Ein Hundeleben für 20.000 Euro

Berliner Tierärztin rechnet vor: So teuer wird ihr Haustier wirklich!

In deutschen Haushalten gibt es viele Millionen Haustiere, nicht nur Hunde und Katzen. Was viele nicht ahnen: Auch Kaninchen und Meerschweinchen kosten im Laufe ihrer Lebenszeit viele Tausend Euro.

Teilen
Ein Herz und eine Seele: Hund und Kaninchen können perfekt matchen.
Ein Herz und eine Seele: Hund und Kaninchen können perfekt matchen.ardea/imago

Für viele Kinder ist es der größte Wunsch. Ein eigenes Haustier. Es muss aber nicht immer gleich ein Hund oder eine Katze sein. Die Tiere für Anfänger sind meist kleiner. Kaninchen werden sehr zutraulich, wenn man viel Zeit mit ihnen verbringt.  Wellensittichen zuzusehen, wie sie sich gegenseitig putzen und füttern, wärmt das Herz. Aber eines muss einem immer klar sein: Haustiere sind nicht billig. Eine Berliner Tierärztin rechnet vor.

Bevor man für seine Kinder ein Haustier nach Hause holt, gilt es einiges abzuwägen. Anschaffung, Futter, Steuer, Haftpflichtversicherung, das alles kann schnell sehr teuer werden – vor allem bei Hunden. „Für das erste Lebensjahr muss man bei einem Hund als Basis mit 500 Euro Tierarztkosten rechnen“, erklärt die Berliner Tierärztin Dr. Jana Kudritzki, die eine Praxis in der Neuköllner Sonnenallee leitet, im aktuellen Apothekenmagazin „Eltern“.

Ein Katzenleben kostet bis zu 13.300 Euro, ein Hundeleben bis zu 20.000 Euro

Für einen Hund, der 14 Jahre alt wird, belaufen sich die Kosten laut dem Deutschen Tierschutzbund auf bis zu 20.000 Euro, für eine Katze, die durchaus 16 Jahre alt werden kann, auf 13.300 Euro – aber nur, wenn nichts schiefgeht und die Gesundheit mitspielt. Dennoch haben sich in Deutschland etwa zehn Millionen Menschen für einen Hund entschieden, 16 Millionen für eine Katze.

Erscheint der finanzielle Aufwand für einen Hund oder eine Katze zu hoch oder recht der Platz nicht aus, kommt es oft zu einem Kompromiss: Ein Hamster oder ein Kaninchen zieht ein. Doch Tierärztin Kudritzki warnt: „Der Aufwand wird häufig unterschätzt.“ Zumal manchen Tieren die menschliche Gesellschaft nicht reicht. So sollten Kaninchen und Meerschweinchen mindestens zu zweit gehalten werden. Für welches Tier man sich auch entscheidet, einen Rat von Kudritzki sollte man bei der Wahl unbedingt befolgen: „Finger weg von Modetieren und Qualzuchten.“ Nicht selten stecken hinter einem niedlichen Aussehen schwere Krankheiten.

Ob Hund, Katze, Kaninchen oder Wellensittich: Mehr als 34 Millionen Haustiere leben in deutschen Haushalten. Die Experten vom Deutschen Tierschutzbund erklären, mit welchen Kosten zu rechnen ist, was man vor der Anschaffung unbedingt wissen muss.

Goldhamster: Sind strikte Einzelgänger und schlafen tagsüber über. Nachts werden sie aktiv und bewegen sich viel, beispielsweise in einem Laufrad. Goldhamster werden bis zu drei Jahre alt. Sie brauchen neben Körnern, Samen, Grünfutter und Gemüse auch tierisches Eiweiß. Sie bewegen sich viel und brauchen einen großen Käfig (1 Quadratmeter Grundfläche, mind. 70 Zentimeter hoch). Ein 3-jähriger Hamster kostet mindestens 3130 Euro. Ein Tier kostet rund 20 Euro. Dazu kommen die Basiskosten (Gehege, Näpfe, Tunnel, Sandbad) von 680 Euro, jährliche Kosten von bis zu 1025 Euro für Futter, Heu, Einstreu und Gesundheitschecks. 

