Der Morgen danach

Schüsse in Köpenick: Bahnhofstraße wieder frei – Täter festgenommen

Am Mittwoch wurde in der Bahnhofstraße in Köpenick ein Mann niedergeschossen. Der SEK-Einsatz dauerte bis in die Abendstunden - wie ist der Stand am Morgen danach?

Teilen
Die Kripo ist in der Köpenicker Siedlung Mittelheide im Einsatz. Hier soll es auch die Festnahme gegeben haben. 
Die Kripo ist in der Köpenicker Siedlung Mittelheide im Einsatz. Hier soll es auch die Festnahme gegeben haben. Pressefoto Wagner

Am Morgen nach dem Blutbad von Köpenick ist scheinbar die Normalität zurück. In der Bahnhofstraße, in der am Mittwochmittag ein Mann einen andern niedergeschossen hatte, scheint an diesem trüben Tag alles wie immer. Autos, Busse und Straßenbahnen verstopfen die Straße in beide Richtungen. Doch was ist mit dem Täter? Den hat die Polizei am Donnerstagvormittag festgenommen.

Nur knapp einen Kilometer von dem Tatort entfernt, soll die Polizei den mutmaßlichen Schützen (41) festgenommen haben. Ein Deutscher, der dem Haftrichter vorgeführt werden soll. Aufgrund eines Videos und Zeugenaussagen hätte man den Mann schnell identifiziert. Fakt ist: Nach KURIER-Informationen gab es seit dem Mittwochabend in der Stadtrandsiedlung Mittelheide einen Polizeieinsatz, die sich unweit des Tatortes befindet. Staatsaltaltsprecher Stefan Büchner bestätigte dem KURIER, dass es im Zusammenhang mit den Schüssen auf Imbisse in der Bahnhofstraße eine Wohnungsdurchsuchung gab.

Ermittler sichern in einer Wohnung Beweismittel.
Ermittler sichern in einer Wohnung Beweismittel.Pressefoto Wagner

Schüsse in Köpenick: Ist der Verhaftete auch der Mann, der auf die Imbisse schoss?

Doch wer ist der Mann, der wie ein Wilder am Mittwoch mit offensichtlich zwei Waffen durch die Bahnhofstraße zog und dabei einen Mann verletzte? „Aus ermittlungstaktischen Gründen kann ich dazu noch nichts sagen“, sagt der Staatsanwaltssprecher. Erst nach der richterlichen Entscheidung wollen die Ermittlungsbehörden mehr Details zu dem Fall öffentlich machen. „Das wird erst am Freitag der Fall sein“, sagt Sprecher Büchner. Bisher gebe es nur den Verdacht, dass der Verhaftete auch der Schütze von der Bahnhofstraße sei.

Rückblick: Mittwochmittag, kurz vor 11 Uhr. Ein Mann zieht in einem China-Imbiss seitlich des Haupteinganges vom Forum Köpenick eine Pistole. Er schießt einem Mann völlig unvermittelt in die Brust – Zeugenaussagen zu folge mindestens dreimal. Der Mann kommt später schwer, aber nicht lebensgefährlich, verletzt in Begleitung eines Notarztes in ein Krankenhaus.

Nach Schüssen in Köpenicker Bahnhofstraße ist Stimmung gedrückt

Dann geht der Täter seelenruhig auf die anderen Straßenseite, die Kapuze seiner dunklen Jacke über den Kopf gezogen, und zückt am Fenster erneut die Pistole. Richtet sie auf den Mitarbeiter, der gerade am Herd steht und im ersten Moment nichts mitbekommt. Doch die Waffe entlädt nicht.

