Das Berliner Abgeordnetenhaus hat am Montag die Pflanzung von Hunderttausenden Bäumen beschlossen. Stellt man sich Berlin im Jahr 2040 so vor, wie es die Initiative „Baumentscheid“ es sich erträumt, spaziert man in 15 Jahren nicht durch eine Betonwüste, sondern durch eine grüne Oase. Die Parteien haben deren Gesetzesentwurf kurzerhand übernommen, weil sie eine Klage fürchteten.
Wer ist schon gegen mehr Bäume?
Über eine Million Straßenbäume soll es bis 2040 in Berlin geben. Kein Wunder, dass in kürzester Zeit 30.000 Menschen die Initiative mit ihrer Unterschrift unterstützten. Wer ist schon gegen Bäume?
Dass es wieder mehr Stadtbäume werden sollen, ist ein guter Plan. Doch wie wäre es, wenn man zunächst damit anfinge, auch die Bäume, die schon da sind zu erhalten?

Überall in der Stadt protestieren Menschen für den Erhalt von Stadtgrün. In Späthsfelde geht die Angst vor Kahlschlag um. Eine Schnellstraße soll dort gebaut werden, wo jetzt schon Bäume wachsen. Die Angst geht in Innenhöfen in Pankow und Lichtenberg. Dort sollen alte Bäume weichen, weil Wohnungen gebraucht werden. Die Angst geht auf einem Schulhof in Weißensee um, wo trotz guter Alternativen alte Eichen gefällt werden sollen. Es ließen sich viele weitere Bespiele finden. Ein Gesetz ist immer nur so gut, wie seine Umsetzung.
Die Baumliebe des Senats wird zukünftig auch daran gemessen werden, wie pfleglich er mit vorhandenen Bäumen umgeht. Ein neu gepflanzter Baum braucht Jahrzehnte, bis er dieselbe Klimawirkung entfalten kann wie ein alter Baum mit ausgewachsener Krone.
Alte Bäume sind viel klimawirksamer
Wenn der Entscheid für mehr Bäume in der Stadt nicht nur grüne Augenwischerei vor der Wahl bleiben soll, muss in der gesamten Stadtentwicklung ein Umdenken stattfinden. Bauen auf bereits versiegelten Flächen muss gefördert werden. Parkplätze, Supermarktdächer, Aufstockung und die Umnutzung von leerstehenden Gebäuden werden viel zu selten energisch vorangetrieben.


