Einstöckige Supermärkte mit Wohnungen bebauen anstatt Neubauten auf Grün zu errichten, das fordert der Nabu Berlin. 
Einstöckige Supermärkte mit Wohnungen bebauen anstatt Neubauten auf Grün zu errichten, das fordert der Nabu Berlin.  imago/Waldmüller 

Auf einer interaktiven Karten tummeln sich die rot markierten Grundstücke. Überall in der Stadt sind sie zu finden: Grundstücke, vor allem Parkplätze, die bereits versiegelt sind. Wer hier baute, könnte sich viele Neubauten auf der grünen Wiese sparen, so der Nabu mit seiner Forderung: Stadtnatur statt Versiegelung!

985 Hektar bereits versiegelte Flächen hat der Naturschutzbund in Berlin ermittelt. Eine Fläche fünf Mal so groß wie der Tiergarten. Nicht alle eignen sich gleichermaßen gut für den Bau von Wohnungen. So ist etwa der Pankower Wochenmarkt auf der Karte rot umrandet. Andere Grundstücke wiederum ließen sich bestimmt gut in die Höhe entwickeln.  Bleiben wir in Pankow: hier wird in der Dietzgenstraße ein Aldimarkt zu einem Wohnhaus umgebaut und erweitert. Viele der Nabu-Potentialflächen sind solche Supermarkt-Parkplätze. 

Parkplätze, Supermärkte, leere Gebäude 

20.000 neue Wohnungen sollen pro Jahr in Berlin entstehen. Gleichzeitig möchte die Regierung bis 2030 eine Netto-Null-Flächenversiegelung erreicht haben. Rot-Grün-Rot habe sich zuletzt im Koalitionsvertrag zu diesem Zeil bekannt. Wie  aber passe  das zusammen, wenn immer mehr Frei- und Grünflächen dem Bauen zum Opfer fallen?, fragt der Nabu in einem Positionspapier.

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Bei den Flächen handelt es sich vorrangig um große Parkplätze, einstöckige Supermärkte und andere Bauten sowie leer stehende Gebäude. Sie könnten bebaut werden, ohne Schaden für Artenvielfalt und Natur anzurichten. Etwa 75 000 Menschen könnten so Wohnraum finden so der Nabu. 

Noch mehr Versiegelung können wir uns nicht leisten 

„Es ist höchste Zeit, das Potenzial bereits versiegelter Flächen für die Nachverdichtung zu nutzen, statt weiterhin große neue Stadtquartiere auf der grünen Wiese zu planen“, sagt Juliana Schlaberg, Naturschutzreferentin des NABU Berlin. „Natürlich ist es einfacher, große Freiflächen zu bebauen, aber das können wir uns in Zeiten des Klimawandels und des Artensterbens einfach nicht mehr leisten!“

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Den Löwenanteil der 985 Hektar Potenzialfläche machen Parkplätze aus (846 Hektar), gefolgt von einstöckigen oder leer stehenden Gebäuden (57 Hektar). Alle 4892 Potenzialflächen lassen sich auf einer interaktiven Karte einsehen. „Der Senat muss endlich seine Hausaufgaben machen und konsequent den Bau von Wohnungen auf diesen Flächen in Gang bringen“, sagt Schlaberg. „Für die Aufstockung niedriger Gebäude und die Bebauung versiegelter Plätze Anreize zu schaffen und Hindernisse auszuräumen, sollte Chefinnensache sein!“

Nabu Positionspapier für nachhaltige Stadtentwicklung 

Die Flächenerhebung ist Teil des Positionspapiers „Stadtnatur statt Versiegelung“, in dem der NABU Berlin seine Standpunkte und Forderungen für eine nachhaltige Stadtentwicklung zusammenfasst. Darin fordert der Verband die konsequente Aufstockung aller statisch geeigneter Gebäude, die Bebauung großer Parkplätze sowie die Umnutzung leer stehender Gebäude, etwa von Büroflächen, die wegen des Trends zum Homeoffice nicht mehr benötigt werden.

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Jährliche Wohnbedarfsprüfungen, an denen sich die Zahl der erteilten Baugenehmigungen orientiert, sollen verhindern, dass am Bedarf vorbei gebaut wird. Auch fordert der Nabu Berlin, das Tempelhofer Feld, die Elisabeth Aue , das Pankower Tor, Friedhöfe und grüne Innenhöfe zu erhalten 

„Solange nicht alle anderen Potenziale auf bereits versiegelten Flächen ausgeschöpft sind, dürfen begrünte Innenhöfe nicht bebaut werden“, sagt Schlaberg. Auch wenn in den Höfen zumeist eher häufige Vogel- und andere Tierarten vorkämen, seien sie für viele Anwohner doch ein wichtiger und mitunter der einzige erreichbare Ort, der ein Naturerleben möglich mache.