Vogel-Zählung

Berlin, wo sind nur deine kleinen Spatzen geblieben?

Naturschützer sind in Sorge um die Berliner Spatzen. Die werden immer weniger. Warum fühlen sich Sperlinge in Berlin nicht mehr wohl?

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Naturschützer sind in Sorge um den Berliner Spatz. Sie verzeichnen einen drastischen Rückgang der Sperlinge.
Naturschützer sind in Sorge um den Berliner Spatz. Sie verzeichnen einen drastischen Rückgang der Sperlinge.Dreamstime / Imago

Ist es Ihnen auch schon aufgefallen? In Berlin gibt es immer weniger Spatzen.  „Allmählich machen wir uns ernsthaft Sorgen um die Berliner Spatzenpopulation“, sagt Rainer Altenkamp, erster Vorsitzender des NABU Berlin, nach der Auswertung der diesjährigen Vogel-Zählaktion. Was sind die Gründe für den Rückgang bei den Sperlingen?

Bei der neuesten Aktion „Stunde der Gartenvögel“ (fand vom 8. bis 10. Mai statt) hatten nicht nur weniger Menschen teilgenommen, es wurden auch weniger Vögel gezählt. 1900 Berliner Vogelfans beteiligten sich an der einstündigen Zählerei und meldeten genau 30.180 gesichtete Vögel. Pro Garten waren es im Schnitt 24,8 gefiederte Genossen, zehn Prozent weniger als im Vorjahr, als es noch 27,7 waren.

Besonders dramatisch war der Rückgang bei den Haussperlingen, gemeinhin Spatzen genannt. Die sind zwar immer noch auf Platz 1 der Berliner Rangliste bei der „Stunde der Gartenvögel“. Jedoch brach die Zahl der Hausspatzen um 28 Prozent ein. Und das, nachdem sie bereits in den Vorjahren deutlich zurückgegangen sei, wie der NABU berichtet. Die Zahl der Feldsperlinge habe sich im Vergleich zu 2024 sogar fast halbiert, sodass die Art nicht mehr unter den Top Ten in Berlin rangiert.

Bislang trotzte der Berliner Spatz noch dem bundesweiten Trend

„Die Ergebnisse der Zählaktion decken sich mit unseren eigenen Beobachtungen: Es gibt in diesem Jahr einfach weniger Haussperlinge“, sagt Rainer Altenkamp. Bislang hätten die Berliner Spatzen dem bundesweiten Bestandsrückgang noch recht gut getrotzt. Doch nun machen sich die Berliner NABU-Experten um den Bestand Sorgen.

Werden in Berlin die Spatzen immer seltener werden, wie es in anderen deutschen Großstädten schon der Fall ist? Das sei schwer zu sagen, meint der Berliner NABU-Chef Altenkamp. „Wir wissen nicht, was die Ursache des Rückgangs ist. Selbst da, wo sich am Angebot an Niststätten und Lebensräumen nichts geändert hat, sehen wir weniger Haussperlinge. Das ist beunruhigend.“

Möglicherweise, so Altenkamp, habe die Kombination aus Kälte und Trockenheit in diesem Frühjahr die Brut der Spatzen verzögert, weil es an Insektennahrung fehlt. Umso wichtiger sei es, die Population der Spatzen nicht zusätzlich unter Druck zu setzen. Nistplätze müssten geschützt werden, etwa auch bei der Gebäudesanierung. Sträucher in Gärten und Grünanlagen müssten erhalten und vermehrt angepflanzt werden.

Auch wenn sie insgesamt weniger werden in Berlin sind Spatzen bei der Zählung immer noch auf Platz 1. Und wo es was für sie zu holen gibt, sind sie auch zahlreich zur Stelle.
Auch wenn sie insgesamt weniger werden in Berlin sind Spatzen bei der Zählung immer noch auf Platz 1. Und wo es was für sie zu holen gibt, sind sie auch zahlreich zur Stelle.Christian Spicker / Imago

Der Star ist auf Platz 2 der Vogel-Zählung

Bei der „Stunde der Gartenvögel“-Zählung hielt sich übrigens der Star auf Platz 2, während die in diesem Jahr früh zurückgekehrten Mauersegler die Ringeltaube von Platz 3 auf Platz 4 verdrängten. Die Kohlmeise landete auf Platz 5.

In ganz Deutschland zählten die Vogelfans über 1,2 Millionen Vögel, doch auch hier gab es einen Rückgang bei vielen der gefiederten Tiere. Viele Vögel hätten mit fehlender Nahrung, Hitze, Trockenheit und anderen Problemen zu kämpfen, sagte der Vogelschutzexperte des NABU Deutschland, Martin Rümmler. Weniger Biodiversität auf den Äckern, am Waldrand und in Gärten führe zu weniger Nahrung, Nistplätzen und Lebensräumen.

Liebe Leser, haben Sie auch bemerkt, dass es weniger Spatzen gibt in Berlin? Oder sind die frechen kleinen Vögel bei Ihnen auf Balkon oder im Garten noch häufig zu Besuch? Schreiben Sie uns an leser-bk@berlinerverlag.com oder kommentieren Sie unseren Beitrag auf Facebook oder bei X. Wir freuen uns auf Ihre Zuschriften!