Berlin hat ein ausgezeichnetes Öffi-Netz, täglich rollen U-Bahnen, S-Bahnen, Busse und Straßenbahnen durch die Stadt. Auch Autos sind reichlich unterwegs. Aber: Wussten Sie, dass es für alle, die besonders gern zu Fuß gehen, ein Wegenetz gibt, das einen beinahe vergessen lässt, dass man in der deutschen Hauptstadt ist? Immer mehr Berliner, die das zuvor nicht wussten, bekommen es nun mit, denn: An verschiedenen Ecken der Stadt tauchen aktuell neue, seltsame Schilder auf. Ein grüner Punkt, darauf ein weißer Bär mit Rucksack – was hat es damit auf sich?
Weißer Bär auf grünem Grund: Was hat DIESES Schild in Berlin zu bedeuten?
Haben auch Sie schon eines der Schilder gesehen, die in den vergangenen Monaten in verschiedenen Berliner Kiezen aufgetaucht sind? Meist handelt es sich um kleine Schilder aus Metall, die an extra installierten Pfosten befestigt sind. Darauf zu sehen: Ein großer Punkt mit einem weißen Berliner Bären, der einen Rucksack trägt und einen Stock in der Hand hält. Ergänzt wird der Bär durch einen Pfeil, der in unterschiedliche Richtungen zeigen kann, und eine Zahl. Das Geheimnis hinter den Schildern liegt in der Ausrüstung des Bären: Rucksack und Stock verweisen auf das Berliner Wanderwegenetz, auch bekannt als „Grüne Hauptwege“.
Die gibt es bereits seit Jahren – ins Leben gerufen wurden 20 Wege, die Berlins Parks, Grünanlagen und Wälder miteinander verbinden. Wer gern wandert, der kann sich von den Schildern durch ganz Berlin führen lassen. Und das auf unterschiedlichen Streckenlängen: Der kürzeste der 20 Grünen Hauptwege ist der Bullengrabenweg, der sich in Spandau befindet und nur sieben Kilometer lang ist. Wer Berlin einmal vollständig von West nach Ost durchqueren will, kann dafür den Spreeweg nutzen – er führt, wie es der Name verrät, an der Spree entlang, ist satte 63 Kilometer lang und trägt ist die Nummer 1 der Berliner Wanderwege.

Bisher mussten Wanderer, die sich auf die Wege begaben, allerdings nicht nur Proviant und festes Schuhwerk, sondern auch starke Nerven mitbringen. Der Grund: Die Beschilderung ließ streckenweise zu wünschen übrig. Oft waren es Aufkleber, die den Wanderern den Weg wiesen – ein blauer Streifen auf weißem Grund galt als Erkennungszeichen der Grünen Hauptwege. Manchmal wurden die Markierungen mit Farbe auf Bäumen angebracht, manchmal laminierte Kärtchen an Verkehrsschildern befestigt. Wer nicht genau auf die Beschilderung achtete, konnte da schonmal im Nirgendwo langen und vom Weg abkommen.
Grüne Hauptwege aufpoliert: Berliner Wanderwege werden jetzt neu beschildert
Das ändert sich seit dem vergangenen Herbst: „Um die Sichtbarkeit der Grünen Hauptwege zu steigern und Orientierung zu bieten, werden seit Oktober 2024 entlang der Strecken neue Schilder aufgestellt“, teilt die Grün Berlin GmbH mit. Manchmal sind es die kleinen Metallschidler, die die richtige Richtung anzeigen, manchmal richtige Wegweiser mit Entfernungsangaben zu verschiedenen Zielen. Gekennzeichnet sind die Wanderwege nun mit dem Bären-Logo. Und: Sogar die Anbindung per Öffis ist an manchen Stellen ausgeschildert – so wird es einfacher, die Berliner Wanderwege in Etappen zu absolvieren.

Es dauert bis Ende 2025: 575 Kilometer Wanderwege müssen beschildert werden
Allerdings wird es noch eine ganze Weile dauern, bis das Projekt abgeschlossen ist. Denn: Das Berliner Wanderwegenetz zieht sich über insgesamt 575 Kilometern durch die ganze Stadt. Im vierten Quartal 2024 seien bereits die ersten sechs Wege gekennzeichnet worden - der Kaulsdorfer Weg (Nummer 8), der Britz-Buckower-Weg (Nummer 10), der Wannseeweg (Nummer 11), der Barnimer Dörferweg (Nummer 13), der Tiergartenring (Nummer 19) und der Bullengrabenweg (Nummer 20). Bis Ende 2025 sollen die Markierungen auch ihren Weg auf die anderen Grünen Hauptwege finden.

„Bis zur endgültigen Realisierung behalten die übrigen Wege ihre weiß-blaue Klebe-Markierung“, heißt es bei der Senatsverwaltung für Umwelt. „Es wird also für diese Zeit ein Nebeneinander von Wegen mit neuer und Wegen mit alter Markierung geben.“ 5000 Schilder sollen am Ende stehen, die Kosten für das Projekt belaufen sich auf insgesamt 755.000 Euro. „Die Grünen Hauptwege Berlin bieten nun die unwiderstehliche Möglichkeit, die eigene Stadt von ihrer besonders schönen, naturnahen Seite kennenzulernen“, sagte Verkehrssenatorin Ute Bonde bei der Vorstellung der Schilder. Man könne die Wegstücke auch in den täglichen Weg zu Arbeit, Schule oder Kita integrieren. „Wer gut zu Fuß ist, kann aber auch längere Strecken absolvieren und dabei Berlin von seiner grünen Seite kennenlernen.“