Aufträge müssen her

Große Sorge um Filmstudios Babelsberg

Gelände und Hallen verpfändet, in drei Jahren sind 36 Millionen Euro fällig. 

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Haupteingang zu den Filmstudios in Potsdam Babelsberg. 
Haupteingang zu den Filmstudios in Potsdam Babelsberg. imago stock&people

Die traditionsreichen Studios Babelsberg schauen auf eine bewegte Geschichte und auf eine ungewisse Zukunft. Hier, wo die Wiege des deutschen Films steht, hat ein US-Finanzinvestor das Sagen. Doch wegen mangelnder Aufträge geriet der Drehort in die Miesen. Das Gelände mit Halle wurde verpfändet, berichtet B.Z.

„Metropolis“, „Der blaue Engel“,  „Inglourious Basterds“, „Sonnenallee“, „Operation Walküre“ „3 Engel für Charlie“ oder „Matrix Resurrections“ – Dutzende berühmte Filme wurde in Babelsberg gedreht. Doch seit 2022 geht es für die zweitgrößten Filmstudios in Europa mit langer UFA und DEFA-Geschichte unter der Ägide eines amerikanischen Finanzinvestors TPG bergab.

Nach Ausfällen während der Corona-Pandemie setzten ab 2023 Streiks der US-Gewerkschaften der Drehbuchautoren und Schauspieler dem Drehort zu, sorgten für monatelange Produktionsausfälle.

Die deutsche Filmschauspielerin Marlene Dietrich betört als Lola-Lola in dem von Josef von Sternberg inszenierten Ufa-Film „Der blaue Engel“ die Männerwelt. 
Die deutsche Filmschauspielerin Marlene Dietrich betört als Lola-Lola in dem von Josef von Sternberg inszenierten Ufa-Film „Der blaue Engel“ die Männerwelt. dpa

„Die Streiks haben insbesondere US-Studios und Streamingdienste dazu veranlasst, ihre Budgets noch strikter zu kontrollieren und sich verstärkt auf kostengünstigere Produktionsstandorte weltweit zu konzentrieren“, sagt eine Sprecherin von Studio Babelsberg zur B.Z. Produktionen wanderten etwa nach Tschechien oder Spanien ab. Ein weiterer Kostenfaktor, der perspektivisch zu Einsparungen animiert: der Einsatz von KI bei Filmdrehs. 

Die Folge: seit 2023 ist die Studio Babelsberg AG in den Miesen: von  9,5 Millionen Euro Verlust berichtet die B.Z.

In der wirtschaftlich angespannten Lage nahm die Studio Babelsberg AG laut B.Z. bei einer ausländischen Bank ein Darlehen über 36,5 Millionen Euro auf und verpfändete dafür ihre gesamten Grundstücke und Gebäude. Laufzeit des Kredits: drei Jahre.

Darlehen unmöglich zurückzuzahlen

„Die Situation von Studio Babelsberg ist höchst beunruhigend“, sagt Michael Kunert, Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger. Die Transaktion sei undurchsichtig. „Es ist ausgeschlossen, dass Studio Babelsberg nach drei Jahren in der Lage ist, das Darlehen zurückzuzahlen. Es besteht die Gefahr, dass das Studiogelände in der Größenordnung nicht erhalten werden kann.“

Ob Babelsberg überleben kann, hängt laut Studio-Sprecherin von der Novellierung der Filmförderung ab: „Nur Standorte mit attraktiven Anreizsystemen haben eine Chance.“ Kulturstaatsministerin Claudia Roth plant eine Reform, mit der Produktionen staatliche Zuschüsse für 30 Prozent ihrer Kosten erhalten, doch ob und wann sie kommt, ist offen.

„Die Branche braucht jetzt dringend ein Signal, um Planungssicherheit zu bekommen“, so die Sprecherin gegenüber B.Z. „Der Vorlauf bei großen, insbesondere internationalen Filmen und Serien beträgt mehrere Monate.“ Ohne eine Perspektive sehe die Zukunft düster aus. ■