Polizei und SEK sind in der Bahnhofstraße in Köpenick im Einsatz. Hier wurde eine Person durch Schüsse verletzt.
Polizei und SEK sind in der Bahnhofstraße in Köpenick im Einsatz. Hier wurde eine Person durch Schüsse verletzt.Marco Porzig/TNN/dpa

Er steckt sie – so zeigen es Bilder einer Überwachungskamera – vermeintlich in die Tasche, zieht eine andere Waffe, entsichert sie und drückt ab. Die Scheibe zerberstet. Der Mitarbeiter schmeißt sich auf den Boden und bleibt unverletzt. Dann flüchtet der Täter in Richtung Mandrellaplatz. An der dortigen Tanzschule verliert sich seine Spur. Laut Medienberichten soll der Schütze unter dem Einfluss von Drogen gestanden haben. Die Staatsanwaltschaft wollte dies nicht bestätigen.

Auch auf eine Dönerbude in der Köpenicker Bahnhofstraße hat der Täter geschossen. Das zeigen Bilder einer Überwachungskamera. Hier wurde zum Glück niemand verletzt.
Auch auf eine Dönerbude in der Köpenicker Bahnhofstraße hat der Täter geschossen. Das zeigen Bilder einer Überwachungskamera. Hier wurde zum Glück niemand verletzt.Sceenshot
In der Bahnhofstraße in Köpenick sind am Mittwoch vor einer Dönerbude Schüsse gefallen. Das SEK war im Einsatz.
In der Bahnhofstraße in Köpenick sind am Mittwoch vor einer Dönerbude Schüsse gefallen. Das SEK war im Einsatz.Marco Porzig/TNN/dpa

Bis in die Abendstunden bleibt die Bahnhofstraße rund um den Tatort voll gesperrt. Straßenbahnen und Busse der BVG werden umgeleitet. Autos stauen sich auf den Umfahrungen. Besorgte Eltern holen Kinder, die sonst allein von der Schule kommen, lieber mit dem Auto ab. Die Stimmung ist gedrückt in der sonst so wuseligen Straße mit ihren vielen Geschäften, Bäckereien und Friseuren. 

Bahnhofstraße in Köpenick nach Schüssen wieder frei

Doch das Leben muss weitergehen. Und es geht weiter. Auch wenn die Polizei am Morgen über die Deutsche Presseagentur mitteilt, dass der Täter weiter auf der Flucht ist, nach ihm mit Hochdruck gefahndet wird, ist die Normalität keine 24 Stunden nach dem Verbrechen zurück in Köpenick.

Kurz nach Öffnung der Läden ist der KURIER am Ort der Brutalität. Der Döner-Imbiss hat bereits eine neue Scheibe. Nur ein paar wenige Splitter der Scherben, die unmittelbar vor dem Laden vermutlich beim Saubermachen in den Ritzen des Kopfsteinpflasters hängen geblieben sind, erinnern an die schreckliche Tat. Ein Mitarbeiter des City-Grills kauft bei Rewe nebenan Konserven und Zucker fürs Tagesgeschäft.

Am Morgen nach den Schüssen auf die Dönerbude in der Bahnhofstraße ist die Scheibe repariert. Der Betrieb läuft normal weiter.
Am Morgen nach den Schüssen auf die Dönerbude in der Bahnhofstraße ist die Scheibe repariert. Der Betrieb läuft normal weiter.Berliner KURIER

Auch der Asia-Laden gegenüber, bei dem das Opfer schwer verletzt wurde, hat geöffnet. Nur am Bahnhof stehen noch zwei Mannschaftswagen der Polizei. Und auch das ist ungewöhnlich: Als der KURIER sich vor Ort umsieht, rasen mehrere Autos der Kriminaltechnik in Richtung Mittelheide durch den Bahnhof. Ihr Ziel ist dort die Wohnung des mutmaßlichen Täters, in der nun seit Mittwochabend die Spurensicherung am Werk ist.

Fakt ist: Die Sperrung der Bahnhofstraße ist aufgehoben. Kinder fahren wieder mit dem Bus zu Schule - wenn auch mit einem mulmigen Gefühl. Eltern kommen auf dem Weg zur Arbeit wieder durch den Bahnhof. Alles wie immer - irgendwie aber auch nicht.