Sanierung beginnt

Comeback eines DDR-Juwels: Biergarten Café Warschau feiert Rückkehr

Einst war das Café Warschau eines von sieben Nationalitätenrestaurants in Ostberlin. Jetzt wird der Biergarten des DDR-Juwels wieder flott gemacht.

Author - Stefanie Hildebrandt
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Nach der Sanierung soll der Biergarten am Café Warschau so aussehen.
Nach der Sanierung soll der Biergarten am Café Warschau so aussehen.WBM

Kellnerinnen mit weißen Häubchen und Schürzen. Bunte Sonnenschirme auf einem großzügigen Areal direkt an der Karl-Marx Allee in Berlin-Mitte. Üppige Pflanzen in Blumenkübeln, ein Brunnen auf dem Platz, drumherum Kaffeegedeck und Torte. Das Café Warschau, betrieben von der HO, war nach seiner Eröffnung am 1. Mai 1953 ein beliebter Anziehungspunkt in Ostberlin. Jetzt wird der Außenbereich des Kult-Lokals wieder flott gemacht und knüpft an alte Zeiten an.

„Café Warschau“ war beliebtester Biergarten der DDR

Auf zwei Stockwerken konnten einst im Café Warschau zu Spitzenzeiten bis zu 400 Gäste versorgt werden. Nachdem die Grünanlagen auf der Stalinallee gestaltet wurden, wurde im Sommer auf dem Vorplatz ein Gartenrestaurant eingerichtet. Die Spezialität des Hauses: Warschauer Torte mit Mandeln und Nüssen. Man traf sich zu Festen und Konzerten, das Café Warschau war auch als Tanzlokal in der DDR eine gute Adresse.

Genau dieser Biergarten soll nun in neuem Glanz erstrahlen. Die Wohnungsbaugenossenschaft Mitte, WBM, hat mit der denkmalgerechten Modernisierung des Außenbereichs in der Karl-Marx-Allee 93 begonnen.

Das  HO-Restaurant Café Warschau auf der heutigen Karl-Marx-Allee war eine beliebte Adresse.
Das HO-Restaurant Café Warschau auf der heutigen Karl-Marx-Allee war eine beliebte Adresse.imago stock&people

„Mit großem Respekt vor der Geschichte des traditionsreichen Ortes wird die Gartenanlage als lebendiges Gartendenkmal wiederhergestellt – und zugleich für eine moderne, ganzjährige gastronomische Nutzung fit gemacht. Der beliebte Biergarten bleibt in seiner historischen Struktur erhalten“, teilt der Sprecher der WBM dem Berliner KURIER mit. Die WBM ist Eigentümerin der direkt an das ehemalige Café Warschau angrenzenden Fläche.

In den 1970er Jahren wurde hier ein Gartenrestaurant als Servicegebäude für den Biergarten errichtet. Aus der Zeit stammen auch die typischen Gestaltungselemente wie Waschbetonkuben und Natursteinmauern.

Diese werden jetzt denkmalgerecht saniert und modernisiert. Das Gebäude ist aktuell nicht beheizbar, zudem fehlt die brandschutztechnische Ausstattung für eine ganzjährige gastronomische Nutzung. Bisher hatte der „James June Sommergarten“ die Fläche gastronomisch genutzt. Nach dem Umbau und der Sanierung wollen die Betreiber am gleichen Standort weiter machen.

Respekt vor dem Erbe der DDR

„Mit großer Sorgfalt und Respekt für die historische Substanz sichern wir das Erbe dieses traditionsreichen Ortes und schaffen gleichzeitig moderne Rahmenbedingungen für die Gastronomie über das ganze Jahr. Die Fertigstellung ist für Mai 2026 vorgesehen“, so der WBM-Sprecher.

Es entsteht ein moderner Restaurantbetrieb mit einem rund 225 Quadratmeter großen Innenbereich sowie einer überdachten und begrünten Außenterrasse. Der historische Springbrunnen im Herzen des Gartens wird restauriert, technisch modernisiert und wieder zum Leben erweckt.

EIn Mosaik aus DDR-Zeit wird im Gartenrestaurant an der Karl-Marx-Allee 93 Berlin Friedrichshain wieder frei gelegt.
EIn Mosaik aus DDR-Zeit wird im Gartenrestaurant an der Karl-Marx-Allee 93 Berlin Friedrichshain wieder frei gelegt.Andreas Süß

Außerdem werden zwei vorhandene Mosaike – im Musikpavillon sowie an der Rückwand des Verbindungsbaus zum ehemaligen Café Warschau – behutsam gereinigt und künftig öffentlich zugänglich gemacht. Im Café Warschau selber residiert seit der Wende das Computerspielemuseum. Ins obere Stockwerk zog nach der Wende der Kreisverband Friedrichshain der Arbeiterwohlfahrt. Das Café Warschau war mit der Wende Geschichte.

Im ehemaligen Café Warschau befindet sich seit 2011 das Computerspielemuseum.
Im ehemaligen Café Warschau befindet sich seit 2011 das Computerspielemuseum.Behring / Imago

Nationalitätengaststätten waren der in der DDR der Renner

Die Berliner hatten keine Lust mehr auf typische Speisen der ehemaligen sozialistischen Nachbarstaaten. Dem Restaurant, zu dem eine ikonische geschwungene Treppe in den ersten Stock führte, erging es wie den anderen Nationalitätenrestaurants, von denen es sieben in der Stadt gab. Es musste schließen.

Ins Haus Budapest, das ungarische Speisen und Weine anbot, zog nach der Wende ein Steakhouse. Im ebenso bekannten Café Moskau in der Karl-Marx-Allee 34 residierten verschiedene Clubs. Im Haus Sofia in der Leipziger Straße befindet sich heute ein China-Restaurant. Die Nationalitätengaststätten waren der Renner in Ostberlin und zählten mit ihrem außergewöhnlichen Speisenangebot und den gehobenen Preisen zu den besten Adressen in der DDR-Gastronomie.

Waren Sie früher auch im Café Warschau zu Gast? Schicken Sie uns Ihre Erinnerungen per Mail an wirvonhier@berlinerverlag.com!