, sie mit Lärm und Licht zu verscheuchen. Die Chancen sind allerdings nicht allzu gut. Stadtfüchse sehen „den Menschen nicht als ihren Feind und kommen eher neugierig und interessiert näher, wenn man nur in die Hände klatscht oder schreit“, weiß man beim NABU. Ein scharfer Wasserstrahl oder Schlagen mit einer Rute auf den Boden ist effektiver.

Dauerhaft helfe nur ein richtig guter Zaun, rät Expertin Kathrin Koch: „Der Zaun sollte dann einen halben Meter in die Erde gelassen werden und zwei Meter hoch sein. Füchse können aus dem Stand 1,80 Meter überspringen.“ Was an Maßnahmen, um den Fuchs loszuwerden, ansonsten im Internet und im Baumarkt angeboten wird, etwa Duftstoffe oder Ultraschall, halten die NABU-Experten für wenig sinnvoll. Dafür sei der Fuchs zu schlau.

Fuchsbau in Hof oder Garten – was kann man dagegen tun?

Erst mal nachsehen, ob der Bau tatsächlich bewohnt und frequentiert ist. Füchse buddeln oftmals hier und da – und ziehen dann doch weiter. Tipp vom NABU, wie man feststellt, dass der Bau verlassen ist: „Stopfen Sie tagsüber einen Sack, Stoff, Papier, Folie oder ähnliches in den Zugang. Ist der ,Stöpsel' am nächsten Morgen unberührt, können Sie den Bau verfüllen.“ Den Bau mit einem großen, schweren Stein oder einem beschwerten Brett verschließen. So fängt der Fuchs hier nicht wieder an, weiter zu buddeln.

Was tun, wenn man einen verletzten Fuchs findet?

„Sieht man einen humpelnden Fuchs, sollte man ihn bitte in Ruhe lassen“, sagt Claudia Harnisch vom Berliner Wildtiertelefon. Das ist kein Fall für einen Tierarzt. Der Fuchs ist ein Wildtier und entsprechend zäh, er kommt auch mit Verletzungen klar. Harnisch: „In der Regel zieht sich der Fuchs zurück und erholt sich.“ Quält sich ein Tier mit seinem Leiden oder ist es nicht mehr mobil, kann es durch eine Nottötung erlöst werden. In dem Fall informiert man den örtlichen Polizeiabschnitt. Die Nottötung übernehmen in Berlin Polizei und/oder Stadtjäger. Einen toten Fuchs meldet man beim Ordnungsamt.

Füchse auf keinen Fall füttern

Aus vermeintlicher Tierliebe werden Füchse immer wieder gefüttert. Das ist nicht nur verboten (mit Strafen bis zu 5000 Euro), sondern bringt das Tier auch in Gefahr. Das Füttern kann die Rotpelze zahm machen, sie gewöhnen sich daran, fangen an zu betteln und bleiben nicht mehr auf Abstand zu Menschen. Füchse finden genug artgerechte Nahrung, zum Überleben brauchen sie uns Menschen nicht.

Ein Fuchs bedient sich am Wannsee am Abfalleimer. Eigentlich braucht er das nicht, er würde auch genügend artgerechte Nahrung in der Stadt finden.
Ein Fuchs bedient sich am Wannsee am Abfalleimer. Eigentlich braucht er das nicht, er würde auch genügend artgerechte Nahrung in der Stadt finden.Stephanie Pilick/dpa

Weitere Fragen zum Fuchs in der Stadt? Die Experten der NABU-Wildtierberatung geben Auskunft unter: Tel. 030 / 54 71 28 91