Viele Kinder wünschen sich sich ein Haustier. Wichtig: Zwergkaninchen sollten die alleine gehalten werden.
Viele Kinder wünschen sich sich ein Haustier. Wichtig: Zwergkaninchen sollten die alleine gehalten werden.Funke Medien Service/imago

Meerschweinchen: Sie sind sehr gesellig und sollten mindestens zu zweit gehalten werden. Die Tiere bewegen sie sich gerne und benötigen viel Platz, werden sechs bis acht Jahre alt. Auf ihrem Speiseplan stehen neben Heu täglich vielfältiges Grünfutter, ergänzt um Gemüse und ein wenig Obst. Meerschweinchen bewegen sich viel und brauchen als scheue Fluchttiere Platz zum Rennen und  Rückzugsmöglichkeiten zum Verstecken. Pro Tier muss der Käfig mindestens einen halben Quadratmeter groß sein. Zwei 8-jährige Meerschweinchen kosten bis zu ihrem Lebensende 7000 Euro und mehr. Auch hier die Anschaffungskosten nicht das Problem (60 Euro für zwei Tiere). Dazu kommen die Basiskosten (Gehege, etc.) und jährliche Kosten von 830 bis 1520 Euro für Futter, Heu und Einstreu. Dazu kommen Kosten für Kastration und Tierarztbesuche. 

Zwergkaninchen brauchen zum Hoppeln und Haken schlagen einen Partner

Zwergkaninchen: Sollte man auch nur im Doppelpack oder größeren Gruppen halten. Zum Hoppeln und Haken schlagen benötigen Zwergkaninchen viel Platz. Zwei Kaninchen brauchen mindestens ein Gehege mit einer Grundfläche von sechs Quadratmetern – am besten im Garten. Zu kleine Käfige führen zu Verhaltensstörungen (Beißen, an Gitterstäben knabbern). Zwei 10-jährige Kaninchen kosten mindestens 10.770 Euro. Zum Kaufpreis (60 bis 80 Euro pro Tier) kommen die Basiskosten (Gehege, Spielzeug, Buddelkiste) von 400 bis 850 Euro), jährliche Kosten von 1015 bis 1865 Euro) für Futter, Einstreu und Gesundheitschecks mit Impfungen sowie Sonderkosten für Tierarzt und Kastration.

Katzen: Mit 15,2 Millionen Exemplaren das beliebteste Tier in deutschen Haushalten. Junge Katzen sollten mindestens zehn Wochen bei ihrer Mutter bleiben. Wichtig: Es muss immer ein Katzenklo mehr vorhanden sein als Katzen im Haushalt leben. Bei zwei Katzen sind dementsprechend mindestens drei Katzenklos notwendig. Katzen sind schnell gelangweilt, vor allem, wenn sie ausschließlich in der Wohnung leben. Ausgiebiges Spielen ist deshalb sehr wichtig. Machen Sie das Spielen zu einem festen Ritual, am besten zu einer festen Tageszeit. Eine 16-jährige Katze kostet mindestens 13.300 Euro. Zum Kaufpreis (ab 100 Euro) gesellen sich die Basiskosten (Katzenklo, Spielzeug, etc.) von 200 bis 500 Euro, jährliche Kosten (Futter, Gesundheitschecks mit Impfungen, Entwurmung, Parasitenbehandlung, Einstreu, OP-/Tierkrankenversicherung) von 800 Euro und zusätzliche Sonderkosten für den Tierarzt.

Hunde: Mit 10,6 Millionen Tier nur auf Platz 2. Hunde sind immer eine langfristige Entscheidung, sie können bis zu 14 Jahre alt werden. Sprechen Sie im Vorfeld auch mit Vermieter und Hausverwaltung ab, ob ein Hund in der Wohnung erlaubt ist. Zur Grundausstattung gehören Fress- und Wassernapf, Halsband und Leine sowie Spielzeug. Wichtig: Sie müssen täglich viermal mit Hund raus, egal ob es regnet oder schneit. Ein 14-jähriger mittelgroßer, nicht gelisteter Hund kostet während seiner Lebenszeit mindestens 17.500 bis 20.000 Euro. Bei einer Anschaffung aus dem Tierheim müssen Sie mit Kosten von 300 bis 500 Euro rechnen. Dazu müssen Sie dann die Basiskosten (Körbchen, Leine, etc.) von 230 bis 720 Euro und jährliche Kosten von 1200 bis 1350 Euro für Futter, Hundesteuer, Versicherung, Impfungen und Entwurmungen addieren. Weitere Kosten fallen für den Tierarzt oder die Hundeschule an. ■