Er war der wohl bekannteste Clown im Fernsehen der DDR, verzauberte Kinder und Erwachsene gleichermaßen – und hat einen festen Platz im Herzen vieler Menschen im Osten: Clown Ferdinand. Die Figur mit der roten Nase, den roten Haaren und der riesigen Sonnenblume am Mantel ist ein fester Teil der Geschichte des DDR-Fernsehens. Aber: Wussten Sie, dass der Clown nicht nur auf dem TV-Bildschirm zu sehen war, sondern auch auf der riesigen Bühne des Friedrichstadt-Palast stand – und dass der tschechische Schauspieler Jiří Vršťala noch anderen Figuren im Film Leben einhauchte? Wir erinnern an Clown Ferdinand – und den Mann, der ihn zum Leben erweckte.
Clown Ferdinand brachte Kinder und Erwachsene im DDR-Fernsehen zum Lachen
Rote Nase, rote Haare, hohe Stirn, schwarz-weißes Gesicht, Sonnenblume am Mantel: So haben viele Menschen Clown Ferdinand in Erinnerung. Doch wer steckte in der besonderen Figur, die viele Kinder so sehr liebten? Es war der tschechische Schauspieler Jiří Vršťala, der Clown Ferdinand zum Leben erweckte – und das bereits im Jahr 1956! Erfunden wurde die Figur von Jindřich Polák, einem tschechischen Regisseur, der vor allem Kinderfilme schuf, und dem Schauspieler selbst. Seine ersten Auftritte hatte Clown Ferdinand in einer Produktion des tschechoslowakischen Fernsehens.
Danach kam der schnelle Erfolg: Bereits 1957 wurde der Clown zum Star der Bühnen-Show „Clown Ferdinand im Zauberland“ im Berliner Friedrichstadt-Palast. Die gleiche Revue war übrigens noch Sprungbrett für einen ganz anderen DDR-Star: Dr. Peter Kersten, der später als „Zauberpeter“ durch seinen „Zauber auf Schloss Kuckuckstein“ berühmt wurde, stand in der Show an Ferdinands Seite. Es folgte eine steile Karriere für den Spaßmacher mit der roten Nase: Schallplatten und Bücher kamen auf den Markt, dazu stand Jiří Vršťala als Clown Ferdinand in etlichen Produktionen des Fernsehens der DDR vor der Kamera.
Die großen und kleinen Zuschauer konnten ihn unter anderem in „Clown Ferdinand geht durch die Stadt“ (1959), „Clown Ferdinand fährt zum Deutschen Fernsehfunk“ (1960) und in „Clown Ferdinand bäckt eine Torte“ (1959) erleben. Mit „Clown Ferdinands wundersame Abenteuer“ kam sogar ein Film für die Kinos der DDR auf den Markt, in denen verschiedene Filme (z.B. „Clown Ferdinand und die Chemie“ und „Clown Ferdinand und der Koffer“) zusammengefasst wurden. Nach etlichen Produktionen kam im DDR-Fernsehen außerdem eine 13-teilige Serie heraus, die sich um Ferdinand drehte. Seinen letzten Auftritt im Fernsehen hatte Ferdinand 1983 in „Ferdinand im Reich der Töne“.
Schauspieler Jiří Vršťala spielte Clown Ferdinand – und wurde damit berühmt!
Für Schauspieler Jiří Vršťala war Clown Ferdinand der große Durchbruch: Ohne schauspielerische Ausbildung kam er nach dem Zweiten Weltkrieg an ein Engagement im Theater in Liberec. Von dort gelangte er zum „Realistischen Theater“ in Prag und später zum Prager Stadttheater. Es folgten die Auftritte als Clown Ferdinand. Doch das war nicht die einzige Rolle, die die Karriere von Jiří Vršťala prägte. Viele Film-Fans dürften ihn außerdem aus dem DEFA-Klassiker „Die Söhne der großen Bärin“ kennen, hier spielte er 1966 den Verbrecher Red Fox, den Bösewicht des Films. Ein krasser Kontrast zu Clown Ferdinand, der alle Kinder unterhielt.

Der Schauspieler war übrigens mit seiner Kollegin Angelica Domröse liiert, die unter anderem im Kult-Film „Die Legende von Paul und Paula“ die Hauptrolle spielte. Die beiden heirateten 1966, Jiří Vršťala siedelte nach Ost-Berlin über. Doch im Jahr 1975 folgte die Trennung. Domröse berichtete später in einem Interview mit der „Super Illu“, dass daran auch der Alkohol schuld war. „Jiri war ein wunderbarer Mensch. Ich war 24, er 45, als wir uns kennen lernten, und ich hatte in seiner Nähe das Gefühl von Wärme“, sagte sie dem Blatt. „Bis der Alkohol ihn so veränderte, dass unser gemeinsames Leben unerträglich schwer wurde.“

Der Alkohol zerstörte das Leben von Clown Ferdinand, 1983 zog sich Jiří Vršťala zurück
Im Fernsehen war er der Clown, im Privatleben zerstörte der Alkohol das Leben. Das dunkle Geheimnis des Spaßmachers. Sie habe ihm irgendwann nicht mehr helfen können, sagte Domröse. „Das machte mich unglücklich. Ich habe damals nicht einmal verstanden, dass das eine Krankheit ist. Nach den Dreharbeiten zu ,Daniel Druskat‘ habe ich meine Koffer gepackt. Ich musste mich entscheiden, für die eigene Arbeit - oder dazu, Jiris Krankenschwester zu werden.“ So kam es zur Trennung. Ein paar Jahre später, 1983, zog sich Jiří Vršťala aus der Arbeit als Schauspieler zurück, um zu schreiben. Zuletzt lebte er laut Berichten im Berliner Bezirk Pankow, doch im Jahr 1999 starb der einst beliebte Kinderstar an Krebs.
Seine Fans erinnern sich noch heute gern an Clown Ferdinand. „Der schönste Clown, den ich je gesehen habe, ich liebte seine Geschichten“, schreibt eine Frau in einer Facebook-Gruppe, in der die großen Stars der DDR gewürdigt werden. Ein Mann kommentiert: „Red Fox in ,Die Söhne der großen Bärin‘ ... ganz toll gespielt mit Gojko Mitic in der Hauptrolle! Und immer wieder als Clown Ferdinand, ich habe ihn immer sehr gern gesehen!“ Und eine andere Frau kommentiert: „Als Red Fox gehasst und als Clown Ferdinand geliebt, bis heute geliebt. Und das bleibt bis in alle Ewigkeit für mich.“ Übrigens: Erst am 31. Juli wäre Jiří Vršťala 104 Jahre alt geworden. ■