Bundesratsinitiative kommt

Brandenburger Landesregierung gibt den Wolf zum Abschuss frei

Das wird Landwirte freuen und Tierschützer ärgern: Das Land Brandenburg wird noch in dieser Woche eine Bundesratsinitiative einreichen, die das Wolfsjagdverbot aufheben soll.

Author - Norbert Koch-Klaucke
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Zwei Wölfe im Wildpark Schorfheide: Die Landesregierung macht nun einen weiteren Schritt in Richtung Abschuss dieser Tiere.
Zwei Wölfe im Wildpark Schorfheide: Die Landesregierung macht nun einen weiteren Schritt in Richtung Abschuss dieser Tiere.Hohlfeld/imago

Tierhalter und Tierfreunde – heftige Debatten wurden um den Wolf in Brandenburg geführt. Einen harten Kurs versprach da die neue Landesregierung aus SPD und BSW. Am heutigen Dienstag steht nun ihr Beschluss: Mit einer Bundesratsinitiative noch in dieser Woche soll der Wolf zum Abschuss freigegeben werden – nicht nur in Brandenburg.

Berlins Nachbar ist das Bundesland mit den meisten Wölfen. 58 Rudel wurden vergangenes Jahr in Brandenburg gezählt. In Deutschland sind es insgesamt 209 Rudel. Der Wolfsbestand wächst immer weiter und sorgt vor allem bei Nutztierhaltern für Aufregung. Seit langem fordern einige den Abschuss von Wölfen, weil Meister Isegrim ihre Schafe oder Ziegen auf der Weide tötet.

Bisher ist das Bejagen des Wolfes verboten. Um dieses zu ermöglichen, muss unter anderem das Bundesjagdgesetz geändert werden. Das geht zum Beispiel mittels einer Bundesratsinitiative, die nun das Land Brandenburg am kommenden Freitag (21. März) einbringen will. Der Beschluss dazu wurde am heutigen Dienstag im Kabinett in Potsdam gefasst.

Mit der Bundesratsinitiative wird die Bundesregierung aufgefordert, die erforderlichen nationalen Rechtsänderungen vorzubereiten, um den Wolf bundesweit ins Jagdrecht aufnehmen zu können. Zudem soll sie sich in Brüssel für eine schnelle Anpassung des Schutzstatus in der bestehenden Naturschutz-Richtlinie der EU einsetzen. Auch diese verbietet die Bejagung des Wolfes.

Ein getötetes Schaf auf einer Weide (hier in Sachsen-Anhalt): Es soll von einem Wolf gerissen worden sein.
Ein getötetes Schaf auf einer Weide (hier in Sachsen-Anhalt): Es soll von einem Wolf gerissen worden sein.Wolfram Weber/imago

„Der sprunghafte Anstieg der Zahl der Wölfe in den letzten Jahren verursacht erhebliche Schäden bei der Weidetierhaltung. Brandenburg ist davon besonders betroffen“, sagt Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD). Man brauche „eine effiziente Kontrolle über die Entwicklung des Wolfsbestandes“. „Dazu gehören natürlich auch Abschüsse unter klaren Regeln. Nur so können wir auch Akzeptanz für den Schutz des Wolfes schaffen.“

Schutz der Weidetiere: Müssen Wölfe dafür wirklich abgeschossen werden?

Doch müssen Wölfe wirklich abgeschossen werden, um durch Menschenhand den Bestand der Tiere auf ein verträgliches Maß zu bringen? Laut dem Landesamt für Umwelt (LfU) sind die registrierten Wolfsrisse an Nutztieren im vergangenen Jahr in Brandenburg sogar um rund 40 Prozent zurückgegangen.

2024 gab es laut der Behörde 279 Angriffe auf Nutztiere, 79 weniger als 2023. Die Zahl der Wolfsrisse verringerte sich sogar um 418 auf 1047. Einen so starken Rückgang der Tierschäden hat es in Brandenburg seit ihrer ersten Registrierung im Jahr 2007 nicht gegeben.

Kein Wunder, dass Tierschützer erklären, dass ein Abschuss des Wolfes gar nicht notwendig sei. „Der Rückgang zeigt, dass die Schutzmaßnahmen der Tierhalter wirken“, sagt Christiane Schröder, Wildtier-Expertin und Chefin des Naturschutzbundes (Nabu) in Brandenburg.

Ministerpräsident Dietmar Woidke und seine Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt prosten sich auf der Grünen Woche zu: Auch beim Thema Wolfsabschuss sind sie sich einig.
Ministerpräsident Dietmar Woidke und seine Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt prosten sich auf der Grünen Woche zu: Auch beim Thema Wolfsabschuss sind sie sich einig.Martin Müller/imago

Sie hält die Wolfsjagd für kontraproduktiv. „Die Jagd verursacht mehr Bewegung und Stress für die Wölfe. Sie sind dadurch gezwungen, schneller Beute zu machen. Da sind schlecht geschützte Nutztiere leichte Opfer“, sagt Schröder.

Landwirtschaftsministerin Hanka Mittelstädt (SPD) erklärt dagegen: „Mich erreichen Anfragen von besorgten Menschen, in deren unmittelbarer Umgebung Wölfe auch in Ortslagen gesichtet wurden. Mich erreichen Klagen der Landwirte, die in ihren Tierbeständen zunehmend mit Wolfsrissen zu tun haben. Solche Sorgen nehme ich ernst.“

Die Klagen der Landwirte treiben die SPD-Politikerin um. „Sie sind für mich ein starkes Signal, dass Politik hier dringend handeln muss. Und deshalb werden wir die Bundesratsinitiative starten.“ Sie wies darauf hin, dass das Land Brandenburg aber auch die Anschaffung und Errichtung von wolfssicheren Zäunen sowie Anschaffung, Ausbildung und Unterhalt von Herdenschutzhunden fördere. ■